Turmbau zu Hüll: Jeder hofft auf wenig Wind

9.4.2016, 09:17 Uhr
Turmbau zu Hüll: Jeder hofft auf wenig Wind

© Alle Fotos: Udo Schuster

Wie Bauleiter Hanno Jauken von der ausführenden Firma Nordex Energy GmbH aus Hamburg berichtet, verlaufen die Arbeiten planmäßig, auch wenn manchmal der Wind in der Höhe des Aufstellkrans mit seinen 158 Metern über dem rund fünf Meter tiefen Fundament für die Montage der schweren Bauteile grenzwertig erschien.

„Mehr als sechs Meter Windgeschwindigkeit/Sekunde darf beim Hochziehen des Rotorsterns nicht sein, denn die Rotorblätter werden am Boden mit der Nabe verbunden und bilden dann in der Nabenhöhe mit 141 Metern eine große Windangriffsfläche. Wenn bereits am Boden ein Luftzug zu spüren ist, dann ist dieser an der Kranspitze meist doppelt so stark.“

Turmbau zu Hüll: Jeder hofft auf wenig Wind

Nachdem der erste Bauabschnitt mit den aus Neumarkt angelieferten Betonteilen begann, die im unteren Bereich des Turmes als Halbschalen hergestellt und erst vor Ort miteinander zu einem Ring mit einem Durchmesser von elf Meter verbunden worden sind, erkannte man die Mächtigkeit dieser Türme. Mit dem anschließenden Verspannen der Betonteile, erreichten sie bereits eine Höhe von rund 80 Metern.

Am Montag wurde nun auch der riesige Kran mit seinen 158 Meter Höhe einsatzbereit montiert. Der Kranführer setzte dann am Dienstag zunächst zwei weitere Stahlsegmente bis auf eine Höhe von etwa 139 Meter darauf. Am selben Tag fanden ebenfalls das Maschinenhaus mit dem Triebstrang, der Rotorwelle sowie das Getriebe mit dem Generator seinen Platz auf der Spitze des mächtigen Turms.

Turmbau zu Hüll: Jeder hofft auf wenig Wind

Am Donnerstag sollte die Nabe mit den Rotorblättern am Erdboden montiert und hochgezogen werden. Nachdem das erste über zehn Tonnen schwere Flügelblatt festgeschraubt wurde, frischte der Wind am Vormittag auf und erreichte zeitweise Geschwindigkeiten zwischen 10 und 14 m/sek. – zu viel für diese Präzisionsarbeit. Überhaupt fordert der Aufbau ständig eine volle Konzentration für das 15-köpfige internationale Spezialistenteam. Immerhin hat dieser Rotorstern mit den Flügelblättern, der schließlich am Freitagvormittag montiert werden konnte, einen Durchmesser von 117 Metern.

Im Inneren der Windräder mit jeweils 2400 kW befinden sich neben der Trafostation auch Mess-, Regel- und Schaltschränke sowie ein kleiner schmaler Aufzug zum Maschinenhaus. Selbstverständlich ist dort über die gesamte Höhe auch eine Steigleiter angebracht, die den Abstieg bei einer Störung ermöglicht. Zurzeit ist im Turm aber noch ein unglaublicher Leitungs- und Kabelwust zu finden.

Turmbau zu Hüll: Jeder hofft auf wenig Wind

Bereits seit 2013 lief die Planung dieser Schwachwindanlagen, erklärt Hans Gebhard, der Vorsitzende der „Bürgerenergiewerke Schnaittachtal und Umgebung e.G.“ (BEW). Die Idee kam uns durch ausgewiesene Vorrangflächen. Da wir bereits mit einer Photovoltaikanlage am Bauhof der Stadt Betzenstein Kontakt zur Verwaltung hatten, kamen wir mit Bürgermeister Claus Meyer ins Gespräch, der mit seinen Stadträten von Anfang an beschlossen hatte, die Bürger hierbei zu integrieren. Als Planer holten wir uns die Dornauer Windkraft UG mit ins Boot“, sagt Gebhard.

Das finanzielle Risiko wurde unter den drei Partnern (BEW, Stadt Betzenstein, Dornauer Windkraft) auf gleiche Schultern verteilt. Nachdem am 11.November 2014 die Baugenehmigung erteilt wurde, also wenige Tage vor dem Inkrafttreten der neuen 10H-Regelung erfolgte ein Finanzierungsplan. Innerhalb von nur zwei Wochen zeichneten Ende letzten Jahres 74 Kommanditisten Summen zwischen fünftausend und 200 000 Euro – insgesamt 2,3 Millionen Euro. Der Restbetrag wird durch ein Bankdarlehen finanziert.

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