Waischenfeld: Ehemalige Mitarbeiter fordern noch Geld

1.4.2016, 06:30 Uhr
Waischenfeld: Ehemalige Mitarbeiter fordern noch Geld

© Ralf Münch

Die Stimmung am Donnerstagmorgen war gedrückt bei den Meusel-Mitarbeitern. Sie sind zur Arbeit erschienen, obwohl es eigentlich kaum noch etwas zu tun gibt. Die Produktionsmaschinen sind bereits seit vergangener Woche weg. Das Unternehmen hat sie angeblich an den anderen Standort in Peine bringen lassen (wir berichteten). Seit Freitag ist der Standort in Waischenfeld geschlossen.

Eigentlich hätte es bei Meusel weitergehen können. Dafür hätten die Mitarbeiter auf die ausstehenden Zahlungen verzichtet. Aber ein Verkauf des Standortes an einen ehemaligen Mitarbeiter, der nach eigenen Angaben mit der gesamten Belegschaft weitermachen wollte, scheiterte kurz vor einer Einigung.

Jetzt sperrt Geschäftsführer Frank-Oliver Hoffmann das Werk zu. Am Donnerstag war er dafür vom Firmensitz im niedersächsischen Langenhagen nach Waischenfeld gekommen. Unserer Zeitung will er keine Auskunft geben. Dafür habe er weder Zeit noch Lust, sagt er. Keine Auskunft also, warum er Grundstück, Gebäude und Maschinen nicht für knapp eine Viertelmillion Euro an Jürgen Spessert verkaufen wollte, der in Waischenfeld weitergemacht hätte.

Stattdessen verkauft Hoffmann nun an das Hollfelder Unternehmen Imabt, das lediglich an der Immobilie Interesse hat. Das Werk in Waischenfeld soll rund 300 000 Euro wert sein — ohne Maschinen.

Und doch könnte die Schraubenwerke Meusel mit dem Verkauf am Ende draufzahlen. Denn nun werden sämtliche Verfahren vor dem Arbeitsgericht, die aufgrund der in Aussicht stehenden Lösung ruhten, wieder aufgenommen. Nun wollen die Mitarbeiter das nicht ausgezahlte Weihnachts- und Urlaubsgeld für die Jahre 2014 und 2015. Sie klagen gegen den Zeitpunkt ihrer Kündigung, und sie wollen eine Abfindung. Viele sind seit Jahrzehnten im Betrieb.

Anwälte eingeschaltet

Die nun ehemaligen Meusel-Leute lassen sich von der IG Metall und vom Waischenfelder Rechtsanwalt Wolfgang Tietke vertreten. „Ich werde nun die ganzen Verfahren vor dem Arbeitsgericht wieder aufnehmen“, sagt der Anwalt, der für sechs Mitarbeiter klagt. Die anderen lassen sich über den Rechtsschutz der IG Metall vertreten. „Es ist strittig, wann die Kündigungen ausgesprochen werden können“, sagt Gewerkschaftssekretär Uwe Bauer.

Ende September verschickte Geschäftsführer Frank-Oliver Hoffmann die Kündigungen zum 31. Januar 2016. Damit unterlaufe er bei vielen Beschäftigten die Kündigungsfristen, sagt die IG Metall.

Diese liege aufgrund der langen Betriebszugehörigkeit zumeist bei sieben Monaten. Außerdem sei nach dem vor rund eineinhalb Jahren geschlossenen Sanierungstarifvertrag strittig, ob Geschäftsführer Hoffmann vor Ende 2015 überhaupt Kündigungen aussprechen könne. Der Gewerkschaftssekretär hält es für möglich, dass das Arbeitsgericht Kündigungen erst zum 31. Juli 2016 akzeptieren könnte. Dann müsste das Unternehmen noch so lange Gehälter zahlen.

Ungemach droht dem Schraubenwerk Meusel auch von anderer Seite. Denn vor einigen Jahren gewährte die Regierung von Oberfranken dem Unternehmen eine Förderung für neue Maschinen in Höhe von rund 43 500 Euro. Und das unter der Auflage, dass die Arbeitsplätze bis Ende 2016 erhalten bleiben und die Maschinen bis dahin am Standort Waischenfeld laufen. Die Maschinen sind weg, die Mitarbeiter entlassen. Regierungssprecher Oliver Hempfling bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung, dass seine Behörde eine Rückforderung der gesamten Fördersumme prüfe.

In Waischenfeld ist das Schraubenwerk Meusel seit gestern Geschichte. Eine Fortsetzung wird es wohl noch einige Zeit vor dem Arbeitsgericht in Bayreuth geben.

 

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