Neue Spur: Leben Wölfe in Waischenfelds Wäldern?
24.3.2018, 19:11 UhrGefahr für den Ruf einer Tourismusregion? Joachim Krems vom gleichnamigen Café nahe Waischenfeld hat da ein wenig Sorge. Hat sein Sohn doch dieser Tage nach eigenem Bekunden ein fünfköpfiges Wolfsrudel gesehen. Bürgermeister Edmund Pirkelmann gibt sich gelassen. Auch wenn er von zwei weiteren Quellen vergleichbare Informationen bekommen hat. Da ging es allerdings nur um Einzelgänger.
So recht glauben wollte Joachim Krems zunächst nicht, was ihm sein Sohn Johannes (20) da erzählte. Der war per Auto auf dem Heimweg von seiner Freundin, als er am Berg von Muggendorf in Richtung Doos Tiere im Scheinwerferkegel seines Autos sah. Keine Rehe, keine Wildschweine. "Er ist sich da absolut sicher, dass es sich um Wölfe handelte", so Vater Joachim Krems, der sich nach eigenem Bekunden mit seinem Sprössling gut 20 Minuten unterhielt über das Thema. Fazit des Gesprächs: "Er ist sich zu 100 Prozent sicher, dass das Wölfe waren." Allein schon mit Blick auf die Kopfhaltung.
Bürgermeister Pirkelmann hat auch von anderen Seiten gehört, dass Wölfe in den Waischenfelder Wäldern unterwegs sein sollen. Etwa von Jagdpächter Hans Schrüfer aus Seelig. Der hatte bei seinen Waldgängen zwar selbst keinen Sichtkontakt mit einem Wolf. Aber er bekam zwei Hinweise von Bekannten, denen ein Tier über den Weg gelaufen sein soll — wohlgemerkt eins, kein Rudel. Und ein Waischenfelder, der namentlich nicht genannt werden will, behauptet ebenfalls, einem Wolf begegnet zu sein. Am Deich, einer Ackerfläche zwischen Eichenbirkig und Unterailsfeld.
Angesichts von mehreren Berichten innerhalb eines kurzen Zeitraums will auch Pirkelmann nicht ausschließen, "dass da etwas dran ist". Angst um den Urlaubsort Waischenfeld hat er deshalb aber nicht, will auch keine besonderen Maßnahmen ergreifen: "Wenn es so ist, dann ist es halt so." Wichtig wäre es, die Tiere auf einem Foto festhalten zu können, "damit wir genau wissen, was Sache ist". Pirkelmann hofft auf seine Bürger, die mit offenen Augen durch Wald und Flur spazieren sollten, um baldmöglichst nähere Informationen zu erhalten.
Überrascht reagiert Frank Pirner, Leiter des Forstbetriebs Pegnitz, auf die Nachrichten aus dem Raum Waischenfeld, der nur in kleinen Teilbereichen zu seinem Zuständigkeitsbereich zählt: "Aus dieser Ecke haben wir da bisher gar nichts gehört."
Was ihn wundert: Sollte es sich wirklich um ein Rudel handeln, müssten Jungtiere dabei sein, die im vergangenen Frühjahr geboren wurden. Und dann hätte man eigentlich schon früher von Rissen hören müssen, also von durch Wölfe getöteten Tieren. So sieht das auch Sebastian Bäumler, Revierleiter und Wolfexperte des Forstbetriebs: "Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich wirklich um ein Rudel dieser Größe handelt, erachte ich für ziemlich gering."
Weil ein Rudel im Gegensatz zu Einzelgängern standorttreu sei und sich immer im selben Territorium aufhalte. Die Reviere seien zwar 150 bis 200 Quadratkilometer groß, wie Erfahrungen aus der Lausitz, aus Niedersachsen und Brandenburg zeigten. Aber die Tiere seien ständig auf Achse, "die durchstreifen das in einer halben Woche komplett".
Und: Fünf Wölfe hätten einen ziemlich üppigen Beutebedarf, "ihrem Hunger müssten an sich schon einige Tiere zum Opfer gefallen sein". Es sei schwer vorstellbar, dass das ohne Spuren passiere. Aber ausschließen lasse sich das nicht. Schon gar nicht, was die Meldungen über einzelne Wölfe angeht, die könnten auf ihren Wanderzügen überall auftauchen.
Keine neuen Erkenntnisse ergab eine mit den zuständigen Stellen in Grafenwöhr abgesprochene gemeinsame Fährtensuche im Bereich des Truppenübungsplatzes und im Veldensteiner Forst. Außer den Spuren der bereits bekannten Tiere — zwei Pärchen — fand sich trotz Neuschnees kein Hinweis auf "Zuwachs".
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