Ranna: Die Plünderung der Magdalenenkirche im Rückblick

3.2.2017, 08:55 Uhr
Ranna: Die Plünderung der Magdalenenkirche im Rückblick

© Brigitte Grüner

Seit 37 Jahren ist Wolfgang Meiler Mesner in der Magdalenenkirche, die Plünderungen geschahen somit vor seiner Zeit. „Damals war ich um die 22 Jahre alt, da kann ich mich kaum noch daran erinnern“, sagt er. Zumal Betroffene, wie beispielsweise der damalige Mesner Franz Leis, inzwischen schon verstorben seien. Den genauen Wert des Diebesgutes kann Meiler nicht einschätzen, weil früher der Wert der einzelnen Figuren nicht beziffert wurde. „Aber einen Engel nachzubilden kostet heute 6000 bis 7000 Euro“. Der Sachschaden sollte folglich im hohen fünfstelligen Bereich liegen.

Figuren wurden nachgeschnitzt

Zehn Jahre nach der Plünderung waren die meisten Figuren wieder nachgebaut – geschnitzt von einem Künstler aus Nürnberg. „Außer den vier Evangelisten wurde alles nachgeschnitzt. Bei den Evangelisten hatten wir aber keine Chance, weil uns Fotos gefehlt haben, in denen man die Figuren gut genug erkannt hat“, erinnert sich Meiler. Den Ausgleich des Schadens und die Kosten für die Nachbildung hätten teilweise die Kirchenstiftung Auerbach und der Freundeskreis der Magdalenenkirche übernommen, durch Einnahmen beim jährlichen Magdalenenfest konnte wieder Geld erwirtschaftet werden.

Das einzige Diebesgut, das wieder auftauchte, war das Marienbild. „Wir bekamen einen Anruf aus München vom Landeskriminalamt. Die haben ein Archiv, in dem alle von der Polizei beschlagnahmten Dinge aufgehoben werden. Da war außer dem Marienbild aber nichts dabei.“ Inzwischen hängt das Marienbild wieder in der Kirche. Dies ist der größte Erfolg, denn auch drei Jahre Ermittlungsarbeit der Kripo haben nichts gebracht: Die Täter wurden nicht gefunden. Auch wenn es Spuren und Ansätze gab. „Die Spuren haben vom Tatort in den Wald geführt. Vermutlich haben die Diebe dort ein Auto geparkt und sind damit abgehauen“, sagt Meiler.

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Im Zuge der Ermittlungsarbeiten mussten seine Frau, er und die anderen Mitarbeiter der Kirche ihre Fingerabdrücke abgeben – um die Abdrücke der Täter festzustellen und von denen der Mitarbeiter zu unterscheiden. Aber auch dieser Recherche-Ansatz blieb erfolglos.

Aus den Fehlern von vor 40 Jahren haben nicht nur die Angestellten der Kirche, sondern auch die Bevölkerung in Ranna gelernt. Bei den Renovierungsarbeiten an der Magdalenenkirche wurden neue Sicherheitsvorkehrungen getroffen. „Es wurden sichere Schlösser eingebaut und die Kirche mit Alarmanlagen gesichert. Zudem sind die Türen mit Eisengitter verstärkt worden“, sagt der Mesner. Aber auch die Bevölkerung sei wachsamer geworden. „Wenn abends in der Kirche Licht brennt, werde ich oft angerufen und darauf aufmerksam gemacht. Oder wenn ein fremdes Auto vor der Kirche steht und ich im Urlaub bin, sieht einer vom Freundeskreis nach.“ Er selbst schaue täglich nach dem Rechten.

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Dass das restliche Diebesgut noch auftaucht, ist für Wolfgang Meiler unwahrscheinlich. „Ich bin mir nicht sicher, ob die fehlenden Figuren überhaupt noch in München registriert sind, oder ob der Eintrag inzwischen gelöscht wurde.“

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