Sensation in Bayreuth: Frau als Oberbürgermeister
25.3.2012, 20:30 UhrEin Vorsprung, der sich knapp eine halbe Stunde später auch bestätigen sollte:. Merk-Erbe ist damit ab 1. Mai neue Bayreuther Oberbürgermeisterin. Sie hat es geschafft, den amtierenden OB nach nur einer Amtszeit abzulösen.
Konkret entfielen auf Brigitte Merk-Erbe 52,77 Prozent der Stimmen, auf Michael Hohl 47,23. In absoluten Zahlen bedeutet dies: 14629 Stimmen für Merk-Erbe, 13092 für Michael Hohl, die Wahlbeteiligung lag bei 48,36 Prozent.
Im ersten Wahlgang hatte Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl (CSU) mit 43,6 Prozent der Stimmen nur etwa fünf Prozent mehr als seine Herausforderin Brigitte Merk-Erbe von der Bayreuther Gemeinschaft erreicht. Merk-Erbe lag damals bei 38,28 Prozent. Weit abgeschlagen landeten damals Christa Müller-Feuerstein (SPD) mit 10,32 und Stefan Schlags von den Grünen mit 7,86 Prozent der Stimmen auf den hinteren Plätzen. Beide Parteien, sowohl die SPD als auch die Grünen, hatten offiziell eine Wahlempfehlung für Brigitte Merk-Erbe ausgesprochen.
Lange Gesichter bei den Christsozialen, Jubel bei den Anhängern der Bayreuther Gemeinschaft, aber auch bei den Vertretern von SPD und Grünen. „Bayreuth wollte den Wechsel“, „Hohls Wahlversprechungen der zurückliegenden zwei Wochen hatten eher das Gegenteil erreicht“, hieß es in ersten Stellungnahmen. Jetzt würden endlich die Weichen für eine offenere Politik im Rathaus gestellt, sagte Stefan Schlags von den Grünen, der es vor zwei Wochen nicht in die Stichwahl geschafft hatte.
Blankes Entsetzen gab es dagegen bei den CSU-Stadträten. „Wenn die Bayreuther das so wollen, dann müssen sie damit leben“, sagte beispielsweise Stadträtin Bettina Boxberger. Offensichtlich hätten den Bayreuthern die diffusen Aussagen von Brigitte Merk-Erbe genügt, so CSU-Stadtrat Stefan Specht. „Das hat Michael Hohl nicht verdient“, so Klaus Klötzer.
Michael Hohl selbst gestand die Niederlage bereits gegenüber Pressevertretern ein, als noch nicht einmal alle Wahlbezirke ausgezählt waren. Er könne nicht sagen, woran es gelegen hat, er könne auch nicht sagen, ob seine politische Karriere damit beendet sei, so Hohl. Als Vorsitzender des CSU-Kreisverbandes Bayreuth-Stadt sei es nun erst einmal seine Aufgabe, die Niederlage aufzuarbeiten.
Erst kurz nach 19 Uhr betrat Brigitte Merk-Erbe das Rathaus, um sich feiern zu lassen. „Ich kann es noch gar nicht so richtig realisieren“, sagte sie. Die Bayreuther Bürger wollten eben mehr Miteinander, mehr Offenheit und mehr Transparenz im Rathaus. „Offensichtlich traut man mir das zu“, strahlte sie.
Brigitte Merk-Erbe wurde 1956 in Bayreuth geboren. Sie hat Pädagogik studiert und ist Sonderschulkonrektorin im Heilpädagogischen Zentrum in Bayreuth. Dem Stadtrat gehört sie seit zehn Jahren an, seit 2009 ist sie Fraktionsvorsitzende der Bayreuther Gemeinschaft.
Merk-Erbe ist außerdem Mitglied des Bayerischen und des Deutschen Städtetages, Kirchenvorstand der evangelischen Bayreuther Stadtkirche sowie Mitglied des Freundeskreises der Studiobühne, des Umweltinformationszentrums Lindenhof und des Vereins Hilfe für das behinderte Kind. Sie ist mit dem Journalisten Thomas Erbe verheiratet. Gewählt wurde in 73 Wahllokalen. Insgesamt wurden knapp 58000 Wahlberechtigte an die Urnen gerufen, nur knapp 28000 Bürger gaben ihre Stimme ab.
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