Körperliche Schwerstarbeit und Theaterblut
15.8.2017, 17:14 UhrAuch wenn es nach einer Bagatelle klingen mag: Blut ist im Theater von entscheidender Bedeutung. Theaterblut freilich, kein echtes. Doch genau darin liegt das Problem. "Das Blut ist unsere Baustelle", sagt Christian Stadlhofer, Regieassistent von Katharina Wagner in deren aktueller "Tristan"-Inszenierung.
Seit 2015 sei das Team auf der Suche nach dem richtigen Blut für den zweiten Aufzug. Mal sei es zu dick, dann zu dünn, mal zu dunkel, mal zu hell. "Ortstermin Blut" sei für alle ein echtes Reizwort. "Die Sänger sollen ja schließlich auch nicht in einer Blutlache ausrutschen", sagte Stadlhofer bei einer Veranstaltung der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth.
Kurzfristige Änderungen
Was die Wenigsten wissen, ist, dass der 37-jährige Regisseur auch als Musical-Darsteller erfolgreich ist. So war er in Oberhausen und Stuttgart bereits im "Tanz der Vampire" zu sehen, in Cole Porters "Anything goes" in Graz, St. Gallen und Klagenfurt. Auch in der Region hat Stadlhofer seine Spuren hinterlassen. So war er bei den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel zuletzt als Co-Regisseur für die Realisierung von Andrew Lloyd Webbers Musical "Cats" mitverantwortlich.
Theater lebe vor allem davon, dass es kurzfristige Änderungen interessant und spannend machten. In Bayreuth hat Stadlhofer vor allem mit den Besetzungen der Isolde schon einiges erlebt. Erst am Wochenende war Petra Lang stimmlich indisponiert. Man entschied sich, sie trotzdem Isoldes Rolle spielen zu lassen, während Ricarda Merbeth vom Bühnenrand die Partie sang. "Ansonsten hätten wir absagen müssen. Das wäre absolut verheerend gewesen", erläutert der Regieassistent.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig sei es schon gewesen, die akustischen Eindrücke von der einen, die optischen von der anderen Seite zu erfahren. Doch mit der Zeit gewöhne man sich daran. In dieser Darstellung habe man viele neue Dinge erkennen können, die bislang noch nie zu sehen waren. Überhaupt reagiere Katharina Wagner ganz besonders auf das, was Sänger mitbringen. Deshalb habe es auch in den ersten beiden Jahren der Inszenierung so viele Veränderungen gegeben.
Ein Riesenkompliment gibt es von Stadlhofer für den Dirigenten Christian Thielemann, der es schaffe, Einspringer wirklich zu begleiten. Und das bei zuletzt 36 Grad Celsius und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit im Orchestergraben. Für den Dirigenten sei das wirklich körperliche Schwerstarbeit. Stadlhofer räumt außerdem ein, dass Katharina Wagner in ihrer Inszenierung sehr stark polarisiere. Ihre relativ radikale Auslegung des König Marke als Bösewicht werde nicht jedem gefallen, sagt der Regieassistent.
Die einen würden von einer großartigen Idee sprechen, die anderen diese Sicht kategorisch ablehnen. "Dazwischen gibt es nichts", so Stadlhofer.
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