Ohne Palmkätzchen müssen die Bienen verhungern

8.3.2016, 22:13 Uhr
Ohne Palmkätzchen müssen die Bienen verhungern

© Foto: Reiner Bernhardt

Die Pollen regen zunächst die Legetätigkeit der Königin an. Und die hat dann richtig zu tun. Bis zu 2000 Eier legt sie – am Tag. Dann dauert es 21 Tage, bis die Biene schlüpft. Danach dient der Nektar als Nahrung für die Jungtiere. Und die sind sehr beschäftigt und brauchen viel Energie. „Bienen haben sehr viele Berufe“, erklärt Raab lachend.

Nach dem Schlüpfen müssen sie ein paar Tage ihre und andere Zellen putzen, damit die Königin neue Eier hineinlegen kann. „Danach sind sie zum Polizeidienst eingeteilt“, so Raab. Sie müssen aufpassen, dass keine Schädlinge in die Wabe eindringen. Dann geht es weiter zum Flugdienst.

Ein Teil der Bienen ist laut Raab für die Blüten zuständig. Die anderen, besseren Bienen erledigen einen höhergestellten Job, sind quasi auf der Führungsebene. Sie sammeln auf den Palmkätzchen einen öligen Film, der zu sogenannten Propolis verarbeitet wird.

Das ist ein heilender Wirkstoff, der auch in der Apotheke als Tinktur oder als Tabletten zu kaufen ist, zum Beispiel gegen Halsschmerzen. Bei den Bienen hat der Wirkstoff die Funktion, den Bienenstock zu desinfizieren.

Raab hat jedoch keine Probleme mit zu wenig Palmkätzchen. Denn er sorgt vor. Und das jedes Jahr. Denn 20 bis 30 Pflanzen setzt er pro Jahr ein. Das ist ganz einfach, meint er. Man steckt einfach einen Zweig in den Boden und der zieht dann Wurzeln. Das alles macht er im April. Im Herbst ist die Pflanze dann fertig.

Das Palmkätzchen ist dann also die erste Futterquelle im nächsten Jahr, die der Biene zur Verfügung steht. Danach, etwa Ende April und im Mai, kommen die Obstbäume und dann der Raps. Es sei deswegen wichtig, die Palmkatzen stehenzulassen, weil die Bienen dann kontinuierlich Nahrung hätten.

„Früher war das anders“, erklärt Raab. Durch die moderne Landwirtschaft würden die Wiesen schon mit etwa 20 bis 30 Zentimetern abgemäht und dann zu Silage verarbeitet. Die Bienen schauen dabei in die Röhre. Seit zehn bis 15 Jahren sei das so der Fall.

Handstrauß erlaubt

Auch Hubertus Adam, Fachbereichsleiter für Landespflege beim Landratsamt Bayreuth, rät davon ab, viele Palmkätzchen zu pflücken. Obwohl es nicht explizit verboten sei, die Pflanze abzuschneiden. „Vom Naturschutzgesetz her ist es erlaubt, einen Handstrauß zu pflücken“, erklärt Adam. Alles andere sei verboten, zum Beispiel viele Pflanzen zu pflücken und zu verkaufen, dazu brauche man eine Genehmigung.

Aber das Palmkätzchen, das zur Familie der Weiden gehört, sei laut Adam nicht gefährdet. Im Gegenteil. Denn die Weiden gehören zu den sogenannten Pioniergehölzen. Das sind Arten, die sich auf unbewirtschaftetem Land als Erstes von alleine ausbreiten, dazu gehöre auch Eiche, Ahorn und Linde.

„Manche Sorten von Weiden können sogar zum Unkraut werden“, so Adam. Dagegen hilft bloß noch abholzen.

Keine Kommentare