Einzigartig in Bayern: Funkturm mit Aussichtskanzel
30.10.2014, 08:59 UhrAls vor Jahren bekannt wurde, dass im Zuge des Aufbaus eines neuen digitalen Funknetzes auch ein Mast hoch über Pottenstein errichtet werden soll, meldete die Stadt zunächst Bedenken an, handelt es sich doch um einen Standort im Landschaftsschutzgebiet. Diese Argumentation schien zunächst wenig Erfolg zu bringen, wurde doch von staatlicher Seite für den Fall einer Ablehnung eine Zwangsmaßnahme angedroht.
Doch Bürgermeister Frühbeißer ließ nicht locker, setzte alle möglichen Hebel in Bewegung, bis schließlich eine Erörterung mit Staatssekretär Gerhard Eck vom Bayerischen Innenministerium den Durchbruch brachte. Der Kompromiss: Pottenstein stimmt zu, wenn über einen Aussichtsturm ein touristischer Mehrwert damit verbunden ist. Mehr noch: Es sollte kein Aussichtsturm von der Stange entstehen, sondern ein Bauwerk, das der exponierten Lage im Schutzgebiet über der Pottensteiner Burg gerecht wird.
Das Staatliche Bauamt Bayreuth beauftragte das Architekturbüro „Fischer Planen und Bauen“ aus Feucht, das seit Beginn des Mobilfunkzeitalters mit einer kompletten Abteilung auf die Planung und Ausführung von Sende- und Antennenanlagen spezialisiert ist, gerade auch bei der naturschonenden Einbindung in Landschaftsschutzgebiete.
Es wurde eine moderne Planung vorgelegt, die in der Form an einen Pokal oder an eine in die Luft zeigende Blüte erinnert. Auch die Bezeichnung „Himmelsleiter“ gefällt Stefan Frühbeißer gut, kennzeichnet den Turm doch eine offene Treppenanlage, die durchaus etwas Mut erfordert, liegt die Unterkante der Antennenanlage und somit die Turmoberkante doch bei 34,50 Meter. Anders als all die anderen Funkmasten ist der Pottensteiner nicht aus Beton, sondern aus in der Sonne blinkendem Stahl.
Die Bauausführung wurde der Berliner Firma „Turmbau Steffens und Nölle“ übertragen, einem international tätigen Spezialunternehmen, das unter anderem auch den Funkturm in Berlin oder den Olympiapark in München mit errichtet hat.
75 Tonnen Stahl verbaut
Diese Spezialisten haben insgesamt 75 Tonnen Stahl verbaut, wobei allein die Aussichtskanzel, die neben dem Turm montiert und jetzt im Ganzen mit einem Kran die die Höhe gehievt wurde, mit gut 20 Tonnen zu Buche schlägt. Die Berliner ließen den Funkmasten in Tschechien in der Nähe von Prag fertigen, die futuristische Treppenanlage mit weiteren Aussichtsplattformen in Plauen. Für einige Spezialteile hat man auf das Können von Robert Friedrich aus Pegnitz zurückgegriffen.
Nicht ganz einfach war es, die große Menge Stahl auf den Berg zu schaffen. Eine logistische Meisterleistung waren auch An- und Abtransport des fünfachsigen 60-Tonnen-Krans, was auf der engen und kurvenreichen Burgstraße das ganze Können des Fahrers herausforderte. Weil die Kurve an der Burg selbst zu eng war, musste von dort aus jeweils die halbe Strecke rückwärts zurückgelegt werden.
Bei der Montage der Aussichtskanzel war auch Bürgermeister Frühbeißer vor Ort. Dort erfuhr er, dass die Arbeiten an Turm und Antennen möglichst vor dem Wintereinbruch abgeschlossen werden sollen. Der Aufgang bleibt dann allerdings gesperrt, bis voraussichtlich vor Ostern die offizielle Einweihung erfolgen soll. Bis dorthin sollen auch der Parkplatz am „Kapellenhof“ in Elbersberg vergrößert und eine Brotzeithütte im Anschluss an das Technikgebäude unmittelbar neben dem Masten fertig sein.
Beim Baustellentermin waren sich alle mit Bürgermeister Frühbeißer einig: „Das Projekt zeigt, dass es sich lohnt, um eine Sache mit vollem Einsatz zu kämpfen.“
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