"Trifft uns mit voller Wucht"
Personalmangel erreicht Supermärkte: Das droht Kunden jetzt
09.08.2022, 15:50 Uhr
Der Supermarktbetreiber Matthias Zwingel nimmt kein Blatt vor den Mund. "Die Personalknappheit an den Bedientheken trifft uns mit voller Wucht", sagt der Unternehmer, der mehrere Rewe-Filialen in Bayern betreibt, gegenüber der Lebensmittel Zeitung. Es ist ein erster leiser Hilfeschrei in einer Brache, die wie andere bereits zuvor auf eine akute Notsituation zusteuert. Immer häufiger fehlt es an qualifizierten Mitarbeitern. Die Personaldecke, sagen Experten, ist dünn, die Krankenstände hoch - dazu komme noch die Urlaubszeit.
Tatsächlich passten bereits mehrere Supermärkte die Öffnungszeiten der Frischetheken an. Brot, Käse und Fleisch gibt es seitdem nur noch in teils deutlich kleineren Intervallen. Betroffen ist auch eine Edeka-Filiale im unterfränkischen Schonungen bei Schweinfurt. "Wir versuchen schnellstmöglich in den normalen Betrieb zurückzukehren", schreiben die Verantwortlichen auf Facebook. Vorerst sei man aber gezwungen, die Frischetheke unter der Woche bereits um 16 Uhr zuzusperren.
Edeka bestätigt Probleme - spricht aber von "Einzelfällen"
Edeka bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion die Probleme. Grundsätzlich, erklärt eine Sprecherin, seien die Bedientheken geöffnet. In "Ausnahmefällen" könne es eben aber "in dem personalintensiven Bereich (...) auch einmal aufgrund von Urlaubszeit oder gesundheitsbedingten Ausfällen zu eingeschränkten Servicezeiten kommen". Konkreter wird das Unternehmen, unter dessen Marke mehr als 10.000 Filialen existieren, nicht.
Mehreren Medienberichten zufolge soll auch Rewe betroffen sein. Ein Sprecher wiegelt auf Nachfrage aber ab. Ein Einzelfall aus mehreren Tausend Supermärkten werde "völlig überzeichnet". Kaufleute würden die Rewe-Märkte zwar eigenständig betreiben, in der Kölner Zentrale des Konzerns wisse man von Schließungen der Frischetheken nichts. "Die Bedienungszeiten der Frischetheken sind darüber hinaus immer schon marktindividuell und im Regelfall auch nicht übereinstimmend mit den Spätöffnungszeiten", erklärt ein Sprecher.
Wie es weitergeht, bleibt unklar. Viele Unternehmen aber scheitern bei der Akquise neuer Mitarbeiter, Stellen bleiben oft über Monate unbesetzt - das dürften auch Kunden immer häufiger zu spüren bekommen. "Eine Herausforderung" sei die Suche nach Fachkräften, sagt etwa Globus auf Nachfrage der Lebensmittel Zeitung.
Womöglich verschwinden die Bedientheken auch zunehmend aus den Märkten. Ein Rewe-Händler aus dem Schwarzwald spekuliert gegenüber dem Fachblatt etwa über Alternativen. Große Märkte könnten sich demnach eine Metzgerei in die Filiale holen, die zwar auf Bedienung verzichtet, die Ware aber frisch abpackt. "Das ist ein Modell, das weniger personalintensiv ist", zitiert die Lebensmittel Zeitung den Unternehmer.