Vor Vergessen bewahrt

15.11.2010, 22:48 Uhr
Vor Vergessen bewahrt

© Weber

Bereits zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war in Bernreuth zwischen dem damaligen Westlager und dem Arbeiterlager (nach dem Krieg Flüchtlingslager) an der Straße nach Ebersberg ein kleines Gefangenenlager eingerichtet worden. Es waren wohl nur drei Mannschafts- und eine Kückenbaracke für die Gefangenen Franzosen, Polen und Russen, die zeitweilig auch als Arbeiter im nahen Eisenerzbergwerk Maffei und bei Landwirten eingesetzt gewesen sein sollen.

Vor Vergessen bewahrt

© rw

Für die verstorbenen Gefangenen wurde am Berghang nördlich des Arbeiterlagers ein Gräberfeld angelegt, das nach Kriegsende in Vergessenheit zu geraten schien. Erst auf Betreiben von Albert Lorenz (+2007) fand 1987 die offizielle Umbettung der verbliebenen Überreste von 32 beziehungsweise 33 in den Jahren 1941/42 gestorbenen russischen Kriegsgefangenen statt. Bei der damaligen Feier am 21. November (1987) war auch der Sekretär der sowjetischen Botschaft aus Bonn, Jewdokimow, anwesend und hielt eine kleine Ansprache.

Im Laufe der vergangenen Jahre wurden dann die Namen und Daten der verstorbenen russischen Kriegsgefangenen ermittelt, da die Erkennungsmarken bei der Umbettung gefunden worden waren. Die Angehörigen wurden durch die russischen Behörden benachrichtigt.

Bronzetafel

Die Stadt Auerbach bekam — wie berichtet – eine Liste mit Namen und Daten der Toten und ließ damit zum diesjährigen Volkstrauertag eine schlichte Bronzetafel anfertigen, an der von Geistlichen der drei christlichen Konfessionen für die Toten gebetet und die von ihnen gesegnet wurde.

Pater Dominik Sobolewski von der römisch-katholischen und Pfarrerin Helga von Niedner von der evangelisch-lutherischen Gemeinde Auerbach taten dies bereits am Vormittag im Rahmen der Gedenkfeier. Aus Zeitgründen konnte der russisch-orthodoxe Pfarrer Viktor Wdowitschenko aus Regensburg erst am späten Nachmittag nach Auerbach kommen. Im Beisein des Amberger Kirchenältesten Constantin Suvorov und einiger anderer Personen hielt er am Grab der russischen Verstorbenen eine kleine, aber eindrucksvolle Andacht für seine Landsleute.

So haben fast 60 Jahre nach ihrem Tod 33 ehemalige russische Kriegsgefangene nun ihren Namen und damit ihre Identität wiederbekommen.

Auf einer damals von deutschen Stellen angelegten Gefangenen-Personalkarte sind zum Beispiel Namen und Daten von Abramow Alexandr festgehalten. So geht daraus hervor, dass der Abgebildete am 9. Mai 1942 aus dem Lazarett Neumarkt in das Gefangenenlager bei Bernreuth verlegt wurde, dort aber am 18. September 1942 mit nur 24 Jahren an Herzlähmung starb und bereits am nächsten Tag beerdigt wurde.