Finstermühler Fliegenfischer kommen groß raus
12.11.2017, 15:05 UhrVor zwei Jahren gab es das Geschäft von Kathi Arent in Neuhaus noch. Sie hatte sich auf Fliegenfischen spezialisiert und bot jahrelang alles an, was es dazu braucht: Bekleidung, Ruten, kunstvoll gefertigte Fliegen, welche die Fische in die Falle locken. Und genau durch diesen Laden wurde Andreas Hessenauer auf Kathi Arent aufmerksam. Er rief sie an, um ihr von seiner Idee zu erzählen. Er wollte ein kleines Buch über die Pegnitz und die Menschen machen, für die der Fluss eine zentrale Rolle im Leben spielt.
Viele Menschen, viele Facetten
Herausgekommen ist ein großes Buch, mit vielen Bildern von vielen Menschen mit vielen Facetten. Oft waren Kathi Arent und ihr Mann Peter zusammengesessen mit Hessenauer. So oft, dass sich mittlerweile eine freundschaftliche Beziehung entwickelt hat. Sie sind immer noch in Kontakt.
Viele der anderen Protagonisten aus dem Buch haben die Arents bei dessen Vorstellung im Industriemuseum Lauf kennengelernt. Zum Beispiel den Pegnitzer Mundartdichter Walter Tausendpfund, den Naturfilmer Georg Bock oder Hermann Hollfelder und Martin Rost, die früher in Fischstein und Oberbrand wohnten. In Dörfern, die heute verschwunden sind.
Das Geschäft von Kathi Arent gibt es seit diesem Jahr nicht mehr. Die Faszination fürs Fliegenfischen aber ist geblieben. Deshalb bieten ihr Mann Peter und sie auch weiter Fliegenfischer-Kurse an. Denn zu wissen gibt es viel über das Verführen der Fische, das nur ein Prozent der fünf Millionen Angler in Deutschland praktiziert. "Du musst wissen, was kreucht und fleucht", sagt Peter Arent. Auch physikalisch muss man sich auskennen, "die Wurfabläufe sind relativ zwingend". Seine Frau Kathi erklärt: "Du musst die Fliege so präsentieren, als ob sie ein echtes Insekt ist."
Auf Saibling fokussiert
Wer sich richtig anstellt, der kann jeden Fisch fangen. Er muss nur die richtige Fliege parat haben. Die Arents stammen nicht ursprünglich von hier. Kathi kommt aus Oberbayern, Peter aus der Eifel. Kennengelernt haben sie sich in München. Wegen der Arbeit wurde Peter ins Pegnitztal versetzt. Drei Jahre lang führten sie eine Fernbeziehung, 1996 sind sie in Finstermühle zusammengezogen.
Durch den heute 62-jährigen Peter kam die 53-jährige Kathi zum Fliegenfischen. "Peter hat gesagt, wenn ich fisch’, dann muss ich den Fisch auch tot machen", sagt Kathi. "Ich bin da rigoros", sagt Peter. Saison an der Pegnitz ist vom 1. Mai bis 30. September, in dieser Zeit wird auf Forelle und Äsche gefischt. Die Hechtfischerei geht bis Ende November.
1999 eröffnete Kathi ihr Geschäft. Am Anfang unterstützte ihr Mann sie noch, irgendwann wusste sie selbst alles, was es zu wissen galt. In den vergangenen Jahren hat sich das Ehepaar auf den Saibling fokussiert. Dazu fahren sie in die Wildnis, am liebsten nach Schweden oder wenigstens dorthin, wo man sich oberhalb des Polarkreises befindet. Ab einer Höhe von 1000 Metern kommt der Saibling dort vor. "Du fängst den Saibling nicht neben der Straße", so Peter Arent. Deshalb sind sie entweder per Kanu oder zu Fuß unterwegs in die Wildnis. Manchmal lassen sie sich auch mit dem Helikopter ausfliegen.
Nun haben sich die beiden ein Wohnmobil gekauft, nächstes Jahr soll es vielleicht nach Lappland gehen. "Das ist unser Leben da oben", sagt Kathi. Doch ihr Leben ist auch das an der Pegnitz. Dort finden Fliegenfischer optimale Bedingungen, die sich auch gut für Anfänger eignen. "Das Fliegenfischen ist mehr als ein Hobby, das ist eine Lebenseinstellung", so Peter. Auch Kathi möchte nicht auf das Fliegenfischen verzichten: "Das hat sehr viel zu tun mit Bewegung, draußen sein, zur Ruhe kommen. Normale Fischerei ist mir zu langweilig, ich brauch’ Action."
Wenn es nicht unbedingt sein muss, wollen die beiden nicht mehr wegziehen vom Fluss. "Unsere Wurzeln sind jetzt da", sagt Kathi.
Das Buch "Menschen am Fluss — Eine Reise entlang der Pegnitz" ist erschienen im Fahner-Verlag. Erhältlich ist es in der Geschäftsstelle der NN, Hauptstraße 20 in Pegnitz, zum Preis von 29,95 Euro.
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