"Felsenwächter" von Weidlwang hat treue Anhänger
7.1.2018, 07:57 UhrDer Vereinszweck ist laut der Satzung, "dass die Mitglieder durch gemeinschaftliches Zusammenwirken und gegenseitige Aneiferung besonders dazu beitragen, den Kanonier, welcher sich auf einem hohen Felsenblock in Weidlwang befindet, ein altes Kriegserinnerungszeichen, welches aus der Zeit des Schwedenkrieges stammt, dass dasselbe jederzeit erhalten, verschönert und erneuert wird".
Der 65-jährige Vorsitzende des Kanoniervereins Weidlwang, Alfred Hümmer, ist seit 40 Jahren Vereinsmitglied und seit über 20 Jahren an der Spitze.
Er ist der Nachfolger von Hans Schreglmann. Bevor er an die Spitze des Vereins gewählt wurde, hatte Hümmer das Amt des zweiten Vorsitzenden inne. "Den Vorsitz habe ich gern angenommen, weil es sich um einen geschichtsträchtigen Verein handelt", sagt Hümmer. Hümmer engagiert sich zudem ehrenamtlich beim Bürgernetzwerk im Bürgerhaus Auerbach.
Schweden getäuscht
Der Ursprung des Kanonier-Denkmals reiche zurück in die Phase der häufigen Truppendurchzüge von Auerbach nach Pegnitz und umgekehrt in den Jahren 1632/33. Im Anschluss an diese Auseinandersetzungen zogen kleinere Streifscharen ohne Regiment und Führung plündernd und raubend durch die Gegend. Der Kanonier geht auf eine List zurück: Man versuchte mithilfe von Vorrichtungen, die Geschützen ähnelten, den Anschein zu erwecken, dass es im Dorf Artillerie gibt.
Dank der erfolgreichen Täuschung zogen die Schweden vorbei und verschonten Weidlwang mit seinen etwa 14 Häusern. Zum Gedenken an diese erfolgreiche Kriegslist wurde bald darauf eine überlebensgroße Figur auf den Felsen gestellt. Im Laufe der Zeit musste das Denkmal immer wieder erneuert werden.
Hümmer erzählt, dass nach dem Austausch der Kanonier-Figur im Jahre 1961 mithilfe eines Hubschraubers der Vorgänger feierlich mit Musik, Zylinder und Frack hinter dem Felsen in Weidlwang begraben wurde. "Heute ist das aus Umweltschutzgründen nicht mehr gestattet", so Hümmer.
Unterstützung erhält er von seinem Stellvertreter Reinhard Leipold, Schriftführerin Irene Schleicher und Kassenverwalterin Brigitte Gradl. Aktuell hat der Kanonierverein Weidlwang 45 Mitglieder. Früher waren es 65. Die gesunkene Zahl liegt vor allem an Todesfällen.
In der heutigen Zeit sei es problematischer geworden, junge Mitglieder zu aktivieren, zum Beispiel, wenn diese um 9 Uhr zum Gottesdienst antreten sollen. Auch Fahnenträger seien rar. Früher waren auch keine Frauen im Verein zugelassen. In den 80er Jahren wurde dann aber der Beschluss gefasst, auch Damen zu uniformier-en.
Der heutige Kanonier trägt eine Uniform, die sich an einer bayerischen Infanterieuniform, wohl aus der Zeit um 1866, orientiert. Schon öfter stellte der Verein Anfragen an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München, den "Felsenwächter" in Weidlwang unter Denkmalschutz zu stellen, was aber bislang nicht von Erfolg gekrönt war. Laut Alfred Hümmer war auch schon der Bayerische Rundfunk in Weidlwang. In diesem Zusammenhang gab es ein Treffen im Gasthaus "Rußhütte". Das 100-jährige Bestehen des Kanoniervereins Weidlwang wurde im Pfarrzentrum in Michelfeld gefeiert.
Längeres Leben
Der Verein beteiligt sich an kirchlichen Festen, aber auch an Jubiläen, wie dem 150-jährigen Bestehen der Auerbacher Feuerwehr. Alle paar Jahre muss der Felsen freigelegt wer-
den.
Mit dem Streichen des Kanoniers habe man eine Firma beauftragt. Die wetterfeste Farbe und Abdichtung soll die Lebensdauer des einzigartigen Denkmals verlängern. Beim 90-jährigen Gründungsjubiläum Mitte Juli 2002 gab es eine Wachablösung: Der alte Kanonier wurde durch eine neue Figur ersetzt.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen