Friedenslinde in Plech ist Naturdenkmal

13.5.2018, 12:00 Uhr
Friedenslinde in Plech ist Naturdenkmal

© Klaus Trenz

Der Baum ist ein Prachtstück, und er soll unter allen Umständen geschützt werden. Das ist Familie Prey wichtig. Vor allem Tochter Iris ist die große Linde ans Herz gewachsen. "Den Baum kannte mein Vater und schon mein Großvater", sagt die 31-Jährige. Sie schätzt sein Alter auf mindestens 200 Jahre.

Wenn aber das Gerücht stimmt, dass sie im Jahr 1870 oder 1871 als Friedenslinde gepflanzt wurde, wie an vielen Orten in Deutschland, dann muss sie entweder schon als großer Baum eingesetzt worden sein oder man hat sie damals eben so getauft. Das weiß heute niemand mehr. Selbst Heimatforscher Heinz Stark hat auf Anfrage von Iris Prey nichts herausgefunden.

Das ist der jungen Frau aber letztlich auch nicht so wichtig: "Die Linde war schon immer da." Sie ist ein Schmuckstück im idyllischen Garten des Ferienbauernhofs der Familie, wo noch ein bisschen Landwirtschaft im Nebenerwerb betrieben wird

Über 40 Meter hoch

Iris und ihren Angehörigen ist wichtig, dass der Baum einen Schutzstatus als Naturdenkmal bekommt. Deshalb hat sie aus eigenem Antrieb einen Antrag an das Landratsamt Bayreuth gestellt — und dieses hat wiederum den Marktgemeinderat Plech um Stellungnahme gebeten. Der hatte keinerlei Einwände. Warum auch? Nur die Verkehrssicherheit sollte gewährleistet sein, hieß es. Darum kümmert sich Vater Ludwig Prey: Er entfernt, wenn es sein muss, dürre Äste. Außerdem: "Beim nächsten Sturm bereinigt sich das von selbst."

Der Vater teilt die Leidenschaft der Tochter für den Baum: "Die Linde ist imposant und ortsprägend und der größte Solitärbaum in der Gegend". Vor zehn Jahren hat er die Größe des Baums gemessen. Damals kam man auf 40 Meter. Mittlerweile wird er noch ein paar Meter drauf gesetzt und wohl seine Maximalhöhe erreicht haben. Linden können laut Fachliteratur bis zu 40 Meter hoch werden. Schon allein deshalb ist das Plecher Exemplar ein Superlativ. Auch der Stammumfang von schätzungsweise sechs bis sieben Metern dürfte seinesgleichen suchen.

"Die Linde begleitet mich durch das ganze Jahr", sagt Iris Prey. Im Frühjahr ist sie Wohnort für Tiere, Vögel und Insekten, wenn sie blüht bietet sie Nahrung für Bienen und im Winter sammeln sich auf ihr die Stare. Und irgendwie bekommt Iris Prey das Gefühl nicht los, dass die Linde in diesem Winkel Plechs ein Mikroklima schafft. Für die Hühner der Familie sei der Baum gut. Und wenn die Linde im Sommer blüht, dann hat sie auch einen gesundheitlichen Nutzen für den Menschen. Dann gäbe es Lindenblütentee in Unmengen.

Gemeinsam Laub rechen

Dass der Baum auch Arbeit macht, ist klar. Vor allem im Herbst, wenn das Laub fällt. Dann würden eben alle zusammenhelfen, auch die Nachbarn, die sich noch nie beschwert hätten. "Das ist dann einfach eine schöne Aktion", sagt Iris Prey. Die Linde sei die Arbeit wert. Sie habe einen unschätzbaren ökologischen Nutzen und soll auch für kommende Generationen erhalten bleiben. "Für uns ist es eine Friedenslinde", sagt sie.

Als Kind habe sie sich mit Freundinnen, mit denen sie in Streit geraten war, unter den "Friedensbaum" gestellt und sich wieder versöhnt. So gesehen stiftete er tatsächlich Frieden. Trotz Nostalgie und Romantik: Iris Prey weiß, was sie tut: Sie hat Landwirtschaft studiert und ist in der Verwaltung und im Fortbildungszentrum des bayerischen Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten für Natur- und Landschaftspflege zuständig.

Dass die Sommerlinde nun Naturdenkmal wird, freut die ganze Familie, die auch sonst beim Bewirtschaften des großen Gartens naturnah denkt — und ihn auch gerne zeigt. "Wir müssen noch viel mehr tun für unsere Umwelt", sagt Iris Prey.

Friedenslinde in Plech ist Naturdenkmal

Im Gegensatz zur Friedenslinde in Plech, die jetzt Beschützer hat, muss die große Sommerlinde in Betzenstein in der Hauptstraße um ihr Überleben fürchten. Gerade jetzt im Frühjahr wird die lichte Krone mit einer Reihe von dürren Ästen deutlich sichtbar. Sie hat offensichtlich einen Mangel.

Betzensteins Bürgermeister Claus Meyer gab kürzlich bei der Hauptversammlung des Heimatvereins bekannt, dass die Linde nach Rücksprache mit Fachleuten vermutlich gefällt werden muss. Vermutlich seien die Wurzeln des Baums bei Kanalarbeiten beschädigt worden.

Wenn die Verkehrssicherheit gefährdet wäre, käme man wohl um eine Entfernung des Baums, nicht herum. Die Sommerlinde in Betzenstein ist als Naturdenkmal deklariert. Heimatforscher Karl Heinz Fietta schätzt ihr Alter auf 100 Jahre.

Friedenslinde in Plech ist Naturdenkmal

© Klaus Trenz

Auch hierüber gibt es keine Aufzeichnungen. Fietta geht aber davon aus, dass die Linde von Kriegsheimkehrern aus dem ersten Weltkrieg, der 1918 endete, als Friedenslinde gepflanzt worden ist. Sollte ihre letzte Stunde geschlagen haben, hat Fietta jedoch bereits einen Ersatz — wenn man auf sein Angebot eingeht.

Auf seinem Grundstück wachsen nämlich mehrere Sommerlinden. Von einer würde er sich trennen, erklärt er. Sie dürfte etwa 20 Jahre alt sein und hat schon eine ordentliche Größe erreicht. So würde der mögliche Verlust der Betzensteiner Friedenslinde nicht so schmerzen.

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