Münchner Livia-Group kaufte Schloss Frankenberg
13.9.2014, 10:25 UhrDiesen Anruf wird der frühere Weigenheimer Bürgermeister Reinhard Kloha nicht vergessen: «Am Wahlsonntag im Jahr 2008 meldete sich früh Roland Belz, um mir nur kurz mitzuteilen, dass er eben das Schloss Frankenberg gekauft hat. Das war wie die Mitteilung über mehrere Sechser im Lotto. Das Wahlergebnis war mir danach egal.» Das ist verständlich, war doch der Schlossberg in der 1000-Seelen-Gemeinde Weigenheim im Steigerwald nach der Insolvenz des Besitzers das Sorgenkind Nummer eins, nicht nur, weil einige der stattlichen Gebäude dem Verfall preisgegeben schienen.
Klohas Amtsnachfolger Rainer Mayer hatte jetzt ein ähnliches Erfolgserlebnis, als bekannt wurde, dass die Livia-Group aus München Schloss Frankenberg samt etwa 140 Hektar Grund gekauft hat, um es ganz im Sinne von Roland Belz touristisch zu nutzen.
Die 1250 begründete Anlage hatten die Freiherren von Lerchenberg im Jahr 2008 an Roland Belz verkauft. Der Recycling-Experte hatte nach der Veräußerung seiner Firma BellandVision in ganz Franken nach einem Adelssitz gesucht, um dort zusammen mit seiner Frau, der auf Denkmalschutzobjekte spezialisierten Architektin Irmgard Belz, ein touristisches Aushängeschild zu schaffen.
Gemeinde und Denkmalschützer waren begeistert, kam doch mit Roland Belz, der schon Schloss Kühlenfels aufwändig saniert hatte, wie aus heiterem Himmel ein Investor, der Schloss Frankenberg zu neuer Blüte verhelfen wollte: Mit hohem Millionenaufwand wollte er die altehrwürdigen Mauern in ein Vorzeigehotel, die frühere Meierei in ein Ausflugslokal und das Amtshaus in ein Café umbauen lassen.
176 Seiten Grundlagenforschung
Am Anfang stand die Grundlagenforschung, die Irmgard Belz in einem 176-seitigen Buch zusammengefasst hat. Bei der Präsentation zeigte sich nicht nur der Oberkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Thomas Wenderoth, begeistert. «Hier wird absolut Vorbildliches geleistet. ein Musterbeispiel für verantwortungsvolle Denkmalpflege.»
Roland Belz wollte die Anlage unter dem Motto «Zurück zur Natur» zu neuem Leben erwecken. Der Frankenberg, auf dem Belz auch Weinbau und Tierzucht betrieb, sollte in ein nachhaltig wirtschaftliches Konzept eingebunden werden, bei verantwortungsvollem Umgang mit den Ressourcen, wie es der Belland-Gründer Belz schon beim Kunststoff-Recycling gepredigt hatte.
Mit einem zweistelligen Millionenaufwand wollte Belz sein Vorhaben in die Tat umsetzen: „An diesem wundervollen Ort im Süden Frankens soll die Eleganz und Schönheit der Anlagen in vollkommenem Einklang mit der Natur gelebt werden können. Die Geschichte, die das Schloss zu erzählen hat, dürfen unsere Gäste erleben und bestaunen. Im Hier und Jetzt. Darum geht es: Tradition bewahren und in der Gegenwart spürbar machen,“ schwärmte er an seinem 60. Geburtstag.
Die Meierei sollte zum großen Landgasthaus mit regionaler Küche und edlen Tropfen aus dem eigenen Weingut werden, das Amtshaus wurde zum Café-Bistro mit einem riesigen Wintergarten umfunktioniert, und das Hauptschloss sollte zu einem First-Class-Hotel ausgebaut werden.
Erfahrung in der Denkmalpflege
Mit dem frühen Tod von Roland Belz sind die Pläne allerdings ins Stocken geraten. Nun will die Livia-Group aus München unter Führung von Professor Peter Löw den touristischen Ausbau des Objekts fortsetzen, wenn auch mitunter mit anderen Zielsetzungen. Diesbezügliche Erfahrungen haben die neuen Besitzer, sind sie doch auch auf die Sanierung von Baudenkmälern spezialisiert. Auf ihrer Referenzliste stehen Schloss Hofhegnenberg südlich von Augsburg, das alte Berggericht in Kitzbühel, ein altehrwürdiges Kloster südlich von Florenz oder ein Ritterpalast in La Valetta auf Malta.
Peter Löw hat noch kein ausgefeiltes Konzept für Schloss Frankenberg. Beibehalten will er erfolgreiche Veranstaltungen wie das Weinfest, Theateraufführungen oder den Adventsmarkt. Ob ein Lokal mit regelmäßigen Öffnungszeiten oder eher eine Event-Gastronomie zum Zuge kommen, ist noch offen.
Löw ist sich im Klaren darüber, dass hierzu noch ein hoher Millionenaufwand nötig ist, auch wenn Roland und Irmgard Belz bereits erheblich in die Infrastruktur investiert haben. Weil die Livia-Group auch in Italien schon landwirtschaftlich tätig sei, etwa bei der Produktion von Olivenöl und Bio-Äpfeln, kann sich Löw auch eine Zukunft für das 33 Hektar große Weingut oder die Zucht von Angus-Rindern vorstellen.
Landrat Helmut Weiß und Bürgermeister Rainer Mayer jedenfalls zeigten sich bei der Präsentation der Livia-Pläne zuversichtlich. Wichtig sei, dass Schloss Frankenberg wieder eine Zukunft habe.
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