Gemeinsamer Kampf gegen Widerstand des Wassers

8.7.2017, 09:50 Uhr
Gemeinsamer Kampf gegen Widerstand des Wassers

© Annika Braun

Zugegeben, ein paar Sprüche muss man sich schon anhören, wenn man als 19-Jährige bei einem Aqua-Gymnastik-Kurs auftaucht. "Sie machen die Übungen dann am besten doppelt so schnell", sagt mir ein Senior. Ohne jeglichen Erwartungsdruck lässt es sich gleich besser trainieren. Eine jüngere Dame ist dabei, ansonsten sind nur Seniorinnen und Senioren im Volkshochschul-Kurs von Martina Whitten. Sie macht auch Aqua-Jogging und Aqua-Zumba.

In der letzten Stunde des Kurses will die Leiterin nochmal das volle Programm sehen mit möglichst vielen Geräten. Die 50-Jährige macht seit 2012 verschiedene Kurse mit Aqua-Sport bei der Volkshochschule und bringt Männer und Frauen unterschiedlichen Alters zur Bewegung. "Die Leistungsfähigkeit ist natürlich unterschiedlich, aber es darf jeder die Übungen so schnell machen, wie man sich wohlfühlt. Ich mache am Beckenrand die Übung in einem wesentlich höheren Tempo vor, als es für die Kursteilnehmer unter Wasser möglich ist. Damit motiviere ich sie, so schnell wie es für sie möglich ist mitzumachen und schöpfe ihr Potenzial aus."

Sogar Nichtschwimmer sind im Kurs, die machen einige Übungen mit der Schwimmnudel. Aber auch viele Schwimmer nutzen die Nudel – aus Bequemlichkeit. "Vor allem die Damen wollen möglichste keine nassen Haare haben, da muss ich immer drauf Acht geben", sagt Whitten grinsend.

Zehn Minuten für Vorbereitung

Die Vorbereitung einer Kursstunde dauert bei ihr inzwischen nur noch zehn Minuten, weil sie sämtliche Übungen auswendig kann. Außerdem hat sie ein großes Archiv. "Ich habe alle möglichen Workouts mit sämtlichen Geräten mir aufgeschrieben, da suche ich mir immer etwas raus", sagt Whitten.

Gemeinsamer Kampf gegen Widerstand des Wassers

© Annika Braun

Wichtig sei zudem die passende Musik mit gutem Rhythmus. Hierfür bedient sich Whitten bei den aktuellen Charts. Die Kurse hält sie nebenberuflich, da es ihr großen Spaß macht, Menschen in Bewegung zu bringen. Aqua-Sport sei gut für die Gesundheit, weil das Wasser eine Art Drainage-Wirkung habe. Jeder könne Aqua-Gymnastik machen. "Gerade für die Älteren ist es leichter, sich im Wasser zu bewegen", so die 50-Jähri-
ge.

Zirka eine halbe Stunde vor Kursbeginn ist Whitten schon in der Halle, damit sie vorher die Geräte bereitlegen kann. Es ist ihr wichtig, vielseitig zu trainieren. "Ich nehme verschiedenste Geräte und versuche, alle Muskelgruppen zu beanspruchen. Natürlich soll es auch Spaß machen, deswegen lasse ich zwischendurch schon einmal einen Witz los", erklärt Whitten ihr Konzept.

Kurz bevor die Teilnehmer kommen legt sie Hanteln, Scheiben und Schwimmnudeln bereit und dreht die Musik an, dann kann es losgehen. Nach dem Aufwärmen dröhnt tatsächlich als erstes Lied mein Lieblingssong durch die Halle: "No Roots" von Alice Merton. Ein Moment, über den ich mich nur kurz freuen kann, denn jetzt startet das Hauptprogramm. Zuerst kommen die Arme dran: Die einem Frisbee ähnelnden Scheiben werden gegen den Wasserwiderstand bewegt. Erst langsam, dann immer schneller. Für die Beinmuskulatur gibt es zum Beispiel Hampelmänner und Sprünge im Wasser.

Die Übungen werden intensiver: Die Hanteln kommen ins Spiel und ehe ich mich versehe, haben die Senioren alle leichten Hanteln beschlagnahmt und mir bleiben nur die großen über. Boxen im Wasser, Crunches zur Seite im hohen Tempo – so langsam melden sich meine Armmuskeln zu Wort.

Einsatz der Nudeln

Im Anschluss ist wieder Laufen im Wasser angesagt und schlussendlich bekommen die Schwimmnudeln ihren Einsatz: Auf dem Wasser liegend mit den Füßen zu kicken ist anstrengender als gedacht. Nach einer Dreiviertelstunde Workout steige ich aus dem Wasser und die Senioren fragen mich, ob ich wiederkomme. Ein paar haben bei ein, zwei Musikstücken ausgesetzt, ansonsten sind alle Teilnehmer mit vollem Einsatz dabei.

Vor allem geben sie alles, weil Whitten sie unglaublich motiviere, sagen das Ehepaar Christian und Christa Heckel. "Wir sind seit einem Jahr in jedem Kurs dabei, da kommen wir auf über 40 Stunden. Wir waren schon bei anderen Kursleitern, aber Frau Whitten macht alles mit, rennt mit. Das macht einfach mehr Spaß", sagt die 63-Jährige.

Ihr Ehemann hatte Rückenprobleme, die durch den Aqua-Sport deutlich geringer geworden sind. "Mein Arzt hat mir geraten, damit anzufangen und seitdem sind wir immer zu zweit dabei. Man hat einen gemeinsamen Termin, da gibt es keine Ausreden. Es ist auch zu zweit viel leichter, sich aufzuraffen", so der 65-Jährige. Eine Lieblingsübung haben beide nicht, weil alles großen Spaß mache. Nach der letzten Kursstunde an diesem Tag sind sie sich sicher: "Beim nächsten Kurs im Herbst sind wir wieder dabei!".

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