Neue SPD-Ära

8.10.2012, 00:00 Uhr

Der Machtwechsel im Pegnitzer Rathaus ist perfekt: Uwe Raab von der SPD hat die Stichwahl für sich entschieden. Mit 53,48 Prozent der Stimmen holte er ein Ergebnis, mit dem selbst Optimisten unter den Sozialdemokraten nicht gerechnet hatten.

Der Mann aus Neudorf nutzte seine Chance, die nie besser war als diesmal. Der Abschied Thümmlers nach 30 Jahren als Stadtoberhaupt bedeutete auch „Waffengleichheit“ für alle Kandidaten. Keiner ging mit einem Amtsbonus ins Rennen.

Manfred Thümmlers Wunschkandidat Wolfgang Hempfling von der CSU scheiterte, obwohl er ein ausgewiesener Finanzfachmann mit jahrelanger Verwaltungserfahrung im Rathaus Pegnitz ist.

Raab gilt als rhetorisch versierter Kommunalpolitiker, der die Geschicke der Stadt Pegnitz seit über zwei Jahrzehnten mit gestaltet hat. Zwei fähige Leute, doch nur einer konnte siegen.

Wolfgang Hempflings geballtes Finanzwissen konnte die Mehrheit der Wähler nicht überzeugen, obwohl er als Kämmerer im Rathaus hervorragende Arbeit leistete — das bestätigte ihm auch Raab regelmäßig in seiner Haushaltsrede. Insofern versuchte er im Wahlkampf auch nicht, ihm am Zeug zu flicken. Wie umgekehrt auch Hempfling Raab nie persönlich attackierte.

Kreisrat Wolfgang Hempfling trat politisch so gut wie nicht in Erscheinung, hielt sich auch sonst mit Äußerungen zurück, die ihn zu sehr in CSU-Nähe gerückt hätten. Er war somit parteipolitisch unbelastet und auch von Bürgern wählbar, die mit der CSU wenig am Hut haben. Doch gleichzeitig blieb er zu blass. Wofür er stand, war für viele Wähler nicht genau erkennbar.

Möglicherweise auch für viele jener Wähler nicht, die vor zwei Wochen im ersten Wahlgang noch Thomas Schmidt von der FWG ihre Stimme gegeben haben. Diese Wähler müssen in Scharen Raab ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Weshalb – das wird die CSU herausfinden müssen.

Uwe Raabs Kehrtwende gegen das geplante Einkaufszentrum schadete ihm offensichtlich nicht. Pikant ist, dass er jenes Einkaufszentrum mit einweihen wird, gegen das er lautstark seine Stimme erhoben hat.

Die Bürger wollen einen Bürgermeister, der die Infrastruktur in Schuss hält, sie wollen ausreichend Kindergarten-, Krippen-, Hort- und Betreuungsplätze, eine geregelte Abwasserversorgung und sauberes Trinkwasser, Straßen und Gehwege ohne Schlaglöcher; sie wollen einen Bürgermeister, der wirtschaftsfreundlich ist und so die Grundlagen für Arbeitsplätze legt, und der Bürger will einen Bürgermeister, der keine finanziellen Risiken eingeht.

So wie beim geplanten Windpark, für den sich die Stadt mit zig Millionen verschuldet — auch um die Löcher beim CabrioSol zu stopfen. Dies ist vielen Pegnitzern nicht geheuer. Die vorgesehene steuerliche Verschiebung von Geldern ist undurchschaubar. Hier muss Uwe Raab offen erklären, wie das funktionieren soll. Auch die SPD-Fraktion hat im Stadtrat dafür gestimmt.

Das Gremium muss sich nun neu justieren. Der kommende Bürgermeister hat in dem Gremium nur eine kleine fünfköpfige SPD-Fraktion (Elisabeth Habscheid-Knorre rückt für ihn nach) hinter sich. Hardliner bei CSU und FWG könnten auf den Gedanken kommen, Blockadepolitik zu betreiben. Das könnte sich als schwerer Fehler erweisen und bei der Kommunalwahl 2014 von den Wählern bestraft werden.

Denn die Bürger wollen alles – nur keine Opposition im Stadtrat, die verhindert, statt gestaltet. Bürgermeister Manfred Thümmler hat vorgemacht, wie man alle Gruppen in Entscheidungen einbinden kann, dabei auch Kompromisse eingehen muss. Deshalb war er so beliebt und erfolgreich.

Dass er Raab zutraut, ein guter Bürgermeister zu sein, zeigt seine Größe. Uwe Raab hat im Stadtrat jahrelang engagiert gearbeitet. Er kennt die Strukturen, weiß dass auch mal dicke Bretter gebohrt werden müssen, um voranzukommen.

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