Bayerischer Zwiefacher mit Dudelsack und Rasta-Reggae
21.03.2011, 00:00 Uhr
Dabei hätte die Band Greding ohne ihr „Navi“ beinahe gar nicht gefunden. In Titting sei man ursprünglich gelandet, in der Hoffnung, dass es dort „etwas zu sehen gäbe“, wie die drei Jungs mit einem breiten Grinsen gestanden. Aber irgendwann haben sie die Schwarzachmetropole dann doch gefunden, und – so viel sei schon verraten – an diesem Abend blieb kein Auge trocken.
Schon während des ersten Liedes ihres Programms „Vogelfrei“ ließen sich „da Huawa“ (Christian Maier), „da Meier“ (Matthias Meier) und Siegi Mühlbauer alias „I“ die ersten Biere auf die Bühne bringen, der feuchtfröhliche Abend konnte also beginnen. Mit „geächteten Instrumenten“ würden sie heute ihre Lieder spielen, kündigten sie an. Gemeint war unter anderem der Dudelsack, aber keine Angst, die drei Jungs erwiesen sich als wahre Meister auf allen ihren Instrumenten, wovon jede Menge auf der Bühne zu finden waren. Neben Gitarre, Bass und Schlagzeug standen etliche Blechblasinstrumente herum, dazu steirische Harmonikas, Flöten und mehr.
Auf eine „vogelfreie Weltreise“ nahmen sie ihr Publikum mit, die – wie sollte es anders sein – im heimischen Wirtshaus begann. Was tun, wenn man gemütlich Schafkopfen will, aber einige Mitspieler immer nach draußen gehen müssen, brav dem Nichtraucherschutzgesetz Folge leistend? Natürlich das neueste „Schafkopf-Äpp“ schnell aufs Handy laden, und schon kann man nicht nur von draußen ordentlich mitklopfen, sondern der Einsatz wird einem auch gleich automatisch abgebucht.
So ist das mit der heutigen Wirtshauskultur, der auch der „Schachtelwirt“ (McDonalds) ordentlich Konkurrenz macht. In einem trotzig melancholischen Lied brachten sie ihr Bedauern über diese Entwicklung zum Ausdruck.
Im Wirtshaus hocken oft die Bauern, und eben denen war der nächste Song gewidmet, der „Bauern-Blues“, bei dem, wie beim Blues üblich, ordentlich gejammert wird. „Die Bauern haben schließlich das Jammern erfunden“, stellte Siegi Mühlbauer fest und erntete mit der Bemerkung nicht nur Zustimmung aus dem Publikum, aber er lieferte auch gleich die passende Begründung mit: „Die Bauern kaufen ihren Kindern die Gummistiefel immer ein paar Nummern zu klein, damit sie das Jammern möglichst bald lernen.“ Spätestens bei diesem Blues wurde deutlich, dass sich ihre musikalischen Fähigkeiten nicht nur auf „Zwiefacher“ und „Oberkrainer“ beschränken, sondern dass „Da Huawa, da Maier & i“ auch eine ordentliche Bluessession abliefern können, inklusive eingängiger Instrumentalsoli.
Richtiger Groove
Darüber hinaus überraschten die Drei neben der musikalischen Abwechslung auch immer wieder mit neuer Garderobe. Sei es als tschechische Wanderarbeiter auf dem „Gurkenflieger“ bei der Ernte, nicht gerade politisch korrekt, dafür sehr lustig, als Anarcho mit Che Guevara-T-Shirt und Palästinensertuch, als Frauenband, wovon sich eine Dame als Therapeutin für pädophile Priester vorstellte ( „Do mochst sicha fül Überstund’n!“) oder als kunterbunte Rasta-Reggae-Band, womit sie bewiesen, dass sie auch für diese Musik den richtigen Groove haben. Aber auch politisch wurde es hin und wieder, wie etwa bei dem makabren Lied „Mit der Tali-Bahn nach Afghanistan“.
Spät war es nach der letzten Zugabe, aber genauso wenig wie das tobende Publikum nach Hause gehen wollte wollte auch die Band die Bühne verlassen. Kein Wunder bei der ausgelassenen Stimmung, die „Da Huawa, da Maier & i“ mit mitreißender Musik und derben Sprüchen drei Stunden lang im Hippodrom verbreiteten, das dem Besucher an dem Abend noch viel bayerischer vorkam als sonst. Aber das lag diesmal nicht nur an der Deko.