Mutmaßlicher IS-Sympathisant in Bayreuth vor Gericht

5.2.2018, 06:13 Uhr
Mutmaßlicher IS-Sympathisant in Bayreuth vor Gericht

© Ralf Münch

Ab Montag muss sich Mamdoh A. in dem auf sieben Verhandlungstage angesetzten Prozess vor dem Landgericht Bayreuth für die Taten verantworten, die ihm die Generalstaatsanwaltschaft München zur Last legt. Die Anklage wird also nicht von der Staatsanwaltschaft Bayreuth erhoben. Für die Verhandlung wird ein Staatsanwalt aus München kommen. Landgerichtssprecher Clemens Haseloff erklärt dazu, dass der Fall bei der Zentralstelle zur Bekämpfung Extremismus und Terrorismus angesiedelt sei.

Für die Öffentlichkeit sind nach aktuellem Stand beim Prozess keine Einschränkungen vorgesehen, teilt Gerichtssprecher Haseloff weiter mit. Der Angeklagte Mamdoh A. sei zu den jeweiligen Tatzeitpunkten 18 beziehungsweise 19 Jahre alt gewesen. Einen Grund, die Öffentlichkeit vom Prozess auszuschließen, gebe es deshalb nicht. Zeitweise könnte es allerdings doch dazu kommen, dass Zuschauer den Saal verlassen müssen. Und zwar dann, wenn die Video-Beweismittel vorgeführt werden. Die Ermittler haben auf Smartphones von Mamdoh A. drastisches IS-Propagandamaterial gefunden.

Nach Informationen unserer Zeitung soll darauf zu sehen sein, wie Menschen auf bestialische Weise von IS-Terroristen ermordet werden. Es soll sich um Anleitungen handeln, wie man Menschen effektiv mit dem Messer tötet. Diese und andere Videos mit ähnlich drastischen Darstellungen soll der Angeklagte besessen und über einen Messengerdienst weiterverbreitet haben. Die Taten, die die Generalstaatsanwaltschaft dem Angeklagten zur Last legt, soll dieser allesamt begangen haben, nachdem er Anfang März 2015 nach Deutschland eingereist war. Einen Monat später stellte er einen Asylantrag und wohnte fortan in Pegnitz. In dieser Zeit soll sich Mamdoh A. immer weiter radikalisiert haben und zum Anhänger der Terrororganisation IS und dessen extremistisch-islamistischer Ideologie geworden sein.

Mamdoh A. wird weiter zur Last gelegt, spätestens Mitte 2016 den Entschluss gefasst zu haben, terroristische Anschläge zu begehen. Zu diesem Zweck soll er sich nach Informationen unserer Zeitung Anleitungen zum Bau von Bomben besorgt haben. Außerdem soll er im Besitz eines Terrorvideos gewesen sein, in dem erklärt wird, wie man sich einen Lastwagen besorgt und wie man geeignete Ziele für Anschläge mit einem Lastwagen ausfindig macht. Für die Taten, für die ihn die Generalstaatsanwaltschaft anklagt, drohen Mamdoh A. mehrere Jahre Haft.

Dass der junge Syrer in Pegnitz verhaftet worden ist, wurde erst im November 2017 durch Medienberichte einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Damals sickerte auch durch, was ihm zur Last gelegt wird. Die Verhaftung - ein Zugriff durch das SEK - war schon im Sommer erfolgt. In diesem Zuge soll es auch zu einer Hausdurchsuchung bei dem Syrer gekommen sein, der zu diesem Zeitpunkt als anerkannter Kriegsflüchtling schon eine eigene Wohnung bewohnte.

Zuvor hatte Mamdoh A. in einer Gemeinschaftseinrichtung für jugendliche Flüchtlinge von Condrobs gelebt. Er war in Pegnitz zur Schule gegangen. Niemand hatte bemerkt, dass sich der Heranwachsende offenbar immer weiter radikalisierte. Personen in seinem unmittelbaren Umfeld in Pegnitz hatte er sich allem Anschein nach nicht anvertraut, sich nicht offenbart. Mamdoh A. sei freundlich und umgänglich gewesen, sagen Pegnitzer, die ihn in der Schule kennengelernt hatten. Doch das scheint angesichts der Taten, für die der Syrer nun angeklagt wird, alles nur Fassade gewesen zu sein.