Erste Brauerei geschlossen: Aufseßer bangen ums Bier
12.10.2017, 17:22 UhrWie berichtet gilt seit Montag eine Abkochanordnung, nachdem Kolibakterien im Trinkwasser gefunden wurden. Inzwischen wird das Trinkwasser durch eine provisorisch eingebaute Anlage gechlort, wie Bürgermeister Ludwig Bäuerlein (CSU) während der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend informierte. Braumeister Hilmar Reichold von der gleichnamigen Brauerei in Hochstahl hat inzwischen die Reißleine gezogen und seine Bierproduktion bis auf weiteres eingestellt.
An die Tür seines Gasthofs hat Reichold ein Plakat mit Heftpflaster geklebt, auf dem zu lesen ist, dass die Brauerei Reichold zum 10. Oktober ihre Produktion wegen Rohstoffproblemen eingestellt hat. Bier, das vor dem 8. Oktober abgefüllt wurde, wird noch verkauft. "Das reicht vielleicht noch eine Woche", sagte Jörg Reichold, Juniorchef der Brauerei Reichold. Er war zur Gemeinderatssitzung gekommen, weil er wissen wollte, ob es in Sachen Trinkwasser was Neues gibt.
Dialog mit den Brauereien
Bürgermeister Bäuerlein sprach während der Sitzung von einer ganz geringen Menge an Keimen, die gefunden wurde. "Vor zwei Jahren hätten wir darüber nicht einmal diskutiert", so Bäuerlein. Dennoch musste die Gemeinde auf Nummer sicher gehen und mit Rücksprache des Landratsamts die Abkochverordnung erlassen und inzwischen auch eine provisorische Chlorung einbauen. Es werden zudem ständig weitere Proben gezogen. Bäuerlein hofft, dass man die Abkochanordnung bald aufheben kann. Allerdings muss danach aus Sicherheitsgründen noch weitere drei Wochen gechlort werden.
Woher die Keime im Trinkwasser kommen, kann Bäuerlein nicht sagen. Er ist sich aber sicher, dass die Landwirtschaft daran nicht schuld ist, sondern ganz normale Einschwemmungen nach den starken Regenfällen der letzten Tage und Wochen. Mit den Brauereien sei die Problematik inzwischen auch besprochen worden. Auch für die Brauereien gilt die Abkochanordnung, so Bäuerlein, der hofft, am Freitag mehr zu wissen.
"Der Brauer ist immer in der Haftung und keiner konnte mir bis jetzt sagen, dass ich weiter Bier abfüllen darf", so allerdings Jörg Reichold. Denn Kolibakterien sind die schlimmsten Bierkeime.
Kein Risiko
Reichold will kein Risiko eingehen. Um sein Bier zu brauen, wird das Wasser zwar abgekocht und somit die Bakterien getötet, nicht aber um seine Bierflaschen zu spülen. "Wir warten nun bis Freitag, bis dahin wird kein Bier gebraut", so Reichold, der nun die Gemeinde am Zug sieht. Denn diese hätte die Verpflichtung, einwandfreies Trinkwasser zu liefern. Notfalls auch mit Containern. Sein Weizenbier kann aber weiterhin hergestellt werden, da es im Lohnbrauverfahren von einer externen Brauerei gebraut wird. Im Lokal selbst wurde das Tafelwassergerät abgeschlossen. Außerdem haben die Reicholds bereits eine Rechtsanwältin eingeschaltet, um eventuell Schadenersatzforderungen zu klären.
Ein Problem sieht Reichold aber auch in der Chlorung. Denn Chlor könnte den Biergeschmack beeinflussen. Das größte Problem sieht auch Braumeister Frank Rothenbach von der Aufseßer Brauerei Rothenbach in der Chlorung. Gegen die Bakterien hat Rothenbach schon seit Jahren eine Ultrafiltrationsanlage, über die nicht nur sein Brau- sondern auch sein Spülwasser läuft. Daher will Rothenbach weiter brauen und hat ebenfalls Proben vor und nach der UV-Anlage nehmen lassen, die derzeit noch ausgewertet werden. Rothenbach rechnet, dass ihm dieser Befund ebenfalls am Freitag vorliegt.
"So ganz ohne ist das mit der Chlorung nicht", sagt aber auch Braumeister Rothenbach. Denn es komme darauf an, ob es gebundenes oder ungebundenes Chlor sei. Und wie hoch die Konzentration des Chlors im Trinkwasser sein wird. "Denn wenn das Chlor eine gewisse Höhe überschreitet, greift es die Hefe an", so Rothenbach. Und falls dies der Fall wäre, was er nicht hofft, könnte auch er kein Bier mehr brauen. "Das mit den Keimen kriegen wir aber in den Griff", ist sich Rothenbach sicher.
Für Braumeister Martin Schuster von der Brauerei Stadter in Sachsendorf ist das Ganze noch kein Problem. Er braut momentan kein Bier und hat noch genügend Biervorrat für das nächste Vierteljahr. "Unser Bier ist noch aus guter Wasserzeit", sagt Schuster, der nur etwa alle sechs Wochen braut. Allerdings wundert sich Schuster, dass seine Brauerei von der Gemeinde bisher noch nicht informiert wurde. Braumeister Josef Schmitt von der bekannten Kathi Bräu in Heckenhof war zu einer Stellungnahme nicht erreichbar.
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