Literarische Lesung zum 30-jährigen Krieg war kein Zugpferd

23.7.2018, 23:34 Uhr
Literarische Lesung zum 30-jährigen Krieg war kein Zugpferd

© Foto: Thomas Weichert

Diese Veranstaltung unter dem Motto "Lotterkerle und Musketiere — Leben und Leiden im Dreißigjährigen Krieg" von und mit Rainer Streng von der Forchheimer Literaturbühne und der Schauspielerin Carolin Müller sowie dem Musiker und Sänger Rolf Böhm hätte sicherlich mehr Besucher verdient gehabt. Museumsleiter Jens Kraus war jedoch froh, dass überhaupt so viele gekommen waren. Wie Kraus meinte, hatte sicherlich das Regenwetter bis Mittag viele abgeschreckt. Sehens- und vor allem hörenswert war es jedenfalls schon, vor allem für geschichtlich interessierte Menschen.

Denn nicht die historischen Standpunkte der Politiker und Militärs des Dreißigjährigen Kriegs standen im Mittelpunkt des Abends, sondern Tagebucheinträge des katholischen Söldners Peter Hagendorf und die persönlichen Aufzeichnungen des evangelischen Pfarrers Martin Bötzinger. Hagendorf stammte vermutlich aus dem Rheinland, war vielleicht der Sohn eines Müllers. Er konnte lesen und schreiben. Als junger Mann ließ er sich in Italien für den Krieg anwerben. Erst kämpfte er gegen den Kaiser, dann mit kurzer Unterbrechung zwei Jahrzehnte für ihn bis ihn die Schweden zwangsrekrutieren.

Als Söldner zieht Hagendorf 25.000 Kilometer durch halb Mitteleuropa, brandschatzt, mordet und plündert. Der aus Thüringen stammende Pfarrer Bötzinger notiert auch das, was die Leute zu ihm gesagt hatten. So zum Beispiel: "Sprecht nicht von Gott, Herr Pfarrer, denn ihr versteht nichts von solchen Sachen! Euer Gott, von dem ihr immer geredet habt, der ist tot für uns, wir müssen sehen, wo wir einen neuen herkriegen, einen, der solchen Dingen wehrt und mit Pech und Schwefel dazwischenfährt!"

Erzählungen und Szenen aus dem Alltag im Dreißigjährigen Krieg standen im Mittelpunkt und zeigten so die menschlichen Schicksale und verheerenden Schrecken dieser dunklen Zeit in Europa auf. Ebenso wie Sagen und Legenden, die Streng und Müller künstlerisch in Szene setzten.

Religionswissenschaftler beschäftigt sich mit Hagendorf

Der Journalist und Religionswissenschaftler Christian Röther hat sich ausführlich mit der Thematik des Dreißigjährigen Kriegs befasst und vor allem auch das Leben des Söldners Peter Hagendorf und des Pfarrers Martin Bötzinger erforscht und beschrieben. Auszugsweise sind seine Forschungsergebnisse über die Religion im Dreißigjährigen Krieg im Deutschlandfunk erschienen und nachlesbar.

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