Millionen-Projekt

Roth: Das Kinderhaus wird gut und teuer

30.6.2021, 13:10 Uhr
Spielgeräte wie Schaukeln oder Rutschen sind wichtig in einer Kita. Je weniger es gibt, umso größer das Konfliktpotenzial, sagt der Gartenplaner für das Rother Kinderhaus.

© Jürgen Leykamm, NN Spielgeräte wie Schaukeln oder Rutschen sind wichtig in einer Kita. Je weniger es gibt, umso größer das Konfliktpotenzial, sagt der Gartenplaner für das Rother Kinderhaus.

„Wenn Sie uns ehrlich gesagt hätten, dass das Kinderhaus für 8,5 Millionen Euro nicht zu machen ist, dann hätten wir Bescheid gewusst.“ Grünen-Stadträtin Jutta Scheffler ist richtig sauer, dass die Planer der Kita wieder mit einer korrigierten Kostentabelle anrücken.

Der Grund ist aber ein simpler, sagen die Architekten: zwischen den ersten geschätzten 8,6 Millionen Euro und den jetzt berechneten 11,97 Millionen Euro liege eben der Weg von der Schätzung zur Berechnung – plus fünf einkalkulierte Prozent für Unvorhergesehenes und zehn Prozent für eventuelle (und wahrscheinliche) Kostensteigerung. Außerdem sei die Kenntnis um die 30-Prozent-Spanne zwischen erster Schätzung und fundierter Berechnung „Allgemeingut“, assistierte Bürgermeister Ralph Edelhäußer den Nürnberger Architekten von Baum und Kappler bei der jüngsten Stadtratssitzung.


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Nachdem schon zwei Wochen zuvor im Bauausschuss die Kritik an den steigenden Kosten sehr deutlich ausgefallen war, stellten jetzt die Planer Andreas Baum und Frank Jacobs sowie der Landschaftsarchitekt Ben Warnecke die Zahlen noch einmal vor. Dazu gehöre: Allein wegen der im ersten Quartal 2021 um fast fünf Prozent gestiegenen Baupreise müsse ein Puffer eingepreist werden. Ein Bodengutachten habe zudem festgestellt, dass der Untergrund Probleme bereite.

Außerdem habe der Stadtrat sich für das großteils aus Holz gebaute Gebäude auf einen Fast-Passivhaus-Standard festgelegt: mit Luft-Wasser-Wärmepumpe, PV-Anlage, Dachbegrünung und Regenwasserrigole.

Freilich könnte man auf einzelne Teile verzichten und damit etwas einsparen. Zum Beispiel auf die flexiblen Trennwände, womit aus einem Mehrzweckraum und einem Teil des großen Spielflurs ein großer multifunktionaler Raum werde. Oder auf die Dachbegrünung.

Das Grün auf dem Dach – neben der PV-Anlage hat, so merkt auch Hochbauamtsleiter Stefan Hofmann an, Vor- und Nachteile: Mit weniger Grün und mehr Photovoltaik erhöhe man zwar den Energieertrag. Aber dafür sei der sommerliche Wärmeschutz für das Gebäude durch den Bewuchs besser. Und: Positiv wirkt sich der Bewuchs auf das Mikroklima aus.

Stadtwerke-Leiter Dr. Gerhard Brunner machte bei der Sitzung allerdings darauf aufmerksam, dass ein begrüntes Dach auch Arbeitsaufwand bedeutet – den die Stadt leisten muss. Die Stadtwerke würden sich um eine PV-Anlage kümmern, für das Schneiden oder Mähen eines Gründachs aber müsse die Stadt aufkommen.

Rennstrecke für Bobbycars

Auch im Außenbereich sieht Landschaftsarchitekt Warnecke kleine Einsparpotenziale. Aus der geplanten doppelrundigen „Rennstrecke“, einer asphaltierten Bahn für die Bobbycars, Fahr- oder Dreiräder der Kinder könnte eine Einfachrunde werden. Ein bisher drei Meter breiter Saum aus Gebüsch um das Gelände könne ebenfalls wegfallen. Oder es gibt halt ein paar Spielgeräte weniger. „Aber dann stehen plötzlich 16 Kinder an einer einzigen Netzschaukel an. Das birgt Konfliktpotenzial, das die Erzieherinnen auffangen müssen.“

Warnecke machte den Stadtratsmitgliedern klar: „Das hier ist guter durchschnittlicher Standard, aber nichts darüber hinaus.“ Der Preis für die Kita-Außenanlage liege bei 209 Euro pro Quadratmeter brutto, in Rednitzhembach plane man gerade für 324 Euro, in Heilsbronn für 245 Euro.

Dass die Kosten für die Freiflächen nun von knapp 500 000 Euro auf das Doppelte, fast eine Million Euro angestiegen sind, ließ auch Jutta Scheffler schließlich so stehen. Allein mit ihrer Gegenstimme zur Fortführung der Planung machte sie ihren Protest gegen die Mehrkosten („ich bin nicht gegen den Kindergarten“) deutlich.

Es kostet, was es kostet

Petra Hoefer (SPD) aber brachte nochmals eine Binsenweisheit auf den Punkt: „Wenn wir einen guten Rother Standard haben wollen, dann kostet es halt, was es kostet.“ Mehrheitlich oder einstimmig war man schließlich mit allen geplanten Details einverstanden. Sowohl die flexiblen Wände als auch die Dachbegrünung, die Regenwasserrigole und die mechanische Lüftung bleiben drin. Und die eventuellen Mehrkosten für Unvorhergesehenes und Preissteigerungen, die der Bürgermeister kurzerhand noch selbst ausrechnete, wurden auch fast einstimmig in die Gesamtrechnung aufgenommen. Bei 11,97 Millionen Euro will man nun aber wirklich bleiben.

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