Gelächter und Buhrufe bei Infoveranstaltung von Amprion

29.1.2014, 15:23 Uhr
Gelächter und Buhrufe bei Infoveranstaltung von Amprion

© Freiberger

„Lügner, Lügner“, war immer wieder zur hören. Amprion sprach „von einer Stromautobahn ohne Abfahrt, von einem frühzeitigen Dialog mit den Bürgern, von Transparenz und Nachvollziehbarkeit“.

Doch die Bürger und auch die Bürgermeister, die bereits in einer nicht öffentlichen Sitzung am Nachmittag über die Pläne informiert worden waren, fühlten sich nicht ernst genommen. Mit Zwischenrufen wie „Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen, Sie machen uns zum Wutbürger!“ oder „Schläfern Sie uns nicht ein, gehen Sie endlich auf unsere Frage ein“ zeigten sie immer wieder ihre Wut, ihren Ärger.

Ein Thema war immer wieder, ob Atomstrom aus Tschechien angeschlossen wird. Joëlle Bouillon, Sprecherin von Amprion, dazu: „Das ist ein Leitung, die von Punkt zu Punkt führt, eine Einspeisung dazwischen ist nicht möglich.“
Doch diese Antwort wollte der Betzensteiner Bürgermeister Claus Meyer so nicht stehen lassen: „Frau Bouillon, heute Nachmittag waren wir hier bereits einen Schritt weiter. Sie sagten bereits, dass ein Anschluss möglich ist.“ Bouillon korrigierte sich: „Ein Anschluss nach Tschechien ist nicht vorgesehen, technisch möglich ist es jedoch.“ Gelächter, Buhrufe, Pfiffe waren die Antwort der Bürger. „Wenn ich ein Gewehr dabei hätte, dann würde ich jetzt schießen“, meinte eine Frau im Publikum zu ihrer Nachbarin.

„Sie bedrohen unsere Heimat“

Nicht nur Claus Meyer, sondern auch Bürgermeister Uwe Raab ergriff öffentlich das Wort: „Sie bedrohen unsere Heimat, das ist ein Missmanagement, wir in Nordbayern haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Energiewende vorangetrieben. Sie verunstalten unser Landschaftsbild, sie entwerten

unsere Häuser, wir werden uns wehren.“

Der Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer machte deutlich, dass die Gefahren noch nicht eindeutig feststehen. Er warnte vor Krankheiten, Experten würden Kinderleukämie als Folge nicht ausschließen. „Sie werden uns jetzt sicherlich erzählen, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden“, meinte Frühbeißer.

Technik sei brandgefährlich

Und auch die Bürger äußerten deutlich ihren Unmut. Uli Strauß aus Illafeld: „Von Ihnen haben wir heute Abend nicht viel erwartet, diese Erwartungen haben sich bestätigt. Alle Fragen werden so allgemein beantwortet, dass man schon fast den Hut vor Ihnen ziehen muss. Sie wollen uns hier eine Technik vor die Nase setzen, die offensichtlich brandgefährlich ist.“ Sein Appell: „Wir müssen zusammen mit aller Macht dagegen vorgehen.“

Auch Dieter Hoch aus Pottenstein zeigte sich verwundert: „Es gibt keinen Mindestabstand zu Häusern, aber ein Gesetz, dass keine Erdverkabelung erlaubt ist. Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln.“ Als jahrelanger Stadtrat in Pottenstein wisse er aus Erfahrung, dass sich für ein Projekt in einer solchen Größenordnung der Zeitrahmen mehr als verdoppeln werde. Ob dann die Leitungen noch gebraucht würden, sei mehr als fraglich.

Von allen vermisst wurden die „großen“ Politiker. Ein Bürger aus Pegnitz hatte unter anderem Ministerpräsident Horst Seehofer, Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk und Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer angeschrieben. Eine Antwort habe er nur von Brendel-Fischer erhalten. Die CSU-Politikerin soll schriftlich geäußert haben, dass sie hoffe, dass die Leitungen in 30 bis 40 Jahren nicht mehr notwendig seien und dann wieder abgebaut werden könnten. Auch hier folgte großes Gelächter.

Am Ende der Veranstaltung war vielen Wut und Ärger anzumerken: „Die Veranstaltung heute Nachmittag war ähnlich. Für alles eine Ausrede, auf nichts eine Antwort“, brachte es der Schnabelwaider Bürgermeister Hans-Walter Hofmann auf den Punkt.

Claus Meyer kündigte bereits an „Wir kämpfen weiter und wenn wir dafür bis nach München und Berlin fahren müssen.“

Am Mittwochabend steht die nächste Infoveranstaltung zu diesem Thema an. Ab 19 Uhr wird in der Nürnberger Meistersingerhalle über die geplante Stromtrasse diskutiert.

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