Pfarrer-Protest: Schoenauers Thesen an Kirchentüren

30.3.2017, 08:55 Uhr
Pfarrer-Protest: Schoenauers Thesen an Kirchentüren

© Frank Heidler

Als "Revoluzzer" sieht sich Gerhard Schoenauer (62) keineswegs. Und über seine zusätzliche Arbeitslast des von ihm organisierten Kirchenprotestes schweigt er und lächelt.

Aber über die Ungerechtigkeiten im Finanzgebaren der evangelischen Landeskirche schweigt er schon lange nicht mehr und hat längst Unterstützungsmails und -briefe aus ganz Deutschland erhalten.

Die Kernpunkte der Kritik: die finanzielle Schwächung der Ortsgemeinden trotz steigender Kirchensteuereinnahmen, die Streichung und Reduzierung von Pfarrstellen, die Ausweitung von Verwaltungsbehörden oder auch die "Durchsetzung eines verfehlten, unevangelischen Kirchenverständnisses, das Gemeinden nur als Filialen einer sie dirigierenden Großorganisation sieht".

Alleine durch den letzten Landesstellenplan fielen in Schnabelwaid und Creußen zwei halbe Pfarrstellen sowie eine halbe Dekanatsjugendleiterstelle ersatzlos weg. Auch beim nächsten Landesstellenplan 2020 befürchtet Schoenauer weitere Kürzungen. Ohnehin sei ein künftiger Pfarrermangel absehbar, "wenn geburtenstarke Jahrgänge wie mein eigener in Rente gehen".

Die Finanzen: In einem der neuesten Rundbriefe wies der Gemeindebund Ungerechtigkeiten der Landeskirche in der Geldverteilung nach. Demzufolge stiegen bayernweit die Kirchensteuereinnahmen in nur sechs Jahren bis 2016 um über 46 Prozent an. Von 420 auf 617 Millionen Euro.

Goldene Zeiten für die Ortsgemeinden? Mitnichten. Die Schlüsselzuweisungen der Landeskirche von München in die einzelnen Gemeinden wuchsen nur um 8,9 Prozent, von knapp 73 auf 79,5 Millionen. Steigerung also unverhältnismäßig geringer.

Das will der Dekan auch am Sonntag seinen Gläubigen im Gottesdienst erläutern.

"Die Bindung zur Kirche läuft über die örtlichen Gemeinden und über den Pfarrer", ist er überzeugt. Das hätten auch jüngste Untersuchungen gezeigt. Gerade in einer Kirchengemeinde wie Pegnitz mache ein Pfarrer noch viele Hausbesuche. Taufe und Abendmahl könne man nur "von Angesicht zu Angesicht" verkündigen. "Wir müssen mit den Leuten persönlich reden." Ihm geht es um "die Armen und Problembeladenen".

Gerade in einer Gemeinde wie Pegnitz sei der finanzielle Druck in den vergangenen Jahren stark gestiegen. So sei die Anzahl der Gläubigen in den vergangenen 20 Jahren von 5500 auf rund 4800 gesunken. An diesem Rückgang Schuld sei aber keine Austrittswelle, sondern die Bevölkerungsentwicklung. "Wir haben im Schnitt 70 bis 80 Beerdigungen, aber nur 40 Taufen." Ähnliche Zahlen gebe es für ganz Oberfranken, erklärte der Dekan, zugleich stellvertretender Kreisdekan.

Problem der Kirchengemeinden: Trotz rückläufiger Gläubigenzahlen würden laufende Kosten wie für Energie und Personal stetig ansteigen. "Manche Gemeinden können das einfach nicht mehr bezahlen."

Der Dekan will aber nicht auf Konfrontationskurs mit der Kirchenspitze gehen. So habe der oft gescholtene Oberkirchenrat Hans-Peter Hübner "viel für uns getan". Auch die in Bayreuth ansässige Regionalbischöfin Dorothea Greiner habe sich oft dafür eingesetzt, "dass es uns gut geht".

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