Rassismus an der Club-Türe: Runder Tisch in Bayreuth
11.8.2020, 14:59 UhrDie Rassismus-Vorwürfe gegen die Bayreuther Diskothek "Breakout" wiegen schwer. Grund dafür ist ein Absatz, der bis vor ein paar Wochen noch auf ihrer Homepage zu finden war: "Das Breakout ist keineswegs ausländerfeindlich. Da aber die Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen zwischen bestimmten Ausländergruppen stets negative Auswirkungen haben, wird am Abend nur einem gewissen Prozentsatz an bestimmten Ausländern der Einlaß gewährt und der Ausweis während des Aufenthaltes bei der Security aufbewahrt […]" Für Robin G. sind diese Zeilen blanker Rassismus an der Club-Türe.
Ausländer unerwünscht: Rassismus-Vorwürfe gegen Bayreuther Disko
Rückblick: Im letzten Herbst wollte der 20-jährige Student mit Freunden im "Breakout" feiern gehen - doch er kam nur bis zur Eingangstür. Der Rest der Gruppe wurde von den Securitys problemlos durchgelassen, nur ihm wurde der Eintritt verwehrt. Seiner Meinung nach, aufgrund seiner dunklen Hautfarbe.
Er teilte seinen Frust und die Unverständnis über die Einlassregeln auf Instagram und traf dort einen Nerv, ein klassischer Social-Media-Shitstorm ergoss sich über das "Breakout". In den letzten Wochen erreichten G. zahlreiche Nachrichten von Personen, die ebenfalls an Disco-Türen scheiterten, weil sie den Securitys als "zu ausländisch" erschienen. Der Zuspruch, erzählt er, war immens. "Es war schön zu sehen, wie viele Menschen es dann doch gibt, die das nicht tolerieren und akzeptieren", sagt er.
Robin G. versuchte, mit den Verantwortlichen der Diskothek ins Gespräch zu kommen und sie auf die problematischen Passagen ihrer Einlassregeln hinzuweisen. Der Instagram-Account der Diskothek antwortet Robin G. dann auch - jedoch anders als erwartet. Von Einsicht war nichts zu spüren, der Account antwortete, G. sei "hobbylos", wenn er sich über die Einlassregeln auf der Homepage aufrege. Auch Dominik Lucha, der den Instagram-Account @wasihrnichtseht betreibt und dort Erlebnisse seiner Follower*innen von Alltagsrassismus teilt, wurde mit Spott geantwortet.
Auch nach Wochen gibt es von den Betreibern noch keinerlei Stellungnahme. Die Textpassage wurde online gelöscht, der Instagram-Account deaktiviert. Seit ein paar Tagen ist auch die Homepage nicht mehr erreichbar, "Die Website wird derzeit gewartet", liest man dort auf Englisch. "Es ist unglaublich, wie ignorant sie sich verhalten ", sagt Robin G.
Auch Bayreuths zweiter Bürgermeister Andreas Zippel kann das Verhalten der Breakout-Chefs nicht nachvollziehen. "Ich glaube, das ist die Weg-Duck-Taktik, und darüber bin ich sehr erbost", sagt Zippel. Um alle Diskotheken-Betreiber der Stadt für das Thema Alltagsrassismus zu sensibilisieren, organisierte er einen Runden Tisch, der in den nächsten zwei Wochen stattfinden soll - doch auch hier ist ein Lebenszeichen des "Breakout" Fehlanzeige. "Auf meine erste Aufforderung, sich zu erklären, habe ich eine für mich nicht zufriedenstellende Antwort erhalten", sagt er.
Unter Verdacht: Nürnbergerin erzählt von ihren Rassismus-Erfahrungen
Alle weiteren Kontaktversuche und Angebote, sich zu erklären und zu verbessern, seien von den Betreibern bislang nicht angenommen worden. Nichtsdestotrotz seien sie natürlich immer noch eingeladen, sich am Runden Tisch zu beteiligen. Die Türen stehen offen, signalisiert Zippel. Neben den verschiedenen Diskotheken-Betreibern werden auch das Jugendamt, Ordnungsamt und Robin G. an dem Treffen teilnehmen, die Polizei wird ebenfalls ihre Sicht der Dinge darlegen.
Im Übrigen ist es nicht das erste Mal, dass Rassismus-Vorwürfe gegen den Club laut werden, bereits 2013 berichtete der Nordbayerische Kurier über Rassismus-Vorwürfe gegen den Club.
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