Rotes Kreuz: Was macht die Arbeit in den Hilfsorganisationen aus?

8.5.2021, 14:55 Uhr
Rotes Kreuz: Was macht die Arbeit in den Hilfsorganisationen aus?

© Foto: Ralf Münch

Warum es einen solchen inoffiziellen Gedenk- und Feiertag braucht, erklären drei BRK-Verantwortliche: "Es ist schön, dass das BRK an so einem Tag etwas mehr Aufmerksamkeit bekommt und man sich vorstellen kann", erklärt Bernd Neukam. Er habe manchmal den Eindruck, dass die Arbeit der Ehrenamtlichen etwas untergeht, so der stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter. Und Sabrina Ziegler ergänzt: "Ich glaube, der Bevölkerung ist der Unterschied zwischen Bereitschaft und Rettungsdienst gar nicht so bewusst", vermutet die stellvertretende Bereitschaftsleiterin von Pegnitz.

Der größte Unterschied dürfte die Bezahlung und die Finanzierung sein: Während die Mitarbeiter im Rettungsdienst angestellt sind und für ihre Arbeit bezahlt werden, sind die Mitglieder der Bereitschaft ehrenamtlich tätig und bekommen kein Geld. "Seit etwa drei Jahren gibt es immerhin die sogenannte Helfergleichstellung. Das heißt, die Ehrenamtlichen erhalten für Einsätze einen Verdienstausfall, ähnlich wie Feuerwehrleute", erklärt Tobias Seeser, Bereitschaftsleiter in Pegnitz.

Der hauptamtliche Rettungsdienst trägt sich selbst, weil die Einsätze über die Krankenkassen abgerechnet werden. Die Bereitschaft, die davon strikt getrennt wird, hingegen muss Ausrüstung und Material selbst finanzieren, was überwiegend durch die Vergütung der Einsätze, Spenden und dem Erlös aus der Altkleidersammlung geschieht. "Wir sind froh um jeden Euro", sagt Ziegler.

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Der Rettungsdienst steht täglich 24 Stunden zur Verfügung, während die Mitglieder der Bereitschaft bei größeren Schadensereignissen zusätzlich alarmiert werden. Weiterhin stehen die ehrenamtlichen Helfer für planbare Sanitätsdienste, wie bei Sportveranstaltungen und Festen, bereit. Und auch optisch gibt es Unterschiede: Die Ehrenamtlichen sind mit einer grauen Hose und einer orange-farbenen Jacke mit der Aufschrift "Bereitschaft" unterwegs, die Hauptamtlichen tragen nicht nur orangene Jacken, sondern auch Hosen in der selben Farbe. Letztere kümmern sich im Notfall um die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung und um den Krankentransport.

Die Mitglieder der Bereitschaft führen Sanitätsdienste durch, kümmern sich unter anderem um die Blutspender, den örtlichen Katastrophenschutz, führen interne Aus- und Fortbildungen durch, und bilden die Bürger in Erster Hilfe aus. Weiterhin stellen sich die Ehrenamtlichen nachts und am Wochenende in den Dienst des Helfer vor Ort (HvO), um die Hilfsfristen zu gewährleisten, wenn der örtliche Rettungsdienst sich im Einsatz befindet.

Gründung im Jahr 1928

In der Pegnitzer Bereitschaft, die im Jahr 1928 als Sanitätskolonne gegründet worden ist, sind es 45 Aktive, die diese Aufgaben übernehmen. Etwa zwei Drittel davon sind Frauen. Insgesamt gibt es 95 Mitglieder. Das Durchschnittsalter liegt bei Anfang, Mitte 30, schätzt Neukam. "Wir haben viele junge Mitglieder und viele ältere. Das mittlere Alter fehlt uns aber. Deswegen freuen wir uns über Quereinsteiger, die zum Roten Kreuz kommen", sagt Tobias Seeser.

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Er selbst ist vor 30 Jahren – als die Baywatch-TV-Serie in ihrer Blüte stand – der Wasserwacht beigetreten. "Ich war schon immer eine Wasserratte", sagt der 38-jährige Rettungsschwimmer, der 2000 in die Bereitschaft gewechselt ist und sie seit 2015 leitet.

Seine Stellvertreterin Sabrina Ziegler ist schon als Sechsjährige zum BRK gekommen: "Die Mutter einer Bekannten hat mich zum Jugendrotkreuz mitgenommen und ich bin hier hängen geblieben", erzählt die 30-Jährige. Mit 16 sei sie zur Bereitschaft gewechselt und ab ihrem 18. Geburtstag durfte sie mit zu Einsätzen ausrücken. 

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© Foto: Ralf Münch

Ähnlich ist es bei Bernd Neukam (53): Sein Vater war zuerst ehrenamtlicher und später hauptamtlicher Rettungssanitäter. "Er hat mal gesagt, ich solle mitfahren und dann bin ich dabei geblieben. Das ist jetzt 36 Jahre her", berichtet er. Es gefalle ihm, dass das Ehrenamt abwechslungsreich ist, es eine gute Kameradschaft gebe und man viele Menschen kennen lerne. Außerdem sei es ein schönes Gefühl, anderen Menschen helfen zu können. "Wir haben alle das Helfer-Syndrom", sagt er und lacht.

Dabei seien die Einsätze im Sanitätsdienst nicht so, wie man sie aus Filmen vermeintlich kennt. "Wir sind nicht auf Kriegsschauplätzen unterwegs, sondern leisten normale Dienste. Eine erweiterte Erste-Hilfe-Ausbildung und die Erfahrung, die mit der Zeit dazu kommt, machen unsere Arbeit aus", so Seeser weiter. 

INFO: Mit diesem Bericht anlässlich des heutigen internationalen Rotkreuztags startet eine lose Serie über die Rettungs- und Hilfskräfte in Pegnitz und Umgebung.

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