Reforger: Fränkische Schweiz wurde zu Truppenübungsplatz

25.1.2019, 22:21 Uhr
Reforger: Fränkische Schweiz wurde zu Truppenübungsplatz

© Foto: Volz

Die "Kriegsspiele" wurden durchgezogen ohne Rücksicht auf Schneematsch und weiche Böden, die Gift waren für jedes Manöver, zu denen regelmäßig Hunderte von Kettenpanzern und Lastwagen mit Sonderzügen aus speziell eingerichteten Depots antransportiert wurden für Einheiten, die teilweise sogar mit einer Luftbrücke aus den USA einflogen. Im Minutentakt landeten am Nürnberger Flughafen die riesigen vierstrahligen Starlifter vom Typ C 141, bestaunt von 10 000 Zuschauern, die rund um das Rollfeld für ein Verkehrschaos sorgten. Von dort wurden die insgesamt 17 000 Mann starken Einheiten in das Übungsgebiet verlegt.

Reforger: Fränkische Schweiz wurde zu Truppenübungsplatz

© Fotos: Claus Volz

Nur Stunden später standen sie mit Panzern, schweren Lastwagen, Kanonen und leichten Jeeps entweder getarnt im Wald oder auf den Höhen der Fränkischen Schweiz auf freiem Feld. Am Himmel darüber dröhnten ganze Bienenschwärme von Hubschraubern aller Gattungen, vom Truppentransporter über Lastenträger bis hin zu Kampf-Helikoptern. Ganze Zeltstädte sind entstanden. Feldküchen wurden aufgeschlagen und Ambulanzen eingerichtet.

Nur einen Steinwurf von Auerbach entfernt warteten mehrere hundert Soldaten mit ihren Fahrzeugen auf den Einsatzbefehl im Rahmen des Manövers Reforger I. Zwischen Ranna und Neuhaus/Pegnitz lagen weitere Einheiten, zu der auch leichte Panzer gehörten. Die Gebiete um Eichenstruth schienen ein Manöverzentrum zu sein, denn hier waren in größeren Mengen Versorgungsfahrzeuge platziert, mit einem großen Verbandsplatz und einem Hubschrauber-Landeplatz in der Nachbarschaft. In der Nähe von Illafeld waren ebenfalls Truppen in Stellung gegangen, wie auch im Gebiet des Veldensteiner Forstes.

Reforger: Fränkische Schweiz wurde zu Truppenübungsplatz

© Foto: Claus Volz

Was ehemals Felder waren, präsentierte sich binnen kürzester Zeit als ein einziger Morast, haben die schweren Fahrzeuge doch die dortigen Felder regelrecht umgepflügt.

Bereits kurz nach Beginn der Manöver waren überall Flurschäden nicht zu übersehen. Zwar wurden diese großzügig beglichen, allerdings mussten dabei genaue Angaben über die Verursacher gemacht werden. Nach Abschluss der Übungen waren zudem Kommissionen unterwegs, die die entstandenen Beschädigungen an öffentlichen Einrichtungen begutachtet und geschätzt haben.

Reforger war die Abkürzung von "Return of Forces to Germany". Mit diesen alljährlichen Truppenrückführungen von Amerika nach Deutschland sollte der schnelle Einsatz amerikanischer Truppen zur Verteidigung der Bundesrepublik gegenüber dem Warschauer Pakt geübt werden.

Dieser ersten Macht-Demonstration im Jahr 1969, die rund 80 Millionen Mark gekostet haben soll, folgten noch viele weitere bis zum Ende des Kalten Krieges in den 90er Jahren. Seither sind solche Großmanöver Geschichte. In Erinnerung geblieben sind aber der immense technische Aufwand sowie Kaugummis und Schokolade, die die GI großzügig an die Kinder verteilt haben.

 

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