Problem-Biber reißt Biotop im Frankenwald ein
24.3.2018, 14:41 UhrSeit Freitagabend haben die Mitglieder des THW und der Bayerischen Staatsforsten Nordhalden eine ganz besondere Mission: Ein Biotop in der Nähe von Wallenfells (Landkreis Kronach) muss leergepumpt werden. Während einige Männer sich ins kalte Wasser wagen, um die Eisfläche zu durchbrechen, machen andere einen Rundgang durch das Waldgebiet. Immer wieder entdecken sie Baumstümpfe, die Bissspuren aufweisen, umgestürzte Stämme und abgenagte Rinden. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen - sie werden beobachtet. Vom Wasser aus.
Denn alle Zeichen stehen im Frankenwald auf "Biber". Das Technische Hilfswerk ist mit gewaltigen Pumpmaschinen angerückt, um im Auftrag vom Staatsforst einen Teich leerzupumpen, an dem sich ein Biber angesiedelt und seinen Damm gebaut hat. Durch die zahlreichen Bäume, die das eifrige Tier seit seines Einzugs Ende 2017 schon gefällt hat, ist die Struktur des Biotops instabil geworden.
Immer wieder erodieren Teile des Waldbodens, die zeitgleich den Rand des Teiches bilden. Inzwischen sind die Erdablösungen so stark, dass das Biotop einzubrechen droht. Wäre das der Fall, würde sich das Wasser auf die umliegenden öffentlichen Straßen sowie Forstwege und sogar bis hinunter in die nächsten Siedlungen ergießen, gibt Christoph Winkler, Revierleiter bei den Bayerischen Staatsforsten Nordhalden, zu bedenken. Eine Lösung musste also her.
Biber streng geschützt
Der Biber gehört zu den streng geschützten Arten Bayerns. Außerdem wollte man im Frankenwald den kleinen Nager nicht dazu zwingen müssen, seinen Damm aufzugeben und umzuziehen. Deswegen soll der natürliche Lebensraum des Bibers erhalten bleiben. Um also sowohl dem bevorstehenden Einbruch des Biotops vorzubeugen, als auch den Biber zu schützen, haben sich die zuständigen Stellen Folgendes einfallen lassen:
"Der Wasserstand im Biotop wird abgesenkt. Wir müssen sehen, wo sich unter der Oberfläche die Schäden befinden", erklärt André Ernst vom Technischen Hilfswerk (THW) aus Naila. "Danach werden wir die destabilisierten Teichwände mit Steinen verstärken." Als die Arbeiten am Biotop am Freitagabend begannen, lag allerdings noch eine Eisschicht auf dem Teich. Im Vorfeld war es deshalb schwer abzuschätzen, wie tief das Wasser ist und welcher Aufwand für die Reparaturen nötig ist. Geplant ist jedoch, im Laufe des Samstags mit der Pumpentätigkeit fertig zu sein.
Die ganze Maßnahme dient dem Schutz des Bibers - das weiß das Tierchen allerdings nicht. Während der Arbeiten zog es immer wieder wachsame Runden durch das Wasser, während die fremden Menschen in seinem mühsam errichteten Zuhause lärmten und rumorten. Der Biber ließ es sich nicht nehmen, aus sicherer Entfernung lautstark sein Missfallen zu äußern - er beschimpfte die Arbeiter empört.
Wenn die Pumparbeiten am Samstag abgeschlossen werden, hat er allerdings schnell wieder seine Ruhe im nunmehr gesicherten Biotop. Dann kann er sich auch wieder in Ruhe dem Ausbau seiner Burg und der Partnersuche widmen - angeblich lebt ein zweiter Biber ebenfalls in dem Gebiet.
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