Neues Baugebiet soll Energiezentrale bekommen

27.10.2018, 19:53 Uhr
Neues Baugebiet soll Energiezentrale bekommen

© Luisa Degenhardt

Für das neue Baugebiet "Am Weihergarten" erwägt die Marktgemeinde eine dezentrale Wärmeversorgung. Auf Vermittlung der Energieagentur Regensburg informierten Vertreter der Firma Naturstrom AG aus Eggolsheim über die Möglichkeiten, eine dezentrale Energieversorgung im neuen Baugebiet einzurichten.

Die Innovation bei einem derartigen Projekt, erklärte Verena Gröbmayr von der Naturstrom AG, sei das Nahwärmenetz, das die in einer Energiezentrale vor Ort erzeugte Wärme an die im Baugebiet angeschlossenen Heizsysteme verteilt. Dabei werde die Wärme aus regenerativen Quellen wie Holz und Sonne gewonnen.

Nach Verlegung der Leitungen diene die Energiezentrale oder das Heizhaus für Jahrzehnte – derzeit rechne man mit mindesten 40 Jahren – als zentrale Wärmequelle. Ein Vorteil dabei: Bei einer Entwicklung einer effizienteren Wärmeerzeugung könne die Technik im Heizhaus schnell ausgetauscht werden. Mit Hilfe einer Übergabestation gelangt die Wärme in das Heizungssystem der Häuser.

Die CO2-Einsparung durch erneuerbare Energien und die langfristig sichere Wärmeversorgung durch lokale Nutzung regenerativer Energien brächten Vorteile für die Gemeinde. Der Kunde profitiere von stabilen Heizkosten, von geringeren Kosten für Heizungssanierung und von der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen.

Projekte vorgestellt

Tobias Hufer stellte bereits verwirklichte Nahwärmeprojekte vor und empfahl für Königstein die Möglichkeit, die Effizienz so einer Anlage durch Temperaturabsenkung zu steigern. Die Vorlauftemperatur im Netz müsse so etwa 10 Grad betragen; für die weitere Erwärmung würden Erdwärmepumpen sorgen, die aus Erdkollektoren gespeist werden. Diese könnten auf der benachbarten Ackerfläche in einer Tiefe von 1,5 Metern verlegt werden. Die Landwirtschaft werde dadurch nicht beeinträchtigt. Dem Eigentümer des Ackers müsse eine Pacht gezahlt werden.

Für die Umsetzung des Projektes "Nahwärme" müsse die Gemeinde Rahmenbedingungen schaffen, so Hufer weiter. Dazu gehörten eine Anschluss- und Benutzungspflicht aller Bauherren, eine Vorgabe für regenerierbare Energien sowie die Untersagung bestimmter Heiztechniken. Die in der Regel von der Gemeinde vorab getragenen Investitionen in das Wärmenetz müssten dann auf die Baulandpreise umgelegt werden. Unabdingbar seien die Information der Bauinteressenten und eine Berücksichtigung im Bebauungsplan.

Hans Martin Grötsch (FWG) wollte wissen, wann eine Projektplanung für Königstein abgeschlossen sei, da man für weitere Überlegungen konkrete Daten brauche. Die könne man im Dezember liefern, so Hufer. Klaus Hafner (CSU) befürchtet durch das Wärmenetz und die Übergabestation eine Baupreiserhöhung. Die könnte je nach Technik bis zu 18 000 Euro betragen, erklärte Hufer. Der Betrag hänge allerdings stark von den örtlichen Gegebenheiten ab.

Wie die Bauinteressenten bei ähnlichen Projekten auf die kommunalen Vorgaben reagiert hätten, wollte Bürgermeister Hans Koch wissen. Gröbmayr wusste da nichts Negatives zu berichten. Sie empfahl aber, rechtzeitig auf die Interessenten zuzugehen und die Akzeptanz durch Einbindung lokaler Unternehmen zu fördern.

Die Planungen beziehungsweise die Machbarkeitsstudie für den "Weihergarten" müssten sich nur auf den ersten Bauabschnitt mit etwa 25 Häusern beschränken, forderte Koch. Eine Erweiterung des Wärmenetzes müsse technisch möglich sein. Zudem müsse sich die Gemeinde um Fördermittel für diese energetische Konzeption bemühen. Alles sei eine Frage des Preises, meinte Koch. Deshalb brauche man eine zeitnahe Kostenermittlung als Grundlage für eine Entscheidung. Dem stimmten alle Markträte zu.

Des Weiteren musste sich der Gemeinderat mit den Einwendungen beziehungsweise Anregungen der Behörden und der Träger öffentlicher Belange zum Bebauungsplan "Am Weihergarten" befassen. Für die notwendige Entscheidung lag den Räten eine Aufstellung der 17 Stellen vor, die Einwendungen vorgebracht hatten. Diesen Stellungnahmen, unter anderen vom Veolia Umweltservice, dem Bund Naturschutz oder dem Zweckverband Nahverkehr Amberg-Sulzbach, war eine ausführliche Abwägung der Einwände und Bedenken mit entsprechendem Beschlussvorschlag zugeordnet. Einstimmig folgten die Räte dem Vorschlag des Bürgermeisters, allen Beschlussvorschlägen zuzustimmen.

Von Schützen enttäuscht

Vor der Abstimmung über den Bauantrag zur Sanierung der historischen Stadelreihe machte Bürgermeister Koch keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über den Ausstieg der Schützengesellschaft "Tell" aus diesem Projekt. Ihm habe besonders die Vorgehensweise nicht gefallen. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde noch eine Besprechung hinsichtlich der Kosten einer Schießanlage in der Stadelreihe in Aussicht gestellt, diese wurde jedoch mit Schreiben vom 1. Oktober nicht mehr gewünscht.

Geärgert habe er sich über Äußerungen, die Gemeinde sei am Scheitern schuld. Das wolle er nicht auf sich sitzen lassen und werde – falls erforderlich – Fakten auf den Tisch legen. Bei der neuen Gestaltung des für die Schützen vorgesehenen Raumes, so Koch, sei man jetzt freier und es ließen sich Kosten einsparen. Mit einer Gegenstimme brachten die Räte die geplante Sanierung auf den Weg.

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