Kontroversen um neues Angebot der Auerbacher Grundschule

24.7.2020, 08:55 Uhr
Kontroversen um neues Angebot der Auerbacher Grundschule

© Foto: Brigitte Grüner

Das Angebot einer Offenen Ganztagsschule (OGS) soll es im neuen Schuljahr an der Dr.-Heinrich-Stromer-Grundschule geben. Der Stadtrat stimmte dem neuen Angebot mehrheitlich zu. Der SPD-Fraktion reicht das Konzept nicht aus.

Anders als in der benachbarten Mittelschule oder im Kinderhort handelt es sich in der Grundschule um eine Kurzgruppe ohne gemeinsames Mittagessen und ohne Hausaufgabenbetreuung. Die OGS ist ein freiwilliges schulisches Angebot und kann von Schülern der ersten bis vierten Klasse in Anspruch genommen werden. Der Unterricht findet für angemeldete Kinder wie gewohnt am Vormittag im Klassenverband statt.

Die angemeldeten Schüler besuchen dann nach dem stundenplanmäßigen Unterricht die Betreuung der OGS. Diese findet von Montag bis Donnerstag jeweils von 11.35 Uhr bis 14.15 Uhr in der Pausenhalle statt. Im Rahmen einer Bedarfsabfrage wurde für 21 Kinder Interesse daran bekundet. Im Moment ist noch unsicher, ob eine oder zwei Gruppen gebildet werden können. Ab 24 Teilnehmern wären zwei Gruppen möglich.

Jährlicher Zuschuss

Der Freistaat gewährt für die OGS pro Kurzgruppe einen Zuschuss von knapp 11 700 Euro jährlich. Dieser beinhaltet die kommunale Mitfinanzierungspauschale von 5847 Euro pro Gruppe, teilt die Kämmerei in der Sitzungsvorlage mit. Als Kooperationspartner konnte das Kolping-Bildungswerk Amberg gewonnen werden. Dieses stelle die erforderlichen Betreuungskräfte und organisiere zusammen mit der Schule die Betreuung.

Laut Auskunft der zuständigen Mitarbeiterin entstehe dem Kolping-Bildungswerk bei nur einer Gruppe ein Defizit von rund 7000 bis 8000 Euro. Dieses wäre durch die Stadt Auerbach zu tragen. Bei zwei Gruppen gebe es wohl kein Defizit. Mit der Schulleitung wurde daher vereinbart, dass weitere Schüler fürs neue Angebot gewonnen werden sollen, um ein Defizit zu vermeiden. Für die Errichtung der OGS werden laut Kämmerei von der Schule Mobiliar und Ausstattung im Wert von 10 300 Euro benötigt.

In der Diskussion zu diesem Thema machte Peter Danninger (SPD) gleich deutlich, dass ein Konzept ohne Mittagsverpflegung keinen Sinn mache. Grundschulkinder könnten nicht bis 15 Uhr ohne warmes Essen unterwegs sein. Grundsätzlich stehe die Fraktion einer offenen Ganztagsschule durchaus positiv gegenüber, allerdings nicht in der geplanten Form.

Auch Christoph Kasseckert (FW) sprach zwar von einem begrüßenswerten Angebot, fand es aber wünschenswert, die Attraktivität zu steigern. Ein warmes Mittagessen sei sogar eine Empfehlung des Kultusministeriums. Auch passe die Betreuung in der Aula nicht. Es wäre besser, aus der Kurz- eine Langgruppe mit Betreuung bis 16 Uhr zu machen.

Dies wäre zielgruppenorientierter, meinte Kasseckert. "Welchem Berufstätigen hilft es, wenn die Kinder bis 14.15 Uhr betreut werden?" Norbert Gradl (SPD) wurde noch deutlicher. Ein Konzept ohne Essen sei wenig sinnvoll. Kinder könnten sich nicht nur von Gummibärchen ernähren, meinte der Zweite Bürgermeister. Das Konzept müsse unbedingt überarbeitet werden. Der Stadtrat solle ein Signal setzen und das Konzept ablehnen. Bernd Scheller (Grüne) schloss sich den Vorrednern an und sprach von einem "nicht sehr attraktiven Angebot".

Bürgermeister Joachim Neuß (FW) hielt dagegen, dass das Konzept mit der Schulleitung und dem Schulamt abgesprochen wurde. Der Impuls für das neue Angebot sei vom Schulamt gekommen. Die OGS in der Grundschule könne sich freilich noch weiterentwickeln. Nun könne der Einstieg mit einer Kurzgruppe gemacht werden. Der Stadtrat solle sich nicht so weit einmischen, wenn die Schule dieses Angebot vorgeschlagen hat. Es sei auch nicht der Wunsch, ein konkurrierendes Angebot zu schaffen.

Immerhin könnten Kinder der ersten und zweiten Klasse zum Mittagessen in den benachbarten städtischen Kindergarten gehen. Dies nutzen rund 40 Mädchen und Jungen, so Neuß. Wer längere Betreuung mit Mittagessen möchte, habe auch die Möglichkeit, einen Platz im Kinderhort St. Josef zu buchen. "Nun gibt es als dritte Möglichkeit das Angebot direkt in der Schule."

Die CSU unterstütze das Vorhaben ohne Vorbehalte, kündigte Herbert Appl an. Ein Mittagessen sei in der Grundschule schon aus Platzgründen nicht möglich. Die Aula sei für die OGS-Gruppe gewählt worden, weil die Klassenzimmer um 11.35 Uhr oft noch genutzt werden. Auch Martin Weiß (FW) wollte den 21 gemeldeten Kindern nicht den Stuhl vor die Türe stellen. Die Verwaltung solle aber gleich die weitergehenden Vorstellungen des Stadtrats kommunizieren. Kämmerer Michael Bierl kündigte an, dass alle Schüler ab 2025 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung hätten. Nun könne man mit einen Testlauf beginnen.

Aktuell sei die Dr.-Heinrich-Stromer-Grundschule die einzige Grundschule im Landkreis, in der noch keine OGS angeboten wird.

Das Gremium entschied schließlich, die genannten Kosten zu tragen und die OGS-Kurzgruppe ab September einzuführen. Vier Stadträte waren dagegen: Günther Cermak, Peter Danninger, Norbert Gradl und Günter Sertl (alle SPD). Dr. Edmund Goß (SPD) war entschuldigt.

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