Abschied nach 28 Jahren: Pfarrer Dr. Karl Eberlein geht

16.6.2015, 15:59 Uhr
Abschied nach 28 Jahren: Pfarrer Dr. Karl Eberlein geht

© Foto: Graff

28 Jahre lang hatte Eberlein die Pfarrstelle des größten Rother Sprengels II inne. Dazu gehören neben dem südlichen und südöstlichen Bereich des Stadtgebiets sämtliche Dörfer der Kirchengemeinde: Bernlohe, Unter- und Oberheckenhofen, Barnsdorf, Untersteinbach, Belmbrach und Hofstetten.

Vom Foto an der Wand in der Essecke des Pfarrhauses strahlt Enkel Benjamin. Ein Bild, das für Eberlein in den Tagen des Abschieds aus dem lieb gewordenen Haus voller Symbolkraft steckt. „Genauso alt, wie mein Enkel jetzt ist, war meine Tochter, als wir 1987 hier eingezogen sind.“ Nach einer mehrjährigen befristeten Tätigkeit an der Universität sollte und wollte er damals wieder in den Gemeindedienst eintreten.

„Eine reizvolle Aufgabe“ hatte er in der besonderen Rother Pfarrstelle zwischen Stadt und Land vermutet und gefunden. „Mir liegt diese Vielfalt, die Mischung unterschiedlicher Menschen und Hintergründe.“

Den Spagat zwischen den Menschen auf dem Dorf und in der Stadt, zwischen der kleinen Bernloher Dorfkirche und der imposanten Stadtkirche habe er stets eher als Bereicherung denn als Belastung empfunden. „Auch wenn die Herausforderung nicht gering“ gewesen sei.

Voller Dankbarkeit blicke er auf die unzähligen Begegnungen mit verschiedensten Menschen zurück, auf das Vertrauen, das ihm als Mensch und als Pfarrer stets entgegengebracht worden sei. „Es hat mir wahnsinnig Spaß gemacht und mir inneren Sinn und tiefe innere Befriedigung geschenkt.“

Tiefe Dankbarkeit empfinde er für die Menschen, die an vielen Stellen ganz selbstverständlich ehrenamtlich viel Kraft, Kompetenz und Zeit in die Gemeindearbeit investieren. Gerade auch in Bernlohe, wo eine kleine Teilgemeinde mit viel Eigenleistung sich um das Gemeindeleben und das eigene Kirchlein sorgt.

Die Kernaufgaben eines Pfarrers — Seelsorge, die Verkündigung des Evangeliums und die religiöse Bildung — waren und sind ihm Herzensangelegenheiten. Dabei hatte er bewusst immer auch die im Blick, denen er selten oder nie im sonntäglichen Gottesdienst begegnete. „Ein Pfarrer muss zu den Menschen gehen und nicht nur warten, dass sie zu ihm kommen.“

„Graswurzelkommunikation“ nennt Eberlein das, was ihm am nachhaltigsten erscheint. Das unauffällige Gespräch an der Basis, zwischen fruchtbarer Erde, zartem Keim und fester Wurzel. Er schätze Dinge, „die mit keinem großen Geschrei einhergehen“.

Der Blick über den Tellerrand der Kerngemeinde habe ihm geholfen, trotz der für einen evangelischen Pfarrer ungewöhnlich langen Tätigkeit an einem Ort, Kirchturmdenken und Tunnelblick zu vermeiden.

In 28 Dienstjahren hat der Gemeindepfarrer die Entwicklung der Stadt hautnah miterlebt. Die „alten Rother“ hätten über die Jahre an Bedeutung für das öffentliche Leben verloren. Vielfältiger sei die Gesellschaft geworden. Seiner Nachfolgerin, seinem Nachfolger wünsche er Freude daran, auf alle Menschen zuzugehen.

Nach fast 30 Jahren kann der Abschied bei aller Vorfreude auf mehr Freiräume nicht ohne Wehmut sein. Ein Abschied ist es: als stellvertretender Dekan, Landessynodaler und Vorsitzender der landeskirchlichen Pfarrbruderschaft hat Eberlein immer auch Verantwortung über die Ortsgemeinde hinaus übernommen.

Der Stadt verbunden

Der bärtige Pfarrer mit den hellwachen Augen und der sonoren Stimme, bleibt Rother. Zu sehr fühlt er sich der Stadt und ihren Menschen verbunden, als dass er sich vorstellen könnte fortzugehen. „Ich bin ein bodenständiger Mensch und fühle mich hier heimisch.“

Der Umzug vom idyllischen Pfarrhaus in der Alex-Zink-Straße in den größten Rother Ortsteil steht unmittelbar bevor. Der neue Wohnort liegt nah genug, um den Menschen, für die er fast drei Jahrzehnte lang überzeugter Seelsorger und begeisterter Verkündiger war, auch in Zukunft „freundlich und mit Freude“ regelmäßig begegnen zu können. Gerade weit genug, um einen klaren Schnitt machen zu können.

Bewusst werde er sich aus allen Nachfolge- und Übergangsfragen heraushalten und auch in seiner neuen kirchlichen Gemeinde „erst mal eine dringend nötige Ruhepause“ einlegen. Ein Stückchen näher rückt mit dem Umzug der geliebte Rothsee, den Eberlein als idyllischen Rückzugsort schätzt, und an dem in der Vergangenheit „nicht nur eine Predigt entstanden ist“.

Zwischen den Umzugsvorbereitungen muss Eberlein auch Zeit finden, seine letzte Predigt als Sprengelpfarrer in der Stadtkirche vorzubereiten. „Ausgerechnet die Geschichte vom verlorenen Sohn“, ist als Predigt am dritten Sonntag nach Trinitatis als Predigttext vorgesehen. „Aber dazu wird mir schon noch was Gescheites einfallen“, schmunzelt der Fast-Ruheständler mit dem typischen Eberlein-Brummeln in seinen Vollbart. In jedem Fall wird er im Festgottesdienst am 21. Juni um 17 Uhr in der Stadtkirche nicht von der Kanzel, sondern vom Pult aus sprechen. „Ich möchte der Gemeinde noch einmal ganz nah sein.“

In der Bernloher Dorfkirche hat Dr. Karl Eberlein bereits am Pfingssonntag seinen Abschiedsgottesdienst gehalten. Eigentlich hätte es ein ganz normaler Pfingstgottesdienst sein sollen. Kirchenvorstand und Dorfgemeinschaft hatten ihn aber mit einem Abschied überrascht, wie er herzlicher nicht hätte ausfallen können.

Die Ruhebank, die der Bernloher Kirchenvorstand Gerhard Geim stellvertretend überreichte, wird in wenigen Wochen einen Ehrenplatz vor dem neuen Haus in Eckersmühlen finden. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis der dann ehemalige Rother Pfarrer so richtig genießen kann, dass er seine Zeit dort und nicht mehr in stundenlangen Sitzungen, die eben auch zum Alltag eines Pfarrers gehören, verbringen darf.

Die Gemeinde indes muss sich auf eine längere Vakanz auf der zweiten Pfarrstelle einstellen. Zwar ist die Stelle bereits ausgeschrieben, bis zur Neubesetzung werden jedoch Monate vergehen, in denen Haupt- und Nebenamtliche versuchen müssen, die Lücke so gut als möglich zu schließen.

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