Polizei nimmt der Sekte "Zwölf Stämme" die Kinder weg
5.9.2013, 21:03 UhrDas Amtsgericht Nördlingen hatte zuvor einen vorläufigen Sorgerechtsentzug angeordnet. Am Morgen rückten die Beamten dann gegen 6 Uhr an und nahmen 40 Kinder in Obhut - 28 im Gutshof Klosterzimmern, zwölf weitere in Wörnitz im Landkreis Ansbach. Allein in Klosterzimmern waren rund 100 Polizisten im Einsatz, die Sektenmitglieder leisteten keinen Widerstand. „Wir sind froh, das alles so vernünftig abgelaufen ist“, sagte Ludwig Zausinger, Sprecher des Augsburger Polizeipräsidiums.
Alle 40 Kinder sind nun in der Obhut der beiden Landratsämter und werden vorerst in Pflegefamilien oder Heimen untergebracht. Die Behörde in Donauwörth kümmert sich auch um vier Kleinkinder - das jüngste ist sieben Monate alt. Die stillende Mutter verließ die Glaubensgemeinschaft gemeinsam mit dem Baby, sagte Jugendamtsleiter Alfred Kanth. Er habe den Abschied zwischen Eltern und Kindern als sehr emotionslos wahrgenommen. Die Kinder hätten sich nicht an ihre Eltern geklammert – so etwas habe er in 40 Berufsjahren noch nicht erlebt.
Die Sekte Zwölf Stämme sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Die streng christliche Ausrichtung der Glaubensgemeinschaft verbietet ihren jüngsten Mitgliedern die Teilnahme am staatlichen Schulunterricht. Vor allem der Sexualkundeunterricht stellt ein Problem dar, weshalb die Kinder in eigens gegründeten Privatschulen selbst unterrichtet werden.
Am 31. Juli hatte das Kultusministerium der bisherigen Privatschule der "Zwölf Stämme" in Klosterzimmer bei Deiningen die Genehmigung entzogen. Zum Schuljahr 2013/14 müssen somit alle schulpflichtigen Kinder der Sekte auf eine andere Schule gehen. Ein Sprecher des Kultusministeriums bekräftigte gegenüber der Augsburger Allgemeinen, dass der Polizeieinsatz am Donnerstagmorgen nichts mit dem Thema Schulpflicht zu tun habe.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 5.9. um 21.03 aktualisiert.
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