Hotel "auerplace": Geschäftsbetrieb startet ab Herbst
30.04.2020, 14:55 Uhr"Wir wussten alle, dass wir einen langen Atem und Durchhaltevermögen brauchen werden." Ende Februar war das Projekt bei einer Bürgerversammlung vor rund 200 Interessierten präsentiert worden. Einige Bürger haben bereits Genossenschaftsanteile gezeichnet, andere hatten noch Gesprächsbedarf. Aufgrund der aktuellen Lage werden derzeit keine Termine und Beratungen durchgeführt.
"Wir wollten respektvoll gegenüber der momentanen Situation sein und haben uns in den letzten Wochen etwas zurückgezogen." Die Vorzeichnungsfrist, die bis Ende April dauern sollte, wurde daher bis Ende Juni verlängert.
Weitere Informationsveranstaltungen — vor allem für die Menschen aus dem Raum Pegnitz — sollen möglichst noch im Mai folgen. Abhängig von den Ausgangsbeschränkungen zieht das Auerplace-Team auch eine Online-Infoveranstaltung in Betracht. Das ursprüngliche Vorhaben, das Projekt auf Saaß beim "Cosmic Cine Festival" in München zu präsentieren und auf diese Art auch überregionale Genossenschaftsmitglieder zu finden, musste verschoben werden. Das Festival fand vor einer guten Woche nur online statt.
Die große Galaveranstaltung wurde auf Herbst verschoben. Eine Vorstellung des Hotelprojekts auf überregionaler Ebene soll daher ebenfalls im Herbst nachgeholt werden.
Hinter den Kulissen gehen die Vorbereitungen für das erste deutsche Mentoring-Hotel weiter. Das Team nutzt die Zeit für die Ausarbeitung einzelner Teilbereiche und die Gestaltung der Internetseite. Telefonisch oder über Videokonferenz werden Gespräche mit möglichen Unterstützern geführt. Es werde mit potenziellen Kooperationspartnern gesprochen. Förderanträge werden bearbeitet und Behörden-Gespräche geführt, sagt Verena Lienhardt. Auch Gedanken über geeignetes Personal oder Arbeitsumfänge entwickeln die Verantwortlichen bereits.
Geplant sei, dass die Bürger im Spätsommer oder Herbst die "ersten realen Vorboten" des Konzepts auf Saaß sehen können. Das Team leiste im Moment unentgeltlich 50 bis 70 Stunden pro Woche, wobei die Aufgaben auf mehrere Leute verteilt sind. Nach aktuellem Stand sei geplant, dass "auerplace" seinen Geschäftsbetrieb ab Herbst in geringer Form startet. Dann könnten vielleicht schon die ersten Arbeitsstellen geschaffen werden, so die Teamsprecherin.
Die Finanzierung des außergewöhnlichen Hotels sieht 15 Prozent Eigenkapital vor. Dies könne durch mehrere Töpfe erreicht werden, beispielsweise durch Investoren oder Unterstützer. Eine andere Möglichkeit ist der Verkauf von Anteilen. "Wir setzen uns hier nicht unter Druck oder haben ein bestimmtes Ziel, das wir erreichen müssen", betont Lienhardt. Hauptaugenmerk: das Konzept mit Genossen, Sponsoren, Förderern und Investoren gemeinsam zu realisieren.
Viel Zuspruch
Die Lage in einem Industriegebiet erstaunt manche Bürger immer noch. Auch das Team sei sich definitiv der Vor- und Nachteile bewusst, glaube aber, dass auf Saaß kein klassisches Gewerbegebiet mit Lärm- und Geruchsbelästigung vorhanden sei, sagt Verena Lienhardt. Zukünftige Interessenten passten sich ohnehin meist dem Bestand an. "Da sehen wir absolut positiv in die Zukunft." Für die Macher des "auerplace" überwiegen die Vorteile: Dazu gehören die Lage und die Größe des Grundstücks sowie die Tatsache, dass es bereits erschlossen ist.
Die Corona-Krise ging auch am Hotelkonzept nicht spurlos vorbei. Verena Lienhardt spricht von einem geänderten Zeitablauf. Welche zeitlichen Konsequenzen für die Umsetzung des Projekts zu erwarten sind, sei noch nicht abzusehen. Insgesamt sehen die Hotel-Macher die Krise als Chance. Schließlich gehe es beim Konzept von "auerplace" darum, das Bewusstsein der Menschen zu schärfen. "Wir denken, dass nach dieser für alle einmaligen und historischen Zeit Eigenschaften wie Wertigkeit, Nachhaltigkeit, Bewusstsein, Verständnis und Rücksicht einen anderen Stellenwert erlangen werden. Und genau das ist im Grunde genommen von Anfang an unser Ziel gewesen", betont Lienhardt.
Die Initiatoren hätten seit der Vorstellung im Februar viel Zuspruch erfahren und sehr schönes Feedback bekommen. "Das gibt uns Rückenwind!" Das Team freue sich, als Leuchtturmprojekt der Region wahrgenommen zu werden.
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