Ab Montag: Flüchtlinge beziehen Rother Kaserne

3.10.2014, 06:00 Uhr
In fünf Mannschaftsgebäuden der Bundeswehr-Kaserne in Roth sollen bis zu 550 Flüchtlinge untergebracht werden. Die ersten 150 Personen ziehen bereits am Montag ein.

© Tschapka Tobias In fünf Mannschaftsgebäuden der Bundeswehr-Kaserne in Roth sollen bis zu 550 Flüchtlinge untergebracht werden. Die ersten 150 Personen ziehen bereits am Montag ein.

„Rein äußerlich befinden wir uns hier in einem Kasernengebäude – das rechtlich aber nicht mehr zur Kaserne gehört“, erklärt Eugen Ehmann. Der Vizepräsident der Regierung von Mittelfranken steht in dem Offizierskasino der Rother Kaserne, das noch bis vor Kurzem der Schauplatz von Festlichkeiten war – etwa, wenn der Standortkommandant der Otto-Lilienthal-Kaserne abgelößt wurde.

Ab kommendem Montag werden sich in dem hellen Raum mit der breiten Fensterfront, die einen Blick ins Grüne gewährt, ganz andere Szenen abspielen. Die Regierung setzt ihren Plan, in einem Teil der Kaserne Flüchtlinge unterzubringen, in die Tat um: „In diesen Räumlichkeiten wird die Essensausgabe organisiert“, erläutert Ehmann. Vom Gang draußen sind die Geräusche von Akkuschraubern zu vernehmen – an vielen Stellen des jüngst ausgezäunten Areals wird noch unter Hochdruck gearbeitet.

Das sei auch der Grund, warum die ersten Flüchtlinge – Ehmann geht zunächst von maximal 150 aus – erst ab Montag auf das Gelände gebracht werden. „Die Infrastruktur hier ist für Soldaten ausgelegt – wenn sie aber gebrechliche Menschen und Kinder unterbringen wollen, müssen sie andere Maßstäbe anlegen“, erläutert der Vizepräsident. Auch hinsichtlich der Brandschutzbestimmungen und der Fluchtwege sei noch einiges zu tun.

Insgesamt hat die Regierung mit dem Vertrag, der zwischen der bayerischen Immobilienverwaltung (Imby) auf Seiten des Freistaates und dem Bundeswehrdienstleistungszentrum in Ingolstadt am Donnerstag unterzeichnet wurde, sieben Gebäude auf einer Fläche von gut 8000 Quadratmetern gemietet – zunächst auf zwei Jahre begrenzt. Auf diesem Areal befinden sich neben dem Kasino auch fünf Mannschaftsunterkünfte sowie ein Gebäudeteil, den die Bundeswehr als Kfz-Werkstatt nutzte.

Die Besichtigung eines dieser bezugsfertigen Mannschaftsquartiere offenbart eine helle, in jüngerer Zeit renovierte Unterbringung mit zwei Etagen. In den meisten Zimmern sind ein Stockbett, ein kleiner Tisch mit Stühlen und ein Spind untergebracht – alle Einrichtungsgegenstände fabrikneu. Auch Duschen und Toiletten scheinen in ausreichender Anzahl vorhanden.

„Wir werden zunächst nur die Parterreräume belegen, weil im ersten Stock noch keine Baumaßnahmen für Fluchtwege erfolgt sind“, erläutert ein Mitarbeiter der Regierung. Sind alle Maßnahmen abgeschlossen, können die ehemaligen Mannschaftsquartiere stufenweise mit bis zu 500 Flüchtlingen belegt werden. Außerdem wird die Regierung mit einer Verwaltungsaußenstelle in der Kaserne vertreten sein, um die Datenerfassung zu beschleunigen. Ab Montag werden dies laut Ehmann zunächst zwei bis drei Mitarbeiter sein, langfristig ist an bis zu zwei Dutzend gedacht. „Die EDV-Leitungen müssen noch verlegt werden“, räumt Ehmann ein. Den Erstantrag müssen die Flüchtlinge jedoch weiterhin bei der Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Zirndorf (Kreis Fürth) stellen. Darüber, ob das BAMF möglicherweise auch in Roth eine Außenstelle einrichten wird, um die Verwaltungsabläufe weiter zu vereinfachen (ab einer Lagergröße von 500 Personen ist dies möglich), wollte Ehmann nicht spekulieren.

Die medizinische Versorgung soll durch die Regierung bereitgestellt werden. Die Asylsozialberatung wird die Diakonie Schwabach-Roth übernehmen, die in dem Bereich bereits mit zwei Teilzeitkräften im Landkreis tätig ist. „Zwei neue Stellen sind mir bewilligt worden, eine davon soll so schnell wie möglich dauerhaft im Kasernenareal tätig sein“, sagt Vorstand Jürgen Meier – der keinen Hehl daraus macht, dass dies seiner Meinung nach immer noch viel zu wenig ist. Ein sorgfältig geprüfter und qualifizierter Sicherheitsdienst werde die Bewachung der Flüchtlinge an dem separaten Zugangstor und in den Unterkünften versehen, erklärt Ehmann.

Die Abgrenzung zum militärischen Sperrgebiet ist derzeit noch ein mit Stacheldraht versehener Bauzaun, der längerfristig durch eine stabilere Lösung ersetzt werden wird. Hauptmann Lottes-Stern versichert, die Bundeswehr habe alle Soldaten vor Ort umfassend über die neue Situation informiert. Dennoch sei das eigentliche Kasernengelände auch weiterhin ein sensibler Bereich: „Selbstverständlich sind hier bewaffnete Wachen auf Streifendienst.“

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