Pleinfelder Projekt für Roma-Familien bleibt nebulös
20.09.2012, 08:00 Uhr
Und auch in Pleinfeld hat sich seit der öffentlichen Ankündigung Mitte August nichts Nennswertes mehr getan. Nicht einmal der Grundstückverkauf ist über die Bühne gegangen. Das ganze Projekt bleibt nebulös.
Bis Ende des Monats solle sich das Vorhaben konkretisieren, beharrte Roland Rottmann, der die Investoren vertritt. Es habe noch „weitreichende Verhandlungen“ gegeben, lautete gegenüber unserer Zeitung die knappe Begründung, warum zuletzt nichts Vorzeigbares passierte. Mitte August hatte Rottmann noch von einem Baubeginn im Oktober und einer Nutzung ab Mai gesprochen. Der Zeitplan ist kaum noch haltbar.
Wie berichtet sieht das Konzept vor in Pleinfeld hinter bestehenden Ferienhäusern zwölf weitere Häuschen zu errichten. Dort sollen kinderreiche Familien aus Bulgarien und Rumänien, in erster Linie Roma-Familien, für jeweils bis zu drei Monate Urlaub machen dürfen. Investor soll eine in Sofia beheimatete Firma „Kompetenz EOOD“ sein. Dahinter steckt allerdings die „Kompetenz Int. Consulting und Assekuranzmakler“ mit Sitz in Wendelstein (Kreis Roth).
Finanziert werden soll der Betrieb des Ferienparks angeblich über Fördermittel der EU, verkündete Rottman im August in der Pressemitteilung.
Doch in Brüssel gibt es bislang keinen Förderantrag für das Projekt, wie das Büro des mittelfränkischen CSU-Europaabgeordneten Martin Kastler in Erfahrung gebracht hat. „Wir haben bei allen möglichen Stellen nachgefragt. Nirgends wusste man etwas über das Vorhaben“, sagte ein Mitarbeiter von Kastlers Büro auf Anfrage.
Brüssel: Wir wissen von nichts
Die gleiche Antwort bekam auch Pleinfelds Bürgermeister Josef Miehling vom Büro der bayerischen Kommunen in Brüssel: Wir wissen von nichts.
Das gießt natürlich Öl ins Feuer der Skeptiker, die davon ausgehen, dass der Roma-Ferienpark nur als Drohkulisse dienen soll. Weil die Anwohner nach einer öffentlichen Ankündigung eines solchen Vorhabens gemeinhin Sturm laufen, ließe sich so eine Änderung des Bebauungsplans erwirken. Dieser sieht bislang vor, dass auf dem Areal nur Ferienhäuser errichtet werden dürfen. Als normale Baugrundstücke in Seenähe würde der Wert sprunghaft nach oben schnellen.
Sollten die Investoren diese Strategie verfolgen, ginge ihr Konzept auf. Die Eigentümer der bestehenden Ferienhäuser und weitere Anwohner im Umfeld sind stark verunsichert und würden allen Änderungen zustimmen, um den Ferienpark zu verhindern. Die Befürchtungen reichen von mehr Lärm durch die Kinder bis zum Wertverlust der Anwesen. Öffentlich äußern mag sich aber keiner. Niemand will sich wegen seiner Ängste in der Öffentlichkeit zum Ausländerfeind abstempeln lassen.
Kritik üben die Anwohner an der zurückhaltenden Informationspolitik der Gemeinde. Sie hätten sich in der Angelegenheit eine aktivere Rolle von Bürgermeister, Gemeinderat und Verwaltung gewünscht. Doch so einfach ist das nicht. „Es gibt einen gültigen Bebauungsplan, wenn sich der Bauherr an diesen hält, ist das Vorhaben von der Baugenehmigung befreit“, stellte Kreisbaumeister Wolfgang Kissling die Rechtslage klar.
Die vorgelegten Pläne erfüllen die Auflagen. Wer später einmal in ein Gebäude einziehen soll, ist für die Baugenehmigung ohnehin völlig unerheblich.
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