Wie "Musik in Auerbach" im Lockdown Instrumental- und Gesangsunterricht aufrecht erhält

26.2.2021, 12:55 Uhr
Wie

© Foto: Brigitte Grüner

"Die Kinder sind in Bezug auf Technik viel lernfähiger als wir Erwachsenen" findet Judith Gründel. Musikunterricht in Zeiten einer Pandemie sei für alle eine große Herausforderung, aber nicht unmöglich, so die Auerbacherin. Im Winter-Lockdown habe sie von den Erfahrungen des Frühjahrs 2020 profitiert. Damals hatte Gründel nach dem ersten Schreck – motiviert von Schülern und Eltern – verschiedene Videoportale ausprobiert und etwas Passendes für ihren Unterricht gefunden. Viele Schüler haben das digitale Angebot gerne angenommen und sich darauf eingelassen. Abgesprungen sei eigentlich niemand. Wer nicht gerne online spielte, kam nach dem Lockdown in den Einzelunterricht mit Maske zurück.

Nur per Video

Auch Christine Ott hat ihre Gitarre-Schüler per Videokonferenz unterrichtet. Dabei sei eine erwachsene Schülerin abgesprungen, eine andere pausiere gerade. Die Mehrheit ist noch dabei. Mehrfach habe sie die Rückmeldung bekommen, dass die Schüler den "normalen" Unterricht mit der Dozentin vermissen, berichtet Ott. Was den Probenfleiß angeht, gebe es solche und solche Schüler, weiß die Auerbacherin. Insgesamt befeuere der Lockdown den Übungseifer eher nicht. Christine Ott bereitet sich schon gedanklich auf den Start vor: "Ich schaue, was wir zuletzt gemacht haben, versuche entweder daran anzuknüpfen oder überlege, wie es ergänzt werden kann."

Ludwig Riedhammer hat festgestellt, dass im Moment keine neuen Schüler angemeldet sind. Normalerweise gebe es um diese Jahreszeit ein Vielfaches an Interessenten, sagt der langjährige Ausbilder. Er wisse von einem Kind, das zu Weihnachten ein Musikinstrument bekommen hat.

Bislang war es wegen der Pandemie nicht möglich, die erste Unterrichtsstunde anzubieten. Auch Riedhammer führt seit einigen Wochen Video-Unterricht durch. "Die Kinder und Jugendlichen haben sich mehr oder minder mit dieser Situation abgefunden und finden den Fernunterricht eine gute Möglichkeit, ihr Hobby weiter auszuüben", sagt er.


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Catherine Winter hatte anfangs noch Unterricht mit Plexiglas-Scheiben als Abtrennung angeboten, ist aber inzwischen ebenfalls auf Online-Unterricht umgestiegen. Dies habe sich gut eingespielt, auch wenn wegen der langen Pause doch einzelne Schüler abgesprungen seien.

Aber es gibt auch Positives: Eine private Klavierschülerin habe keine Woche komplett gefehlt. "Wir haben ziemlich viel erreicht, ich bewundere ihren Fleiß und die gute Laune immer." Der Start in den Einzelunterricht werde wie ein neuer Anfang sein, meint Catherine Winter. Das gemeinsame Musizieren fehle schon viel zu lange. "Kein Online-Unterricht kann das ersetzen." Der musikalische Ausgleich sei wichtig für die jungen Menschen, die bisher vieles souverän weggesteckt hätten.

Aktuell sind bei "Musik in Auerbach" zehn Dozenten tätig, weiß Vorsitzender Stefan Bauer. Die Mehrheit aller Musikschüler bevorzugen Gitarre, Klavier und Gesangsunterricht, einige lernen auch Klarinette oder Flöte. Besonderen Übungseifer entwickeln die Schüler erfahrungsgemäß, wenn ein Konzert angesagt ist.

Unterricht überwiegend online

Der letzte Vorspiel-Nachmittag war im November 2019. Das bereits angesetzte Frühjahrskonzert im April 2020 musste der Verein wegen Corona kurzfristig absagen, bedauert Bauer. Ziel sei es, im November diesen Jahres wieder einen Vorspiel-Nachmittag abhalten zu können, sofern es die Rahmenbedingungen zulassen. "Die Auftritte als Ansporn fehlen natürlich schon – das ist wie bei Sportlern ohne Wettbewerb."

Der Unterricht findet im Lockdown überwiegend virtuell statt. Verschiedenste Kanäle werden dafür genutzt. Manche Dozenten verwenden Skype, andere Zoom. Diese etwas andere Art des Unterrichtens funktioniere sehr gut, da die Schüler dies auch von der Schule schon so gewohnt sind, hat Bauer von seinen Dozenten erfahren. Allerdings werde von allen die persönliche Nähe sehr vermisst. Von daher hoffen Schüler und Lehrer, dass ab März wieder direkter Musikunterricht möglich sein wird.

Nach aktuellem Stand ist allerdings weiterhin Geduld nötig. Laut Beschluss des Ministerrats wird der Einzelunterricht in Musikschulen ab 1. März ermöglicht, wenn die 7-Tage-Inzidenz den Wert von 100 nicht überschreitet. In Amberg-Sulzbach lag dieser Wert am Donnerstag bei 132,95, Tendenz seit einer Woche steigend. Die Vorfreude auf "normalen Unterricht" ist jetzt schon groß. Dozenten und Schüler haben die letzten zwei Monate bestmöglich überbrückt, sagt Judith Gündel. Die Technik biete durchaus einen guten Ersatz für Live-Unterricht. "Nichts ersetzt aber den persönlichen Kontakt, die Begegnung mit den Schülern, das gemeinsame Spielen und vor allem Lachen."

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