Realschüler bringen schuleigenen Schrebergarten auf Vordermann

26.8.2020, 08:55 Uhr
Realschüler bringen schuleigenen Schrebergarten auf Vordermann

Heidrun Bieswanger sitzt in einem aus Baumstämmen gelegten Sitzkreis. Das "Grüne Klassenzimmer", wie sie es nennt, ist Teil des Schrebergartens, den die künftige Klasse 10 a vor rund drei Jahren hier angelegt hat. Noch sieht es hier etwas brach aus, doch die Schüler arbeiten auf Hochtouren – selbstständig, wie Klassenlehrerin Heidrun Bieswanger betont: "Die Schüler bringen hier eine Motivation und besonders ein Wissen mit, bei dem sie mir weit voraus sind. Das ist beeindruckend."

Wenige Meter neben dem Sitzkreis zersägen vier ihrer Schüler Holzbretter. "Die bauen an einem Geräteschuppen für den Garten", sagt Bieswanger, zeigt auf das Schulgebäude und ergänzt: "Was sie da unten lernen – Mathe, Physik, alles – setzen sie hier ein. Sie berechnen, was sie brauchen, die Statik, alles." Die Werkzeuge haben die Schüler selbst von zuhause mitgebracht.

Die Elternhäuser seien sowieso sehr involviert gewesen, sagt Bieswanger: "Eltern haben unter anderem einen Bagger zur Verfügung gestellt und bedient. Denen kann man nicht genug danken." Unter anderem das grüne Klassenzimmer sei so ausgehoben worden, aber auch die Totholzecke, die Unterholzbewohnern wie Igeln eine Heimat geben soll.

Nicht in jedem Teil des Gartens soll die Bepflanzung kontrolliert werden, sagt Heidrun Bieswanger: "Das ist ein Naturgarten mitten im Wald." Um diesen, aber auch die Gemüse-Beete hinter dem grünen Klassenzimmer zu schützen, habe es einen Schutz gebraucht. An dieser Stelle seien die Bayerischen Staatsforsten Pegnitz eingesprungen und hätten Zäune gespendet. "Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen gewesen – gerade, weil es hier Rehe und Wildschweine gibt."

Vor drei Jahren war das Projekt Schulgarten von den damaligen Siebtklässlern in der Klassengemeinschaft entwickelt worden. An Nachmittagen, Wochenenden und in den Ferien arbeiten die Schüler seitdem auf dem Gelände oberhalb der Realschule – mit der ausdrücklichen und körperlichen Unterstützung von Schulleiter Christoph Kasseckert, der laut Heidrun Bieswanger auch schon mit der Motorsäge im Gestrüpp stand.

Aufgrund der Corona-Krise mussten die Schüler den geplanten Frühjahrsputz im März nach hinten schieben, erst im Frühsommer konnte es wieder losgehen. Seitdem sägen, schneiden und schrauben sie in ihrem "Strebergarten", wie die Klasse ihn liebevoll nennt.

Jährliches Treffen geplant

Die Idee stammt aus einem Aufsatz, den die heute 15-jährige Antonia Neus in der siebten Klasse geschrieben hatte. "Es ist außergewöhnlich, dafür eine ganze Klasse zu gewinnen", sagt ihr Klassenkamerad Felix Haas. "Bei uns hängt das wohl damit zusammen, dass wir alle gerne miteinander zusammen sind und fast jeder von uns vom Land kommt. Die meisten haben einen Bauernhof daheim." Sowohl Antonia Neus als auch Felix Haas leben im Ahorntal.

Die Erfinderin macht sich bereits Gedanken über die Nachfolge: "Nach der Schulzeit können wir hier nicht weitermachen." Die erste Idee sei gewesen, eine Klasse zu finden und das Zepter weiterzugeben. "Wir würden auch dazukommen und aushelfen." Klassenlehrerin Bieswanger glaubt aber eher an eine AG. Zurückkommen sollen die Schüler auch nach ihrem Abschluss. Der Plan sei, jährlich ein Klassentreffen im grünen Klassenzimmer abzuhalten.

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