Noch verrückter als "Waldstock"
27.2.2018, 23:43 UhrIn über 25 Jahren Waldstock-Geschichte haben Bands wie die "Sportfreunde Stiller", "Bonaparte" oder "Kakkmaddafakka" auf dem Schlossberg gefeiert, noch bevor sie ihren großen Durchbruch hatten. "Wir engagieren keine Coverbands, sondern suchen über Monate hinweg gezielt nach Newcomern und Insidertipps", so Bene Wolff. Je ausgefallener, umso besser.
Kaputte Regentonnen
So hat Bubble Beatz einst mit Instrumenten wie kaputten Regentonnen, alten Mülleimern und verrosteten Wasserrohren im Finale der RTL-Show "Das Supertalent" die Jury um Dieter Bohlen begeistert. Bei Andi Valandi treffen dreckig-bluesiger Gitarrensound auf räudige Stimme, direkt von der Straße gekratzte deutsche Texte und Punkrock.
Der Dresdner nennt seinen Stil selbst "dreckschen Blues". Valandi ist im Herzen ein Punk und hört doch keinen Punkrock. Er liebt den Blues, macht aber damit was er will, die vielen Blueskonventionen nicht weiter beachtend. "Krautblues – Hä? Andi Valandi – was is das denn?"
Die Musik-Blogger wundern sich: "Während eines Jahres auf der Straße mit Hut und Klampfe hat er sich die Räude weggeholt, dieser Valandi. Daraus entstand sein eigener Straßenblues, auf den jetzt alle abfahren."
Er war vielleicht der schrillste "Vogel", der je am Schlossberg aufgetreten ist. Valandi war 2016 für das Freitag-Vorprogramm engagiert und hat Niklas Kolell vom Soundkartell am meisten überzeugt. "Die Stimme? Unglaublich gut. Der Groove und die Stimmung, die er mit nur drei Leuten auf der Bühne rüber bringt? Ist auf höchstem Niveau in Deutschland und dann ist das ein noch so unbekannter Musiker. Das muss sich ändern."
Verraucht und kratzig
Der Blogger weiter: "Andi war definitiv einer der Musiker bei Waldstock 2016, der mir am ehesten in Erinnerung blieb. Auffällig markant und schon fast eher – sorry für den Vergleich! – wie ein Straßenköter. Einer der unbändig keinen Bock hat, das zu machen, was man eigentlich machen sollte. Die Stimme ist so verraucht und kratzig, dass es schon fast wehtut zuzuhören. Räusper dich doch mal, Junge Aber nö, Andi bleibt so und das die gesamte Spielzeit seiner Songs über. Echter kann Straßen-Blues nicht vorgetragen werden! Das klingt nicht wie auf Rosen gebettet oder sonst wie. Sondern einfach nur reudig gut!"
Nicht einmal zwei Jahre später tritt er nun bei den Bluestagen in Roth auf, einem der bundesweit bekanntesten Festival dieses Musikgenres. Dabei schnuppert der Straßenköter in einem Doppelkonzert mit dem Rocker-Mädel Karin Rabhansl ganz nach oben zu Stars wie dem Funk-Bläser Maceo Parker, Dr. Feelgood, Savoy Brown, Henrik Freischlader oder Jesper Munk.
Die Pegnitzer, zu denen sich Andi 2016 völlig unkompliziert mit an den Tisch gesetzt hat, erinnern sich an einen völlig verrückten Typen. Noch verrückter als Waldstock selbst.
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