Wasserqualität im Püttlachtal so gut wie lange nicht

15.9.2016, 19:26 Uhr
Wasserqualität im Püttlachtal so gut wie lange nicht

Seit Jahren führt Baier die angehenden Geologen mit wachsender Begeisterung in den fränkischen Jura, damit sie sich hier bei Karstwochen das Rüstzeug für ihre spätere Arbeit aneignen. Ausschlaggebend ist hierfür nicht nur die geologische Vielfalt in der Fränkischen Schweiz, sondern auch die vorbildliche Zusammenarbeit mit den Kommunen oder Wasserversorgern wie der Juragruppe.

Wasserqualität im Püttlachtal so gut wie lange nicht

© Fotos: Richard Reinl

Vor allem die Politik des Zweckverbands mit Sitz in Pegnitz, mit dem der Lehrstuhl seit einiger Zeit kooperiert, trage Früchte: Absprachen mit den Landwirten und vor allem die Bereitschaft, für den Verzicht auf Gülle und übermäßige Düngung Ausgleichszahlungen zu leisten, hätten dazu beigetragen, früher deutlich feststellbare Beeinträchtigungen der Wasserqualität erfolgreich zu vermeiden. Baier: „Diese Maßnahmen können als vorbildlich für den Grundwasserschutz im fränkischen Karstgebirge angesehen werden.“

Das Püttlachtal zwischen Oberhauenstein und Pottenstein lockt wegen des herrlichen Wanderwegs viele Touristen an, die zahlreich dort sprudelnden Quellen genießen beinahe Kultcharakter. Der Aschenbrunnen versorgt große Teile des Felsenstädtchens mit Trinkwasser, aus dem Veilchenbrunnen sollen der Sage nach zu bestimmten Zeiten Veilchen als Symbol der Reinheit des Wassers und der Unschuld dessen, der es trinkt, hervorsprudeln. Weil es zudem bei Halsbeschwerden helfen soll, zapfen Bürger dort seit jeher das kostbare Nass.

Wenn dort und weiter das ganze Tal hinauf plötzlich Proben genommen und in einem provisorischen Minilabor noch vor Ort untersucht werden, schrillen bei Wanderern die Alarmglocken. Die Bandbreite der Befürchtungen ist groß und reicht von etwaigen Verunreinigungen im Wasser bis hin zu Dreh-Vorbereitungen für den nächsten Franken-Tatort. Doch Baier und seine Studenten können beruhigen, wollen sie doch nur das kostbare Gut bewahren helfen.

Über die Ergebnisse, die heuer so herausragend gut sind wie schon lange nicht mehr, freuen sich alle. Belastungen seien kaum mehr festzustellen und wenn, dann sind die Parameter bei Chlorid, Sulfit, Sulfat, Ammonium, Nitrit oder Nitrat weit von jeglichen Grenzwerten entfernt. Nur ganz punktuell gebe es noch kleine Problemzonen, wie etwa im Raum Prüllsbirkig oder nahe Steifling, die aber keineswegs besorgniserregend seien.

Wenn die Püttlach auch optisch kristallklar gen Pottenstein fließe, dann sei das auch auf die teils heftigen Niederschläge im Frühjahr zurückzuführen, die die Natur regelrecht ausgewaschen hätten. Allerdings hätten sich die nicht nachhaltig auf die Quellschüttungen ausgewirkt, weil Starkregen zu schnell abfließt und nicht genügend in den Boden eindringt. Weil inzwischen seit Wochen zu wenig Nass von oben komme, bewegen sich die Grundwasserpegel schon fast wieder auf dem Niveau vom Herbst 2015, als etwa die Pegnitzquelle versiegte. Baier: „Die Quellschüttungen gehen, abgesehen von einem kurzen Anstieg in diesem Frühjahr, seit Jahren kontinuierlich zurück, vor allem auch, weil schneereiche Winter ausgeblieben sind. Wir bräuchten dringend vier Wochen Landregen am Stück, meinetwegen am Ende der Urlaubssaison.“

Wanderer in Sorge

Sorgten schon die Laboruntersuchungen für viel Aufsehen, so zeigten sich erst recht tiefe Sorgenfalten auf der Stirn der Wanderer, als die Studenten auch noch mit Messlatten und Lasergeräten anrückten. „Wird da jetzt wohl eine Straße durch das beschauliche Püttlachtal gebaut“, befürchteten nicht wenige. Aber auch da konnte Entwarnung gegeben werden, leisteten doch die Geologen wertvolle Grundlagenarbeit. Erstmals ließ Baier die Höhenlage jeder einzelnen Quelle genau einmessen, eine aufwändige und zeitraubende Arbeit, die bislang von den Behörden wegen der Schwierigkeit in der engen Tallage nicht angegangen worden ist.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer die Arbeit der Erlanger Geologie-Studenten in den höchsten Tönen lobt: „Diese Vermessungsdaten sind für uns von unschätzbarem Wert. Dabei haben sie der Stadt Dank dem Engagement von Alfons Baier und seinem Team keinen einzigen Cent gekostet.“ Endprodukt ist ein 3D-Modell, aus dem die Fließrichtungen und damit die Herkunft des Wassers herausgelesen werden können. Bisher basieren Berechnungen in dieser Gegend im wesentlichen auf GPS-Angaben, die aber in der schwierigen Topographie viel zu ungenau seien. Weil es in dem Tal nur drei amtliche Höhenmarken gibt, wurden Werte bislang aus Luftbildern heruntergerechnet. Baier: „Das reicht für die Ausweisung von Wanderwegen, aber nicht für die Wasserwirtschaft. Wir können künftig zentimetergenaue Angaben zur Verfügung stellen.“

Mitunter bringen solche Untersuchungen überraschende Ergebnisse. So gibt es nachweislich eine Verbindung von der Seeweiherquelle im Einzugsgebiet des Wasserwerks bei Ranna zu einer Quelle bei den Fischweihern im Klumpertal. Insbesondere bei Hochwasser kehre sich die Fließrichtung des Wassers um und aus der Quelle im Pegnitztal werde ein wasserschluckender Ponor mit der Folge, dass Pegnitzwasser statt in Nürnberg im Raum Pottenstein wieder ans Tageslicht trete. Die rund 200 Kilometer lange geologische Störung der Frankenalbfurche macht‘s möglich.

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