„Kleinkrieg“ um „No Problem“
1.6.2011, 16:45 UhrNiemand dachte auch nur im Entferntesten daran, dass diese Gruppe trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer inzwischen über 5000 Auftritte in aller Welt schwer in der Kritik steht. Ein österreichischer Kollege, der sich seit Jahren mit dem Phänomen befasst, hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir „Unsinn“ geschrieben hätten. Das „No Problem Orchestra“ sei anders als von seinem Leiter immer wieder verkündet, keineswegs bei der Hochzeit des englischen Thronfolgers aufgetreten, es werde auch nicht bei der Monegassischen Fürstenhochzeit spielen. Sie seien vom Königshaus zwar angeschrieben, aber nicht verpflichtet worden. Frühere Auftritte bei der Queen im August 2002, bei der Hochzeit von Michael Douglas oder beim Papst freilich musste auch er bestätigen, er hatte auch begeistert darüber berichtet.
Anders als eine österreichische Boulevardzeitung werden wir wegen der Absage aus London nicht im Buckingham Palast anrufen. Wir haben uns aber anderweitig schlau gemacht und dabei feststellen müssen, dass das Hickhack hinter den Kulissen schon seit mindestens 15 Jahren andauert. Dabei geht es weniger um die Musiker selbst, als vielmehr um das „No Problem Musiktherapiezentrum“, um die Frage, ob diese Einrichtung aus dem staatlichen Sozialbudget gefördert werden darf, oder um den Vorwurf, der Band-Leader wolle mit der Publicity der öffentlichen Auftritte nur den Verkauf spezieller Musikinstrumente für Behinderte ankurbeln.
Gut möglich, dass die Kontrahenten auch nur den Verkauf ihrer Bücher forcieren wollen: Leiter Joseph B. Schörkmayr etwa beschreibt die „Erfolgsgeschichte einer unglaublichen Band“, Kritiker Volker Schönwiese „eine beklagenswerte Geschichte“. Er beklagt darin einen „Prozess mit politischem Hintergrund“.
Für Jörg Haider geworben
In der Tat hat sich einst der umstrittene und inzwischen tödlich verunglückte FPÖ-Chef Jörg Haider für die Gruppe stark gemacht. Mehr noch: Er hat sie auch für seinen Wahlkampf benutzt.
Spätestens jetzt steigen wir aus dem österreichischen „Kleinkrieg“ aus. Wir fragen uns mit anderen allenfalls, ob das Abspielen elektronisch vorprogrammierter und lediglich mit Rhythmusmaschinen angereicherter Melodien im Einheitssound durch Behinderte wirklich eine besondere Leistung ist, können doch Volksschüler mit den von Schörkmayr entwickelten Instrumenten angeblich innerhalb von 15 Minuten Schlagermelodien spielen.
Wie dem auch sei: Schwester Teresa hat es geschafft, diese über Jahrzehnte international bekannte Gruppe nach Pegnitz zu holen und alle waren begeistert. Ob das „No Problem Orchestra“ nun vorher tatsächlich bei der Prinzenhochzeit gespielt hat oder nicht soll uns egal sein. Wir haben damit „No Problem“.