Nachts kam der neue Schacht für den Juragruppenanschluss

15.09.2018, 09:00 Uhr
Nachts kam der neue Schacht für den Juragruppenanschluss

© Stefan Brand

Jens war schon tagsüber mal da, hat alles eingerichtet. Jetzt, kurz vor 22 Uhr, kommt er erneut: "Die haben mich extra aus dem Osten geholt für die Aufbauhilfe West", sächselt er trocken. Jens ist der Herr und Meister eines 100-Tonnen-Krans einer Firma. Extra angefordert habe man ihn von "drüben", sagt er. Ohne ihm so ganz genau zu sagen, was da auf ihn wartet. Nämlich der Einbau eines knapp 20 Tonnen schweren Schachtes. Den hat ein Unternehmen aus Weidenberg gefertigt, nach den Plänen der Juragruppe.

Jens – Nachnamen spielen auf einer Baustelle keine Rolle, sagt er – ist dennoch Optimist. "Dann machen wir uns mal ans Werk", sagt er und erklimmt sein seit Stunden fest verankertes Gefährt.

Drum herum reichlich Nervosität an der grell ausgeleuchteten Baustelle in Nachbarschaft des Hochbehälters der Juragruppe: Vor allem auch bei Robert Friedl. Der ist so etwas wie der Oberwasserwart des Zweckverbandes, macht eher ungern Urlaub und ist mehr oder minder Tag und Nacht im Einsatz. Er hat die nächtliche Aktion akribisch vorbereitet. Hat im Hof der Juragruppe, jeden Krümmer, jedes Anschlussteil, jede Muffe modellhaft ausgelegt. Damit da ja nichts fehlt, wenn Jens jetzt den rund 35.000 Euro teuren Schacht in die Grube absenkt.

Eine Grube, die zuvor in vielen Tagen harter Baggerarbeit ausgebuddelt wurde. "Das ist halt schon ein sehr steiniges Gelände hier", sagt Hans Hümmer, Werkleiter der Juragruppe. Dessen Gelassenheit wird kurz nach 22 Uhr an diesem späten Abend gleich mehrfach auf die Probe gestellt. Es rufen Leute an, die sich beschweren. Ein Bäcker will Umsatzausfall geltend machen, ein Pferdehalter befürchtet, seine Tiere könnten Koliken bekommen, wenn das Wasser länger abgestellt wird.

© Foto: Stefan Brand

Hümmer bleibt am Telefon ruhig. Verweist auf mehrere Hinweise in der Zeitung, auf Anzeigen, auf Informationsplakate in den betroffenen Orten, auf Hauswurfsendungen. "Das ging an jeden Haushalt", sagt er. Robert Friedl ist spürbar angefressen ob der Klagen: "Das ist immer wieder dasselbe. Du kündigst es mehrfach an, verlegst das Ganze extra in die Nacht, um möglichst wenig Probleme zu bereiten – und dann wird gelästert." Irgendwann müsse eben gehandelt — sprich: gebaut — werden.

In diesem Fall in einer Nachtaktion bis gegen 5 Uhr in der Früh. All das bei einsetzendem Regen, der die Männer der beteiligten Firmen aber nicht davon abhält, unermüdlich zu werkeln. Was auch Juragruppen-Chefplaner Marcel Vierhuff gefällt. Zumal alles rund läuft. Durchatmen nicht nur bei ihm so kurz nach 23 Uhr, als der Schacht dort sitzt, wo er hin sollte.

"Es ist ein T-Schacht, der als Drehkreuz im Leitungsnetz fungiert und zur Steuerung der Wasserleitungen dient", so Vierhuff im Gespräch mit der Redaktion. Das in einem Stück gefertigte Teil ermöglicht es, die beiden Netzäste in Richtung Bodendorf, Rupprechtshöhe, Kosbrunn und Körbeldorf sowie in Richtung Vorderkleebach, Hummeltal und zur neuem Rastanlage Weiglathal-Spänfleck an die Fernwirkanlage anzubinden – "hochmodern und mit einer automatischen Steuerungs- und Zähltechnik, um so die Trinkwasserzuflüsse zu regeln".

Kosten von 70 000 Euro

Das funktioniere natürlich nur, wenn das Wasser für ein paar Stunden abgesperrt ist. 15 Facharbeiter seien in dieser Nacht im Einsatz. Erst wurden die Leitungen entleert, dann das alte Leitungskreuz herausgeschnitten, dann der Schacht eingesetzt, dann die neuen Anschlüsse angebracht. Zum Finale werden dann morgens alle Leitung gespült, um mögliche Luftblasen zu beseitigen.

Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 70.000 Euro. Vierhuff und seine Kollegen hoffen trotz der Anrufe auf Verständnis – "ist doch so die Sicherheit des gesamten Leitungsnetzes der Juragruppe wieder ein Stück erhöht worden".

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