Plecher Requisiten machen TV-Film authentisch
15.11.2016, 17:45 UhrWenn am Dienstag, 29. November 2016, ab 20.15 Uhr der SAT.1-Kriminalfilm „Jack the Ripper“ über die Mattscheiben flimmert, dann interessiert sich eine kleine Gruppe von Plechern alleine für die Requisiten, die in dem Historienschinken für einen zeitgemäßen Schauplatz im Jahr 1888 sorgen. Tauber & Co. werden dann nur Augen für die Kameras, Vergrößerungsgeräte und Laborartikel aus „ihrem“ Museum haben, die sie von April bis Juni dieses Jahres den Fernsehleuten für die Dreharbeiten im litauischen Vilnius geliehen haben.
Stark beworben
Die als „großes SAT.1-TV-Event“ vom Sender stark beworbene Produktion hat eine abenteuerliche Entstehungsgeschichte hinter sich, in die das Deutsche Kameramuseum in Plech verwickelt ist. Denn im Frühjahr hatte Designer Pierre Pfund für die renommierte Produktionsfirma Pantaleon nach passenden fotografischen Requisiten für den im London des Jahres 1888 spielenden Film über den berühmtesten englischen Serienkiller gesucht.
Pantaleon Films (Produzenten: Matthias Schweighöfer und andere – „Vaterfreuden“, „Der geilste Tag“) realisierte mit „Jack the Ripper“ in Koproduktion mit Fireworks Entertainment (Produzent Marian Redmann – „1 1/2 Ritter“, „Die Brücke“) erstmals einen Event-Film für das Fernsehen. Sebastian Niemann („Hui Buh das Schlossgespenst“, „Das Jesus-Video“) führte Regie.
Fündig wurde der Requisiten-Scout nicht bei den großen Museen des Landes, sondern nach einem Telefonat mit Museumsleiter Tauber in dem fränkischen 1300-Seelen-Dorf. Das im Dezember 2011 eröffnete Deutsche Kameramuseum in Plech gehört inzwischen deutschland-, wenn nicht sogar europaweit zu den größten und wichtigsten Einrichtungen auf diesem Sektor, wie Fachzeitschriften und Besucher bestätigen. 2014 wurde das Museum mit dem Förderpreis des Kulturpreises des Landkreises Bayreuth ausgezeichnet.
Und immer wieder stellt das Deutsche Kameramuseum seine Schätze für Film- und Fernsehaufnahmen leihweise zur Verfügung. Im April kam also Requisiteur Pierre Pfund mit einem Kleintransporter aus Köln und bediente sich im Plecher Fundus, wobei ihn Kurt Tauber sowie Profifotograf und Hochschullehrer Jens Werlein berieten. Als Pfund einige Stunden später Richtung Berlin zum Zwischenlager weiterfuhr, wo die Requisiten für den in Litauen geplanten Film gesammelt wurden, hatte er diverse antike Studiokameras, Stative, Messingobjektive und Laterna magicas im Gepäck.
Auch Vergrößerer, Laborflaschen, Entwicklerschalen, Dunkelkammerleuchten, Fotoplattenständer, Beleuchtungseinrichtungen, eine Daguerreotypie, Stereobetrachtungsgeräte, Papierschneiden und Retuschiergestelle hatte er eingeladen ebenso wie andere Utensilien für ein antikes Fotostudio. Zu dem gehört freilich auch ein Negativ- und Positivlabor.
Insgesamt verlieh das Plecher Museum über 50 Teile – von der zehn Zentimeter kleinen Laborzange bis zum zwei Meter großen Holzgestell eines uralten Homrich-Vergrößerers. Im Juni kamen alle diese Teile, sorgfältig verpackt und absolut unbeschädigt, nach ihrer 3000 Kilometer langen Reise aus der litauischen Hauptstadt zurück, in der die Filmleute die Kulissen für ihren „Londoner Kriminalfilm“ gefunden hatten.
Finanzielle Zuwendung
Dass sich das Vertrauen der Museumsmacher in die Kollegen vom Fernsehen auch für die Kasse des Fördervereins Deutsches Kameramuseum in Plech e.V. auszahlte, war ein durchaus wichtiger und lukrativer Nebeneffekt der Ausleihe. Viel wichtiger aber ist den Plecher Museumsmachern, dass sie mit dieser anstrengenden und aufwendigen Aktion die Kompetenz ihrer Einrichtung unter Beweis stellen konnten.
So war es sicher nicht das letzte Mal, dass das Team des Plecher Kameramuseums eine große Produktion mit seinem Knowhow und seinen Geräten unterstützt hat.
Das Deutsche Kameramuseum ist in diesem Jahr vor der Winterpause nur noch an den beiden kommenden Sonntagen, 20. und 27. November, jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet (Letzter Einlass: 16 Uhr). Im neuen Jahr stehen die Museumstüren dann wieder ab Sonntag, 5. Februar, offen. Sondertermine für Gruppen können aber auch für Dezember und Januar unter der Telefonnummer (0 92 44) 9 82 54 99 oder per Mail an info@kameramuseum.de vereinbart werden.
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