Geschichte von der Schweinsmühle: Kampf um ein Z
2.4.2016, 12:20 UhrDort im Ahorntal an der Staatsstraße 2185 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Burg Rabenstein, Falknerei, Sophienhöhle und Klaussteinkapelle liegt die, wir nennen sie jetzt Schweinzmühle, von Claudia und Günther Leibinger. Die Mühle war ein Lehen der Ritter von Rabenstein, die fast sechs Jahrhunderte lang auf Burg Rabenstein gehaust haben und denen auch die benachbarten Rittergüter Rabeneck, Kirchahorn, Weiher und Adlitz gehörten.
Günther Leibinger ist im ersten Stock der Mühle geboren und hat mit Unterbrechungen dort gelebt. Die Straße ging damals noch fast direkt über den Hof, „aber es gab auch nur Peferdefuhrwerk“, weiß der 66-Jährige. Jetzt ist die Straße verlegt und nur die Motorradfahrer stören im Sommer die Idylle.
Wo einst die Ritter kämpften stehen dann in den Sommertagen die Polizisten und messen die Geschwindigkeit. Leibinger hat 1971, damals lebten die Eltern noch, mit dem Umbau der Mühle begonnen. „Seitdem hat es nicht aufgehört“, sagt er und schmunzelt. Der geplante Abriss war damals nicht möglich, der Denkmalschutz kam dazwischen.
1973 haben sich die beiden kennengelernt. Die gebürtige Waischenfelderin ist mit der Gegend ebenfalls eng verbunden und gehört zu den Gründerinnen der Waischenfelder Burgmadls, die mit ihrem Gesang auch außerhalb des Ahorntals ihre Fans haben.
So viel Gäste wie Einwohner
Im Nachhinein sind die Leibingers nicht böse drum, dass der Abriss nicht geklappt hat, sie fühlen sich wohl in dem geschichtsträchtigen Gemäuer, an dessen Eingang noch für jeden Besucher ein Stein aus dem Jahr 1769 zu sehen ist.
Und Besucher kommen regelmäßig. Da, wo der Mühlstein war, ist heute eine Ferienwohnung, in der bis zu zehn Personen Platz finden können. Wenn die belegt ist, dann verdoppelt sich die Einwohnerzahl der Einöde mit ihren drei Häusern.
Die Eingesessenen im Ahorntal nennen sich liebevoll A-Öder. „Hier hält man zusammen“, weiß Burgmadl Claudia. Die Männer gehen gemeinsam in den Wald, „schon wegen der Sicherheit“ — und die Frauen sorgen dafür, dass bei der Rückkehr Essen und Trinken auf dem Tisch stehen. Etwas altmodisch, aber das stört niemanden. Claudia Leibinger: „Wer hier lebt, der gehört zur Familie.“
Während Günther Leibinger bereits sein rastloses Rentnerleben genießt („Er hat immer etwas zu tun“) geht Claudia Leibinger noch ihrer Arbeit in der Uniklinik in Erlangen nach. Aber auch wenn die 59-Jährige einmal ihren Job an den Nagel hängt, Angst vor der Einsamkeit hat sie keine. „Wir leben hier zwar in einer Einöde, aber ein Auto haben wir ja auch“, sagt sie und schwärmt von den Vorzügen der Schweinzmühle.
Das Leben in der Natur, das „gute Wasser“ aus dem eigenen Brunnen und der Schwimmteich zwischen den zwei Fischteichen, all das ist ein Stück Lebensqualität, um das sie manch Großstädter beneidet. Viele Feriengäste kommen immer wieder. „Ich habe mich hier immer sehr wohlgefühlt und bin auch dankbar, hier leben zu dürfen“, sagt sie.
Im Frühling genießt sie die ersten Tulpen, im Herbst den Blick auf die farbenprächtigen Wälder, die direkt vor dem Haus beginnen und im Winter den Schnee. „Sie muss ihn ja auch nicht wegschieben“, sagt ihr Mann. Die 59-Jährige möchte nie woanders wohnen und wenn sie das sagt, dann strahlt es aus ihren Augen. So sehen Menschen aus, die zufrieden sind.
Name änderte sich
Oder fast zufrieden. Wäre da nicht die Sache mit dem Z und dem S. Eine historische Angelegenheit. Als im Jahre 1635 die Waischenfelder die Burg Rabenstein belagerten und sie teilweise zerstörten, ging auch die Schweinzmühle in Flammen auf. Später mussten sie die Waischenfelder wiederaufbauen. Die Mühle blieb dann Rabensteinisch bis zum Erlöschen des ruhmreichen Rittergeschlechtes im Jahre 1742. In der 500 Jahre alten Geschichte der Schweinzmühle wechselten nicht nur die Besitzer, auch die Namensgebung änderte sich.
Die Mahl- und Schneidemühle aus dem Jahr 1509 wurde in einer Urkunde aus dem Jahre 1520 unter ihrem ersten Besitzer Hans Mulner „Sweynczmüll“ genannt, die nächste Erwähnung 1536 mit „Schweiniczmul“ und knapp ein Jahr später schreibt man noch „Schweintzmule“.
Fast eineinhalb Jahrhunderte später, 1671 bis 1674 heißt die Ortsbezeichnung bei Geburtseintragungen „Müller auf der Schweinitz“. Es ist im Nachhinein nicht nachvollziehbar, warum im bayerischen Ortsnamenverzeichnis von 1904 die „s“-Schreibung erscheint, die bis heute auf den Karten, mittlerweile auch bei Google Maps, Bestand hat.
Auch deshalb nicht, weil die Ämter und Behörden fast ohne Ausnahme auch nach 1904 die Mühle in der herkömmlichen Schreibweise, also mit „z“ schreiben.
Sogar auf dem Personalausweis von Günther Leibinger. „Ich habe den Landrat auf meiner Seite“, sagt Claudia Leibinger. Der schreibt alle Briefe zur Schweinzmühle mit „z“. Und die CSU-Landtagsabgeordnete hat die 59-Jährige auch schon angesprochen. „Ich werde eine Petition an den Landtag richten“, sagt sie. Damit die Aufschrift auf dem großen grünen Schild vor der Haustür wieder so geschrieben wird, wie auf dem kleinen an der Bushaltestelle zwei Meter weiter.
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