Nankendorfer und Grüne "sehen nach den Rechten"

13.4.2018, 20:00 Uhr
Nankendorfer und Grüne

© Thomas Weichert

Dies erklärte Julia Beinder von der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus während einer Informationsveranstaltung von Bündnis90 – Die Grünen im Landkreis Bayreuth unter dem Motto "Zeit, mal nach den Rechten zu sehen" im Schützenhaus von Nankendorf, zu der rund 30 Teilnehmer gekommen waren. Referent des Abends war Arno Speiser vom Beratungsnetzwerk Bayern gegen Rechtsextremismus, der über extremistische Erscheinungsformen aufklärte.

Bewusst habe man Nankendorf als Veranstaltungsort für diese "nicht vergnügungspflichtige Veranstaltung" gegen Rechtsextremismus eben wegen diesem beabsichtigten Kauf einer Gaststätte durch einen NDP-Funktionär gewählt, erklärte Susanne Bauer, Sprecherin der Grünen im Kreis Bayreuth.

Sie begrüßte auch Waischenfelds Bürgermeister Edmund Pirkelmann, der die Infoveranstaltung für gut und richtig befand und Rede und Antwort stand. Laut Bauer gäbe es in der Region Anzeichen zur Ansiedlung von Rechtsextremen. Man müsse wachsam sein und dürfe nicht wegschauen, mahnte Grünen-Kreisrat Manfred Neumeister aus Hollfeld.

Neumeister ist auch Fußballfunktionär und erklärte, dass bei Fußballspielen und in Sportvereinen rigoros durchgegriffen werde, wenn rechtsextreme Äußerungen fielen — egal ob von Spielern oder Zuschauern. "Dann erteilen wir Sperren", so Neumeister, der die Demokratie vor allem wegen des Erstarkens der AfD in Gefahr sieht. Nicht nur extrem rechte Parteien und Gruppierungen wie die NPD oder "Der III. Weg" waren Thema, sondern auch die AfD.

Diese sei jedoch "keine extrem rechte Partei", stellte Speiser unmissverständlich fest. Ein Vortrag über Rechtsextremismus, ohne die AfD zu nennen, sei jedoch kaum noch denkbar. Vom Verfassungsschutz werde sie als Partei nicht beobachtet. Was nicht heißt, dass der Verfassungsschutz nicht hinsieht, erklärte Julia Beinder auf Nachfrage.

Beunruhigend für Pirkelmann ist, dass die AfD bei der Bundestagswahl in Waischenfeld rund zehn Prozent der Stimmen bekam. Nach Meinung von Pirkelmann hätten die etablierten Parteien selbst Schuld am Erstarken der AfD. Auf eine Frage aus der Versammlung, welche rechtsextremen Gruppen es in Waischenfeld gäbe, antworte dritter Bürgermeister Kurt Neuner (BBN), dass man nur zwei NPD-Wähler gehabt hätte. Einer sei inzwischen verstorben.

Negativimage vermeiden

In Waischenfeld gibt es laut Neuner kein rechtsextremes Problem. "In Waischenfeld und Nankendorf gibt es sehr wohl extremistische Äußerungen", widersprach ein Versammlungsteilnehmer. Das Problem mit Nowak habe der Stadtrat auch ohne Vorkaufsrecht gelöst, so Neuner. Schon im Interesse, ein negatives Image für einen Tourismusort wie Waischenfeld zu vermeiden, musste der Stadtrat handeln und das Objekt erwerben.

Pirkelmann machte klar, dass das die Stadt Glück hatte, weil Nowak den Kaufpreis noch nicht ganz bezahlt hatte. Druck habe er aber auf den Verkäufer ausgeübt. Für die Stadt sei das Problem gut gelöst worden, "auch wenn nicht alle Bürger damit einverstanden waren", so Pirkelmann. 120 000 Euro hat die Stadt für den Gasthof, weitere 10000 Euro für die Einrichtung bezahlt.

"Problem ist jetztr, was wir mit dem Objekt machen", so Pirkelmann. Dass Nowak die Braurechte hat, konnte man nicht verhindern. Allerdings darf er nicht unter dem Namen Polster-Bräu brauen. "Bei uns braut auch keiner sein Bier", meinte Neuner. Beeindruckt zeigte sich Susanne Bauer, dass 33 junge Leute einen Leserbrief verfasst haben, darunter der Waischenfelder Liedermacher Wastel Kauz, der am 28. April ab 20 Uhr in der alten Schule in Nankendorf ein Benefizkonzert unter dem Motto "LiederMachNacht" mit sich, "Dieter Pöhner", "Die Lagerristen", "Desto & Nasher" und den "Berchbumm" gibt.

Den Erlös bekommt die Stadt Waischenfeld für den Kauf des Gasthofes Polster-Bräu. Arno Speiser: "Die Bürger müssen aufstehen und sagen, wir wollen keine Rechtsextremen in unserer Gemeinde haben." Für Pirkelmann steht fest, dass die Bevölkerung für dieses Thema sensibilisiert werden muss.

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