Familie trifft auf Wölfe: "Der eine hat uns direkt angeschaut"
23.8.2017, 16:52 UhrEs muss gegen 20.50 Uhr am Montagabend gewesen sein, als Steffen und Katharina Großpietsch mit ihren beiden Kindern im Auto durch den Veldensteiner Forst Richtung Plech fuhren. Plötzlich tauchten im Scheinwerferkegel zwei Wölfe auf. Steffen Großpietsch fuhr etwas langsamer, denn die Tiere hatten es nicht sehr eilig über die Straße zu kommen. Auf der anderen Seite angekommen, blieben die Wölfe kurz stehen. "Der eine hat uns direkt angeschaut, ins Fernlicht rein", erzählt Großpietsch, der mit seiner Familie in der Gegend von Osternohe im Nürnberger Land wohnt. Im Veldensteiner Forst hat die Familie schon viele Tiere beobachtet, aber Wölfe bisher noch nie. Steffen Großpietsch schließt aus, dass es sich um streunende Hunde gehandelt haben könnte. "Von der Größe und vom Kopf her war klar zu erkennen, dass es keine Hunde waren."
Vor allem Rotwild
Zwei Wölfe gleichzeitig hat noch kein Mitarbeiter des Pegnitzer Forstbetriebs bisher gesehen. Doch dass sich Wölfe im Veldensteiner Forst herumtreiben, dafür gibt es mehrere Beweise. Zum Beispiel die Aufnahmen einer Wildkamera. Frank Pirner ist der Leiter des Forstbetriebs Pegnitz. Er sagt: "In den letzten Monaten hatten wir Risse." Insgesamt zehn Stück Rot- und zwei Stück Schwarzwild. An einigen Rissen konnte man DNA-Spuren sichern. "Wir konnten feststellen, dass eine Wölfin dran war am Rotwild", so Pirner. Mindestens vier Tiere hat dieselbe Wölfin mit der Bezeichnung "GW716f" gerissen. Diesen Namen bekam das Tier vom Senckenberg-Institut in Gelnhausen, das deutschlandweit die DNA-Untersuchungen durchführt. Das "f" steht für female, also weiblich. Fest steht auch, dass es sich nicht um dieselbe Wölfin handelt, die auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr unterwegs ist. Im Mai wurde nachgewiesen, dass sich neben dem Pärchen dort ein dritter Wolf herumtreibt.
DNA-Proben von Rissen zu nehmen, ist nicht immer einfach. Denn erst muss das tote Wild überhaupt entdeckt werden, außerdem darf es nicht schon zu lange gelegen haben. Laut Pirner waren manche der Tiere weitgehend aufgefressen. Andere waren nur gerissen worden, offensichtlich sei der Beutegreifer gestört worden.
Der erste Riss im Veldensteiner Forst wurde bereits im April gefunden. Nun habe es allerdings schon länger keinen mehr gegeben. Das Waldgebiet ist 6000 Hektar groß. Die Risse im Veldensteiner Forst waren nicht auf die ganze Fläche verteilt. "Eine Konzentration Richtung Pegnitz hatten wir schon", so Pirner. Für zwei der dort getöteten Wildtiere ist allerdings definitiv nicht der Wolf, sondern ein Hund verantwortlich. Ob ein zweiter Wolf weitere Tiere gerissen hat, weiß Pirner noch nicht. "Wir warten noch auf zwei Untersuchungsergebnisse."
Immer wieder sichten Mitarbeiter des Forstbetriebs Pegnitz Wölfe. Erst Anfang Juni hatte eine Gruppe von Forstreferendaren ein Tier in 30 Metern Entfernung gesehen. Auch Kothaufen des Beutegreifers hat man schon gefunden. Die Begegnung zwischen den Großpietschs und den Wölfen dauerte nicht länger als zehn Sekunden, meint Steffen Großpietsch. Zu kurz, um stehenzubleiben und für ein Foto zum Handy zu greifen. Besonders war der Moment trotzdem. Zumindest für die Erwachsenen. Die beiden Kinder haben ihre erste Begegnung mit Wölfen in der freien Wildbahn verschlafen.
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