Warum Katharina Rupprecht für jede Kerwa Küchla backt
18.08.2019, 09:00 Uhr"Wenn die Rührmaschine kaputt ist, gibt es keine Küchla mehr", sagt Katharina Rupprecht lachend. Aber noch funktioniert sie und so backt Rupprecht zusammen mit drei anderen Frauen aus Püttlach mehrmals im Jahr das leckere Schmalzgebäck. "Wir wollen Tradition und Brauchtum weitergeben", sagt die 71-Jährige, die alle nur "Kattel" nennen.
Katharina Rupprecht stammt aus Büchenbach und hat auf die Rupprechtshöhe, einen Weiler mit vier Anwesen ein paar Kilometer bergan, geheiratet. "Das Küchlabacken habe ich als Madla von meiner Mutter gelernt", erzählt die 71-Jährige. Und seitdem macht sie es bis heute – weniger für Konfirmationen und Kommunionen, sondern eher für die Kerwas und Pfarrfeste auf den Dörfern, so wie vergangenes Wochenende in Püttlach.
Die vier Frauen sind ein eingeschweißtes Team, jede weiß, was sie zu machen hat, ein Rezept aufgeschrieben haben sie nicht. "Das läuft so aus dem Gefühl heraus", erklärt Rupprecht. Sie machen das rein privat, haben auch keinen Festpreis pro Küchla.
Ab drei Uhr nachts wird gebacken
Viele Zutaten, wie die Eier, bekommen sie vorher von den Bestellern gebracht. Den Rest kauft Rupprecht dazu, vor allem das Butterschmalz. "Das ist vom Bayreuther Milchhof", berichtet sie. Gebacken wird von nachts um 3 Uhr bis in den Vormittag rein. Um die Zeit sei man noch eher fit, als am Nachmittag. Und die Temperaturen seien da auch angenehmer. "Später am Tag hat man keine Kraft mehr", sagt Rupprecht.
Am Tag vor dem Backen werden die Eier schon aufgeschlagen und mit den Geschmackszutaten wie Rum und Arrak vermengt, dann kann alles gut durchziehen. Aus 100 Eiern werden 200 Küchla, ein Quantum, wie Rupprecht erklärt. Zu den Eiern kommen noch Mehl, Zucker, Butter und natürlich Hefe. Das wird dann in der Maschine verrührt, etwa 60 Liter passen in die Schüssel.
So sieht das perfekte Küchla aus
"Der Teig muss ganz glatt sein, sonst reißen die Küchla", betont Rupprecht. Fluffig, nennt es ihre Enkelin. Dann muss der Teig rund eine halbe Stunde gehen. Anschließend werden die Teiglinge – etwa 100 bis 120 Gramm schwer – abgestochen, ausgerollt und rund geformt. Dann kommen sie in den Wärmeschrank und gehen noch einmal.
Danach werden die Teiglinge mit gefetteten Händen geklopft, ausgezogen und ins heiße Butterschmalz gegeben, dort von beiden Seiten gebacken. "Zwölf Pfund Butterschmalz braucht man etwa für ein Quantum", schätzt Rupprecht. Das verbrauchte Schmalz wird auf den Kompost gekippt und neues Fett heiß gemacht. Es ist auch schon mal passiert, dass Rupprecht einen Teig auf dem Mist entsorgt hat, weil er einfach nichts geworden war. "Keine Ahnung, was mit dem los war", wundert sich die 71-Jährige heute noch.
Wenn die Küchla fertig gebacken sind, werden sie mit zwei Kochlöffeln aus dem Fett geholt und kommen nach dem Abkühlen in Schachteln, die mit Bäckerseide ausgelegt sind. Gezuckert werden sie nicht, das wird erst kurz vor dem Verkauf von den Abholern gemacht.
"Das strengt freilich an"
Für Rupprecht und ihre Mitbäckerinnen heißt es dann noch Aufräumen. Aber viel ist das nicht mehr, denn sie haben zwischendrin schon immer etwas abgewaschen. Anschließend trinken sie erst mal einen Kaffee und essen ein Wurstbrot. Danach ist ihnen dann so richtig. "Und von den Küchla probieren wir schon auch etwas, da gibt es dann ein Bier zu, das war schon früher so", erzählt sie. Nachmittags muss sich die 71-Jährige dann doch etwas hinlegen. "Das Ganze strengt freilich an", sagt sie. Gibt sie die Tradition des Küchlabackens weiter? "Ja", sagt Rupprecht, "meine Enkelin zeigt da schon Interesse." Überhaupt ist ihre Familie genauso damit groß geworden, wie sie selber.
Und die Familie von Katharina Rupprecht ist groß. Vier Söhne und eine Tochter, elf Enkel und einen Urenkel hat sie. Zwei Söhne wohnen jeweils mit ihren Familien auch in der Rupprechtshöhe. Ein Sohn lebt im Ahorntal, ein weiterer Sohn und die Tochter in Püttlach. "Die brauchen schon alle die Oma", lacht Rupprecht.
Ein Ausgleich fürs Backen und die Arbeit auf dem Bauernhof ist für Katharina Rupprecht ihr Engagement bei den Grünen Damen, einem Besuchsdienstkreis in der Sanaklinik. "Das ist etwas ganz anderes, das brauche ich und das liegt mir", erklärt sie.
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