Konzert voller Wärme und Feierlichkeit in Pegnitz

5.12.2017, 12:06 Uhr
Konzert voller Wärme und Feierlichkeit in Pegnitz

© Foto: Bernhard Niemczyk

In London hatte Händel eine schwere Zeit hinter sich und die dortige feine Gesellschaft konnte sich für das dreiteilige Oratorium nicht wirklich erwärmen. Im Gegenteil, die christliche Heilsgeschichte als abendliche Unterhaltung empfanden die Engländer als blasphemisch. Doch da hatten sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht, in diesem Falle ohne die Kraft brillanter Musik und ohne das begeisterte Publikum. Noch zu Lebzeiten Händels sollte der "Messiah" zu seinem meistgespielten Oratorium werden.

Sein Librettistenfreund Charles Jennes trug dafür die biblischen Texte in englischer Sprache vorwiegend aus dem Alten Testament zusammen. Der 56-jährige gebürtige Hallenser komponierte in Windeseile in nur 24 Tagen 259 Partiturseiten mit insgesamt 53 Musiknummern.

Ursprünglich für die Aufführung zur Fasten- und Osterzeit gedacht, wird der erste Teil des "Messiah" heute häufig in der Adventszeit geboten. Beginnend mit der freudvollen Verheißung vom Kommen des Erlösers, die düstere Endzeitstimmung und das Hoffen beschreibend, das sich schließlich mit der Geburt Christi erfüllt und vom Gesang der himmlischen Heerscharen begleitet wird.

Begeistertes Publikum

Der Medizinerchor Erlangen unter Leitung von Dr. med. Johannes Havla führte dieses Meisterwerk der geistlichen Musik gemeinsam mit dem Orchester La Banda aus Augsburg und vier Solisten auf. Schon zweimal vorher waren die Künstler zu Besuch in der Pegnitzer Herz-Jesu-Kirche und auch dieses Mal begeisterten sie das Publikum restlos. Bis auf die Treppen standen die Zuhörer im nur punktuell beleuchteten, Wärme und Feierlichkeit ausstrahlenden Backsteingebäude. Mit 44 Chorstimmen, 19 Musikern und vier Solisten erlebten die Pegnitzer eine opulente Aufführung voller abwechslungsreicher, farbenfroher Chorsätze, eingängiger Arien und kunstvoller Instrumentierung. Der klare, sensible Sopran Nastasja Neumanns und das weiche Timbre Agnes Schmauders (Alt), die für die erkrankte Alexandra Rawohl eingesprungen war, rührten an. Gustavo Martin-Sanchez (Tenor) verkündete in inniger Zwiesprache mit dem Orchester das Kommen des Heilands und Tobias Neumann (Bass) malte ergreifend die düstere Verzweiflung der Menschheit. Die Musiker von "La Banda" erfüllten mit dem warmen und weichen Klang ihrer historischen Instrumente virtuos und lebhaft den hohen Raum und die Herzen der Zuhörer bis in die letzten Winkel.

Von der eröffnenden, mitreißenden "Symphony" bis zum abschließenden "Halleluja" ließen Chor und Orchester unter dem Dirigat des gebürtigen Pegnitzers Johannes Havla die gesamte händelsche Bandbreite menschlicher Emotionen schillern: von apokalyptischer Verzweiflung bis hin zur ekstatischen Freude über die Ankunft des Heilands.

Glanzvolle Schlichtheit, jubilierende Feierlichkeit, temperamentvolle Figurationen der Streicher — es fehlte nichts in diesem großen Gottes- und Weltentheater "Messias".

"Durch die Wolken fliegen"

Als der Dichter Johann Heinrich Voß 1775 von der deutschsprachigen Erstaufführung berichtete, war auch er offenbar ergriffen von der Wucht und dem Pathos der Darbietung und "hätte durch die Wolken fliegen mögen", wie er schrieb. Vielen im Kirchenschiff ging es am ersten Advent nach dem "Halleluja" sicherlich ähnlich.

Auf eine Fortsetzung 2018 darf man sich wohl freuen, denn die Herz-Jesu-Gemeinde sprach noch am selben Abend die Einladung dazu aus.

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