Flüchtlinge in Pegnitz erleben Anfeindungen und Hetze

Luisa Degenhardt

Redaktion Nordbayerische Nachrichten Pegnitz und Auerbach

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3.2.2018, 07:58 Uhr
Flüchtlinge in Pegnitz erleben Anfeindungen und Hetze

© Ralf Münch

Im Pegnitzer Mühlweg, wo minderjährige jugendliche Flüchtlinge untergebracht sind und auch Mamdoh A. zeitweise gelebt war, will man mit der Presse nicht reden. Freundlich, aber bestimmt verweist die Mitarbeiterin nach München, zum Hauptsitz von Condrobs, einem Träger für soziale Hilfsangebote in Bayern.

Beate Zornig ist Referentin für Kommunikation und Pressearbeit bei Condrobs. Sie teilt auf NN-Anfrage mit, dass zurzeit 17 Jugendliche im Mühlweg wohnen. Sie stammen aus Afghanistan, Syrien, Eritrea und Pakistan. Madeleine Nordhaus leitet die Condrobs-Einrichtung in Pegnitz. Sie sagt, dass nach Mamdoh A.s Festnahme bis heute oft mit den Jugendlichen gesprochen wurde und wird. "Es gab offiziell anberaumte Gesprächsrunden sowie persönliche Gespräche. Die Jugendlichen hatten auch von sich aus viel Gesprächsbedarf", so Nordhaus. Die Flüchtlinge befürchten, alle in einen Topf geworfen zu werden, da sie im Ort und in der Schule immer wieder damit konfrontiert würden", schreibt Nordhaus. Und weiter: "Es gab und gibt Hetzkommentare auf dem Schulhof, Beleidigungen, Hass, fremdenfeindliche Äußerungen."

Generell scheinen die Jugendlichen gut integriert. Laut Zornig haben zwei Jugendliche vom Milchhof einen unbefristeten Arbeitsvertrag im Gastronomiebereich, ein Jugendlicher absolviert eine Ausbildung zum Friseur, ein weiterer hat bereits eine Ausbildung ab September zum Werkzeugmechaniker. Drei Jugendliche bereiteten sich gerade auf den Quali vor, "die übrigen befinden sich in der Berufsschule oder nehmen am Integrationskurs teil", so Zornig.

Immer, wenn es Anschläge wie in Berlin gegeben habe, "saßen wir gemeinsam mit den Jugendlichen auch vor dem PC und haben uns die Bilder angeschaut. Es herrscht Unverständnis über diese Taten." Besonders jetzt, kurz vor der Verhandlung, sei das Thema Mamdoh A. präsent.

Jugendliche waren überrascht

Beim Unterstützerkreis Pegnitz, der sich um die Flüchtlinge in der Stadt kümmert, wird dagegen nicht mehr viel über den mutmaßlichen IS-Sympathisanten gesprochen. "Natürlich hat man es immer wieder im Hinterkopf, aber es ist jetzt nicht so, dass das Thema jedes Mal auftaucht, wenn man sich trifft", sagt Schriftführerin Susanne Bauer. "Das wird überlagert von aktuellen Themen wie dem Familiennachzug."

Mamdoh A. besuchte die Sammetschule. Die Schüler hatten über die Zeitung von dem Terrorverdacht gegen ihren Mitschüler erfahren. Schulleiter Thorsten Herzing sagt, die Schüler seien überrascht gewesen, wie alle in der Schule. "Natürlich wurde das thematisiert. In den darauffolgenden Wochen haben die Lehrkräfte das intensiv mit den Schülern besprochen", so Herzing.

Juliane Kohlschmidt ist die Jugendsozialarbeiterin an der Pegnitzer Sammetschule. "Sie hat das mit den Schülern aufgearbeitet. Ich habe den Eindruck, dass die Schüler das gut verarbeitet haben." Dass der Prozess nun beginnt, sei in der Schule noch nicht bekannt gewesen, weil es noch keine Berichterstattung gegeben habe.

Bernd Zimmermann ist Herzings Vorgänger als Schulleiter. Eineinhalb Jahre besuchte Mamdoh A. seine Schule. Nach der Veröffentlichung, dass der junge Syrer verhaftet wurde, sei das Thema recht schnell wieder abgeflaut. Zimmermann wird sich die Verhandlung vermutlich nicht ansehen, "weil ich eine ganze Reihe anderer Termine habe".

Neben Montag sind als Prozesstage Mittwoch, 7. Februar, Freitag, 9. Februar, Mittwoch, 14. Februar, Freitag, 16. Februar, Dienstag, 20. Februar, und Mittwoch, 21. Februar, angesetzt.

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