Priesterschüler in Würzburg erzählten sich Judenwitze
29.5.2013, 17:23 UhrStudenten aus dem Würzburger Priesterseminar sollen bei gemeinsamen Treffen Judenwitze erzählt, rechtsradikale Musik gespielt und an Nazirituale angelehnte Zeremonien gefeiert haben. Seminarleiter Herbert Baumann bestätigte am Mittwoch in Würzburg entsprechende Vorwürfe. „Dass zumindest einmal im kleinen Kreis ein KZ-Witz erzählt wurde, ist offensichtlich wahr“, sagte er. Darüber hinausgehende Vorwürfe könne er „nicht verifizieren“.
Seminarteilnehmer hatten ihn Anfang Mai informiert, dass es rechte Gesinnungen in der Gruppe gebe. Die Vorwürfe richten sich gegen zwei angehende Priester. „Die haben energisch bestritten, dass sie rechtsradikales Gedankengut teilen“, sagte Baumann. Einer der Angeschuldigten werde wahrscheinlich Anzeige wegen übler Nachrede erstatten.
Im Würzburger Seminar studieren derzeit 18 Teilnehmer aus vier Jahrgängen. Sie werden zu Priestern für die Bistümer Würzburg und Bamberg ausgebildet. Rechtsradikales Gedankengut sei im Seminar bislang kein Thema gewesen, sagte Baumann. „Das ist mir jetzt das erste Mal überhaupt begegnet.“ Judenfeindlichkeit und abfälliges Reden gegenüber Ausländern seien nicht tragbar und unwürdig für Seminarteilnehmer.
Der Würzburger Generalvikar Karl Hillenbrand sagte in einem Schreiben an Baumann: „Alles, was mit der nationalsozialistischen Ideologie in Verbindung steht, (darf) niemals bagatellisiert werden.“ Ein solches Verhalten sei „höchst beschämend“.
Die Grünen-Landtagsabgeordnete Simone Tolle forderte, dass der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann den Vorfall zur Chefsache macht. Sie wirft dem Priesterseminar eine „augenscheinliche Verharmlosungs- und Verdrängungsstrategie“ vor.
Konkrete Konsequenzen hat das Priesterseminar bislang nicht gezogen. Baumann sagte: „Ich habe Vertrauen zu den Leuten, die ich befragt habe. Aber wenn ich herausbekomme, dass sie die Unwahrheit gesagt haben, dann müssen sie das Haus verlassen.“
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