Junger Franzose macht Praktikum in Pegnitzer Bäckerei
19.10.2018, 17:58 UhrDie Kunden der Bäckerei Pflaum haben wahrscheinlich nicht allzu viel mitbekommen vom 17-jährigen französischen Gast in der Backstube. So früh wie Bäckermeister Heiner Pflaum musste der Schnupperpraktikant Anthony Cadic aber nicht aufstehen: Täglich von 8 bis 13 Uhr verschaffte er sich einen Eindruck von der Arbeit in einer deutschen Bäckerei.
Mit Bäcker-Gattin Karin Pflaum konnte sich der Gymnasiast aus der Abiturklasse sogar auf Französisch verständigen. Aber eigentlich sei das überhaupt nicht nötig gewesen, erklärt diese entschieden. "Anthony spricht fast perfekt Deutsch." Er ist bereits ihr dritter französischer Praktikant in der Bäckerei.
Für Cadic ist es schon sein vierter Besuch in Pegnitz. Deutsch lernt er seit sechs Jahren im Unterricht. Und räumt fast schon selbstkritisch ein: "Die Franzosen sind schlecht in Fremdsprachen."
Natürlich standen bei vorherigen Pegnitz-Besuchen schon Ausflüge nach Bayreuth und Nürnberg sowie quer durch Bayern auf dem Programm. Besonders beeindruckend für ihn in Pegnitz: "Nachts sieht man hier die Stars." Das deutsche Wort "Sterne" ist ihm beim NN-Reporterbesuch nicht schnell genug eingefallen. Wegen der Umweltverschmutzung in Guyancourt habe man dort nicht diesen unverstellt klaren Blick auf den nächtlichen Sternenhimmel.
Über die Unterschiede zwischen deutschen und französischen Bäckereien weiß der Franzose nur wenig. In Frankreich gebe es im Gegensatz zu Pegnitz keine Brezeln, dafür umso mehr Baguettes. Das ist sein erstes Bäckerei-Praktikum überhaupt. Freimütig gibt Anthony Cadic zu, dass Bäcker nicht gerade sein Wunschberuf ist. Im nächsten Sommer macht er Abitur. Anschließend will er an die Universität. "Ich will Medizin studieren. Oder Physiotherapie." Denn die setzt in Frankreich im Gegensatz zu Deutschland ein anspruchsvolles Hochschulstudium voraus.
Zuerst Besichtigung
In der Pegnitzer Bäckerei kümmert sich die Bäckerei-Auszubildende Franziska Frötschel um den Schnupper-Praktikanten. "Er musste Sahne schlagen und die Formen für die Torten vorbereiten." Außerdem hat der Austauschschüler und -praktikant auch die Pflaum-Schokolode für den Verkauf eingepackt. Natürlich gab es für ihn zuerst auch die übliche Betriebsführung. Von der jetzigen Gruppe mit insgesamt 22 Austauschschülern aus Frankreich leisten aktuell vier ein Praktikum ab.
Eine Mitschülerin von Cadic hat die Bäckerei Schorner als Einsatzort, ein weiterer Schüler ist im Kindergarten. Cadic: "Meine Familie hat gesagt: "Mach die Bäckerei." Dort gefällt es ihm ausnehmend gut. Auch in der Bäckerei loben sie seinen Eifer. Auf deutscher Seite werden die Praktikumsplätze von Gymnasiallehrer Müslüm Cap organisiert und betreut. In einem Schuljahr hatte er sogar schon einmal 15 Praktikumsplätze für französische Austauschschüler organisiert, erinnert er sich. "Das war schon etwas heftig."
Das große Interesse an deutschen Praktikumsplätzen kann Müslüm Cap schon erklären. "Die französischen Schüler wollten wissen, warum die deutsche Wirtschaft soviel besser dasteht als ihre eigene." Nach den einzelnen Praktika habe er sowohl von Betrieben, als auch von Schülern "durchwegs positive Rückmeldungen" erhalten.
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