Welt-Premiere mit Hightech-Aaglander-Kutschen

24.2.2014, 12:48 Uhr
Richard Gebert hat die Aaglander-Kutschen weiter entwickelt. Jetzt präsentiert er beim Genfer Autosalon einen Prototyp, der die Elektromobilität verändern wird.

© Reinl Richard Gebert hat die Aaglander-Kutschen weiter entwickelt. Jetzt präsentiert er beim Genfer Autosalon einen Prototyp, der die Elektromobilität verändern wird.

Für eine nachhaltige Elektromobilität braucht es richtige Technologiesprünge, so der Richard Gebert aus Prichsenstadt, der die Aaglander Motorkutschenmanufaktur einst vom Recycling-Pionier Roland Belz gekauft und vom Schloss Kühlenfels in die ehemaligen Bachmann-Fertigungshallen nach Bronn verlagert hat.

„Der Weg führt von den klassischen elektrisch-mechanischen Antriebskonfigurationen und ihrer gewachsenen Systemarchitektur aus vielfältigen Steuergeräten, elektromechanischen Peripheriegeräten und Mikroelektroniken mitsamt ihren vielfältigen Kommunikationsverbindungen und Softwaresystemen hin zu einem radikal neuen Systemdesign“.

Wie schon bei der Firmenübernahme versprochen, hat Gebert den Elektro-Aaglander, der zuletzt auf der Hannover Messe noch mit einer klassischen Hinterachse samt Differenzial präsentiert wurde, nunmehr zum energieeffizienten Hightech-Fahrzeug weiterentwickelt. Im Klartext: Die neue Elektrokutsche fährt ohne Getriebe und Differenzial mit einem neuartigen Servoantrieb für die Hinterräder.

Achse auch für Sportwagen geeignet

Damit nicht genug an Hightech: Parallel wurde mit der Schweizer Entwicklungsfirma Inmares, resultierend auf diesen Aaglander-Entwicklungen, eine hochmoderne „Connected Dual Servo-Drive“-Hinterachse entwickelt, die sowohl für Sportfahrzeuge, als auch für konventionellere Fahrzeuge einsetzbar ist. Erstmals wird diese Neuheit vom 6. bis 13. März auf dem Genfer Autosalon präsentiert.

Welt-Premiere mit Hightech-Aaglander-Kutschen

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Auch die anderen System-Komponenten lassen Techniker mit der Zunge schnalzen: Servo-Synchronmaschinen mit integriertem Planetengetriebe sorgen für einen höchst bewegungspräzisen Radantrieb, die Torque Vectoring-Technologie ermöglicht die automatische Umverteilung der Drehmomente der angetriebenen Räder in Echtzeit und ein Motion-Control-Rechnerkern steuert das automatische Zusammenspiel aller Traktionskomponenten im Ethernet-Standard.

Eine Hochvolt-Energieversorgung, eine Bordnetzarchitektur mit Ein-Kabel-Verbindungen sowie ein ausgeklügeltes Batteriemanagement-System stehen für einen optimalen Energieeinsatz.

Das Systemdesign für die Aaglander Elektro-Kutsche sichert so signifikante Fortschritte bei der Traktionssicherheit: Anfahr-, Beschleunigung- und Verzögerungsprobleme bei nassen, unbefestigten oder verschmutzen Wegen und bei engen Kurven mit Steigung oder Gefälle sind Vergangenheit.

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Doch nicht nur sichere Fahreigenschaften standen im Fokus der Systementwicklung, sondern auch die Verbesserung von Antriebsleistung, Energieeffizienz, Handling und Fahrkomfort der Kutsche selbst. Welche Potenziale die Antriebsmodule besitzen, unterstreichen ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, unter anderem bei City Vans, leichten Nutzfahrzeugen, mobilen Arbeitsmaschinen, Sport- und Sonderfahrzeugen.

So ist es nicht überraschend, dass die Experten von Inmares und ihre Partner in Bad Hindelang neben der sanften Aaglander-Mobilität ein weiteres Highlight der Elektrotraktion in Arbeit haben: Den allradgetriebenen Technologieträger „E-Cross“. Federführend ist hier Richard Schalber, der einst das BMW-Motorrad F 650 R konzipierte, das 1999 und 2000 die Rallye Paris-Dakar dominierte.

Bisher unbekannte Möglichkeiten

Konstruiert für den harten - aber emissionsfreien - Rallye Offroad-Sport arbeiten Schalber und die Inmares AG an der Fertigstellung dieses rein elektrisch angetriebenen Experimentalfahrzeugs, dessen Technologie die Szene bereichern wird: Vier unabhängige DPRS E-Module, ein höchst robustes Chassis, baugleiche Achs- und Fahrwerkskomponenten, eine modular aufgebaute Lithium-Ionen Traktionsbatterie mit universaler BMS-Architektur, ein Brennstoffzellen Range-Extender und eine konsequent nach Ethernet-Standards aufgebaute E/E-Architektur sind die wichtigsten Technik-Schmankerl, die diesen Elektro-SUV der Porsche-Cayenne-Klasse kennzeichnen, der bislang noch nicht gezeigte Möglichkeiten einer fortschrittlichen Elektrotraktion unter Beweis stellen soll.

Nicht minder hart im Nehmen muss die elektrische Antriebstechnik bei mobilen Arbeitsmaschinen sein, wie etwa bei Kommunalfahrzeugen, Gabelstaplern und Flurförderfahrzeugen. Hier zählen Traktionsstärke, Rangiergenauigkeit, präzises und energieeffizientes Fahren sowie hohe Produktivität zu den wesentlichen Vorgaben.

Gebert ist aber auch ein Anhänger von möglichst einfachen aber effizienten Lösungen: „Die Geräte- und Netzwerk-Architektur von Elektromobilen wird mit unserem System wesentlich einfacher. Zahlreiche mechatronische und elektronische Geräte zur Traktionssteuerung könnten durch den zentralen Fahrzeug-Control Rechnerkern einerseits und durch die bewegungspräzisen Connected Servo-Drive-Radantriebe andererseits ersatzlos entfallen.

Die Architektur des E-Fahrzeug-Designkonzepts von Aaglander und Inmares kann zudem als offene Plattform alle neuen Fahrsicherheits-, Assistenz- und Kommunikationssysteme integrieren, die das Elektromobil der Zukunft benötigt, das automatische Fahren und das Navigieren durch Fernsteuerung eingeschlossen. Aaglander forciert damit den Trend zum automatischen Fahrzeug als einem voll vernetzten Verkehrsteilnehmer. Gewährleistet werden die permanente Fahr- und Betriebssicherheit, die Navigation im öffentlichen Raum sowie die Unterstützung von Fahrer und Passagieren mit aktuellen Informationen aller Art.

Richard Gebert nicht ohne Stolz: „Für diese Zukunft einer informell offenen Elektrotraktion sind die Connected Servo-Drive-Antriebsachsen zusammen mit der sie umgebenden Systemarchitektur schon heute gerüstet: über den Daten-Highway, der die Sensoren der DPRS-Antriebseinheiten mit dem zentralen Bordrechner verbindet, erfolgt die Überwachung und Regelung der Fahr- und Betriebssicherheit voll vernetzt, automatisch und in Echtzeit. Damit bildet diese Technologie eine der wichtigsten Grundlagen für die Fahrsicherheit einer vernetzten Elektromobilität von morgen“.

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